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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dunkel abzeichnete! Nur, davon mußte Ramses erst einmal überzeugt werden.

    Setaou wusch die Kupferschalen, Wasserschläuche und Filter unterschiedlicher Größe, indes Lotos die Wandbretter der Forschungsstätte säuberte. Danach streifte der Schlangenkundige sein Gewand aus Antilopenleder ab, tauchte es in Wasser und wand es aus, um die heilkräftigen Lösungen, mit denen es getränkt war, herauszuwaschen. Es oblag Lotos, mit den Kostbarkeiten, die ihnen die schwarze Kobra, die Puffotter, die Hornviper und ihresgleichen mehr bescherten, das lederne Hemd aufs neue in eine tragbare Arzneikammer zu verwandeln. Die schöne Nubierin beugte sich über die braune, zähe Flüssigkeit. In verdünntem Zustand würde sie ein 251

    wirksames Mittel gegen Beschwerden des Blutkreislaufs und gegen Herzschwäche ergeben.
    Als Ramses die Forschungsstätte betrat, verneigte Lotos sich, doch Setaou ging weiter seiner Beschäftigung nach.
    »Du bist schlecht gelaunt«, stellte der König fest.
    »Stimmt.«
    »Mißbilligst du meine Vermählung mit dieser hethitischen Prinzessin?«
    »Auch das stimmt.«
    »Und weshalb?«
    »Sie bringt dir Unglück.«
    »Übertreibst du da nicht, Setaou?«
    »Lotos und ich verstehen uns gut auf Schlangen. Um in ihrem Gift das Leben aufzuspüren, braucht man besondere Fähigkeiten und Übung. Diese hethitische Viper ist imstande, in einer Weise anzugreifen, die selbst der Geübteste nicht vorhersehen kann.«
    »Bin ich nicht dank deiner gegen alle Kriechtiere gefeit?«
    Setaou brummte in seinen Bart. Von Jugend an hatte er in der Tat viele Jahre lang Ramses einen Trank verabreicht, der winzige Mengen Schlangengift enthielt, um ihn gegen alle möglichen Bisse unempfindlich zu machen.
    »Du vertraust zu sehr auf deine Kraft, Majestät … Lotos glaubt zwar, du seist beinahe unsterblich, aber ich bin überzeugt, daß diese Hethiterin darauf aus ist, dir zu schaden.«
    »Es wird allerdings gemunkelt, sie sei sehr verliebt«, wandte Lotos kaum hörbar ein.
    »Na und!« rief der Schlangenbeschwörer. »Wenn die Liebe in Haß umschlägt, ist sie eine fürchterliche Waffe. Diese Frau wird versuchen, ihr Volk zu rächen, das ist doch klar! Steht ihr dazu nicht ein unerwartetes Schlachtfeld zur Verfügung? Der 252

    ganze königliche Palast! Aber Ramses hört natürlich nicht auf mich.«
    Der Pharao wandte sich an Lotos.
    »Was meinst du?«
    »Maat-Hor ist schön, geistreich, schlau, ehrgeizig und … eine Hethiterin.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, gelobte Ramses.

    Sehr aufmerksam las der König den Bericht, den Ameni ihm gebracht hatte. Der Oberste Schreiber, bleich und mit immer spärlicherem Haar, hatte die Aussagen des zornentbrannten Serramanna mit sicherer Hand niedergeschrieben.
    »Uriteschup und der Libyer Malfi sind vermutlich Spießgesellen … Aber wir haben keinerlei Beweis.«
    »Kein Gericht wird sie verurteilen«, gab Ameni zu.
    »Dieser Malfi … Hast du von dem schon einmal etwas gehört?«
    »Ich habe in den Archiven des Amtes für die Beziehungen zu den Fremdländern gestöbert, Achas Aufzeichnungen durchgesehen und Kenner Libyens befragt: Malfi ist der Anführer eines kriegerischen, uns gegenüber besonders rachsüchtig gesinnten Stammes.«
    »Handelt es sich nur um eine Horde von Verrückten, oder besteht eine echte Gefahr?«
    Ameni ließ sich Zeit zum Nachdenken.
    »Ich würde dir gern eine beruhigende Antwort geben, doch es geht ein Gerücht um, Malfi habe mehrere bisher verfeindete Stämme miteinander verbündet.«
    »Ein Gerücht oder Gewißheit?«
    »Den Wüstenjägern ist es nicht gelungen, sein Lager ausfindig zu machen.«
    253

    »Dennoch kam dieser Malfi in unser Land herein, ermordete einen anderen Libyer in dessen Werkstatt und konnte Ägypten ungestraft wieder verlassen!«
    Ameni befürchtete einen der seltenen, aber dafür um so heftigeren Wutausbrüche des Königs.
    »Wir wußten ja nicht, was er anrichten würde«, gab der Schreiber zu bedenken.
    »Wenn wir das Übel nicht mehr zu erkennen vermögen, wie wollen wir dann das Land regieren?«
    Ramses erhob sich und trat an das große Fenster seines Arbeitszimmers, von dem aus er in die Sonne blickte, ohne daß sie ihn blendete. Die Sonne, sein Schutzgestirn, verlieh ihm jeden Tag die Kraft, seine Pflicht zu erfüllen, auf welche Schwierigkeiten er dabei auch stoßen mochte.
    »Wir dürfen Malfi nicht unterschätzen«, erklärte der König.
    »Die Libyer sind nicht imstande, uns anzugreifen.«
    »Auch eine Handvoll Dämonen

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