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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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um Tag neu stellt und nie ganz erfüllen läßt.«
    Die Hethiterin wirkte verstimmt.
    »Ich … ich verstehe nicht.«
    »Du bist das lebende Sinnbild für den Frieden zwischen Ägypten und Hatti«, erklärte Ramses. »Viele Tote säumen den Weg, der zum Ende unserer langen Auseinandersetzungen geführt hat. Dank deiner, Maat-Hor, hat die Freude das Leid abgelöst.«
    »Bin ich etwa nur ein Symbol?«
    »Du wirst noch viele Jahre brauchen, bis du die Geheimnisse Ägyptens ergründet hast. Lerne, der Maat zu dienen, unserer Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit, dann wird dein Leben von Licht erfüllt sein.«
    Die Hethiterin erhob sich und bot dem Herrn der Beiden Länder die Stirn.
    »Ich möchte an deiner Seite regieren, Ramses.«
    »Du bist noch ein Kind, Maat-Hor. Sag dich erst einmal von deinem verspielten Eigensinn los, tue deiner Stellung Genüge und gewähre der Zeit, ihr Werk zu vollenden. Und jetzt laß mich allein, Wächter hat mir noch eine Menge anzuvertrauen.«
    Gekränkt rannte die Hethiterin in ihre Gemächer zurück.
    Ramses sollte sie nicht vor Wut weinen sehen.
    261

    SIEBENUNDDREISSIG
    ÄHREND DER MONATE, die diesem Gespräch mit W Ramses folgten, gab sich Maat-Hor bezaubernd. In prächtigen Gewändern verlieh sie mit ihrer Schönheit und ihrem Liebreiz festlichen Abenden Glanz, wobei sie vollendet die Rolle der Königin spielte, die Geselligkeiten überaus zugetan war. Den Ratschlägen des Königs folgend, machte sie sich mit den Gepflogenheiten bei Hofe vertraut und vertiefte ihre Kenntnisse ägyptischer Kultur.
    Maat-Hor stieß zwar auf keinerlei Feindseligkeit, vermochte aber Amenis Zuneigung nicht zu erringen, von dem jeder behauptete, er sei der engste Freund des Herrschers. Setaou, der andere Vertraute, war mit Lotos wieder gen Nubien aufgebrochen, um das Gift seiner geliebten Kriechtiere zu sammeln und seine Ideen zur Entwicklung dieser Region in die Tat umzusetzen.
    Die junge Hethiterin hatte alles und besaß nichts. Der Macht so nahe, konnte sie dennoch nicht an ihr teilhaben, und allmählich beschlich Bitterkeit ihr Herz. Vergebens trachtete sie danach, Ramses zu erobern, und zum erstenmal zweifelte sie an sich selbst. Allerdings würde sie dem Pharao keine Gelegenheit geben, es zu merken. Deshalb suchte sie Zerstreuung auf Festen und bei Vergnügungen, bei denen sie die unbestrittene Königin war.
    An diesem Herbstabend fühlte Maat-Hor sich müde. Sie schickte ihre Bediensteten fort, legte sich auf ihr Ruhebett und träumte mit offenen Augen von Ramses, von diesem allmächtigen, unerreichbaren Mann.
    Ein Windhauch blähte den dünnen Leinenvorhang an ihrem Fenster. Zumindest vermeinte die Hethiterin dies, bis plötzlich ein Mann mit wallendem Haar und stattlichem Oberkörper 262

    auftauchte.
    Maat-Hor setzte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wer bist du?«
    »Ein Hethiter, wie du.«
    Im Mondlicht konnte die Königin die Gesichtszüge des unerwarteten Besuchers erkennen.
    »Uriteschup!«
    »Erinnerst du dich noch an mich, kleines Mädchen?«
    »Wie wagst du es, in mein Gemach einzudringen!«
    »Das war nicht leicht, ich lauere dir schon seit geraumer Zeit auf. Weil mich Serramanna, dieser Dämon, ständig überwachen läßt, mußte ich lange warten, bis ich mich in deine Nähe wagen konnte.«
    »Uriteschup … Du hast König Muwatalli getötet, und du hast versucht, meinen Vater und meine Mutter umzubringen.«
    »Das liegt alles weit zurück … Heute sind wir beide nur noch zwei nach Ägypten verbannte Hethiter.«
    »Vergißt du, wer ich bin?«
    »Eine hübsche Frau, die dazu verurteilt ist, sich am schönen Schein zu berauschen.«
    »Ich bin die Gemahlin von Ramses und die Königin dieses Landes!«
    Uriteschup setzte sich an das Fußende des Bettes.
    »Gib dich nicht länger deinen Träumen hin, kleines Mädchen.«
    »Ich rufe die Wache!«
    »Na gut, rufe sie doch.«
    Eine Weile blickten Uriteschup und Maat-Hor einander herausfordernd an. Dann stand die junge Frau auf und goß sich eine Schale Wasser ein.
    263

    »Du bist ein Ungeheuer und ein Rohling! Weshalb sollte ich dir, dem verräterischen Befehlshaber, Gehör schenken?«
    »Weil wir beide demselben Volk entstammen, das für alle Zeit der Feind dieses fluchbeladenen Ägypten sein wird.«
    »Hör auf, Unsinn zu reden! Es gibt seit Jahren einen Friedensvertrag.«
    »Hör du auf, dir etwas vorzumachen, Maat-Hor! Für Ramses bist du nur eine Fremde, die bald in der Abgeschiedenheit eines Harims verschwinden

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