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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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zwölf Löwenköpfen verziert war, und verkündete, daß die Gesetze der Maat die Kräfte des Bösen zum Schweigen bringen würden.
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    Von neuem gekrönt, huldigte Ramses wie beim ersten Mal seinen Vorfahren. Sie, die Wege ins Unsichtbare gebahnt hatten, stellten die Grundfesten des Königtums dar. Obgleich Setaou sich gern seiner Unerschütterlichkeit rühmte, konnte er sich der Tränen nicht erwehren. Noch nie war Ramses so erhaben gewesen, noch nie hatte ein Pharao so sehr das Licht Ägyptens verkörpert.
    Ramses verließ den großen Hof des Tempels, in dem die Zeit stillgestanden hatte, schritt durch den Säulensaal und stieg die Treppe zum Dach des Pylonen hinauf. Zwischen den zwei hohen Türmen erschien er gleich der Sonne des Mittags und zeigte seinem Volk das Vermächtnis der Götter.
    Da brandete ungeheurer Jubel auf. Unter lautem Beifall wurde Ramses für würdig befunden, weiterhin zu regieren; seine Worte verhießen Leben, seine Taten verbanden die Erde mit dem Himmel. Der Nil würde sich wieder bis zum Fuße der Hügel ausdehnen, seinen fruchtbaren Schlamm auf den Feldern ablagern und den Menschen sauberes Wasser sowie Fische in großer Zahl spenden. Da die Götter fröhlich waren, zog auch in die Herzen der Menschen Freude ein. Dank des Königs würde es Nahrung im Überfluß geben, so reichlich wie die Sandkörner an den Ufern des Nils. Sagte man Ramses dem Großen nicht nach, er knete den Wohlstand mit seinen Händen?
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    ACHTUNDZWANZIG
    WEI MONATE UND ein Tag. Ein stürmischer Tag nach z
    Z wei Monaten unauffälliger, aber gewissenhafter Ermittlungen. Serramanna hatte keine Kosten und Mühen gescheut. Seine besten Männer, erfahrene Söldner, waren beauftragt worden, Ameni zu beschatten und seine Räume zu durchsuchen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Der sardische Riese hatte sie jedoch gewarnt, daß er sie verleugnen würde, falls sie sich erwischen ließen, und ihnen angedroht, sie mit eigenen Händen zu erwürgen, falls sie ihn in die Sache hineinzogen. Als Belohnung hatte er ihnen zusätzliche arbeitsfreie Tage und Wein von bester Güte versprochen.
    Ameni aus seiner Schreiberstube zu locken erwies sich als schwierig. Erst eine Inspektionsreise ins Fayum hatte dem Sarden die unerwartete Gelegenheit beschert, allerdings war die Durchsuchung ergebnislos verlaufen. Weder in der zumeist unbenutzten Dienstwohnung noch in den Truhen seines Amtszimmers, geschweige denn zwischen oder hinter den Papyrusrollen und Schrifttafeln versteckte der Oberste Schreiber des Königs Unstatthaftes. Er kam weiterhin Tag und Nacht seinen Pflichten nach, aß viel und schlief wenig. Seine Besucher gehörten zumeist der hohen Verwaltung an; Ameni pflegte sich mit ihnen zu treffen, um Rechenschaft zu fordern und ihren Eifer anzuspornen.
    Bei den unergiebigen Berichten des Sarden fragte Setaou sich bereits, ob er nicht geträumt habe, aber sowohl er als auch Lotos hatten den Schiffsführer des Lastkahns deutlich den Namen Ameni aussprechen hören. Diese Ehrbeschmutzung ließ sich nicht aus dem Gedächtnis bannen.
    Serramanna spielte mit dem Gedanken, die Überwachung wieder einzustellen, denn seine Männer wurden unruhig, so 199

    daß ihnen über kurz oder lang ein Schnitzer unterlaufen würde.
    Und just da ereignete sich der so gefürchtete Vorfall. Am frühen Nachmittag, als Ameni allein in seinem Amtszimmer war, empfing er einen ganz und gar ungewöhnlichen Besucher: einen Mann mit mangelhaft geschabtem Bart, einäugig, grobschlächtig und das Gesicht von tiefen Falten durchzogen.
    Der unter Serramannas Befehlen stehende Söldner folgte ihm danach bis zum Hafen von Pi-Ramses und hatte keinerlei Mühe, herauszufinden, wer er war: der Schiffsführer eines Lastkahns.
    »Bist du dir ganz sicher?« fragte Setaou den Sarden.
    »Der Kerl ist mit einer Ladung von Krügen gen Süden gefahren. Da drängt sich die Schlußfolgerung geradezu auf.«
    Ameni an der Spitze einer Bande von Dieben! Ameni, der die Verwaltung besser als sonst irgend jemand kannte und sie zu seinem eigenen Vorteil nutzte … Und vielleicht noch zu Schlimmerem.
    »Ameni hat sich eine Weile in Geduld gefaßt«, bemerkte der Sarde, »aber schließlich mußte er wieder Verbindung zu seinen Spießgesellen aufnehmen.«
    »Ich will es nicht glauben.«
    »Tut mir leid, Setaou, aber ich muß Ramses erzählen, was ich weiß.«
    Vergiß deine Klagen, schrieb König Hattuschili an den Pharao von Ägypten, halte deinen Arm zurück und erlaube uns, die Luft des

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