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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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kann Unheil säen, Ameni.
    Dieser Libyer lebt in der Wüste, dort lockt er zerstörerische Mächte an und träumt davon, sie gegen uns einzusetzen. Es wird keinen Krieg geben, wie wir ihn gegen die Hethiter geführt haben, sondern eine andere Art von Zusammenstoß, heimtückischer, aber nicht minder heftig. Ich spüre Malfis Haß.
    Er wächst, und er rückt näher.«
    Früher hatte Nefertari sich ihre Gabe der Seherin zunutze gemacht, um des Königs Handeln zu lenken, doch seit sie als Stern am Himmel strahlte, hatte Ramses das Gefühl, daß ihr Geist in ihm fortlebte und ihn nach wie vor leitete.
    »Serramanna wird gründlich ermitteln«, versicherte Ameni.
    »Bedrückt dich sonst noch etwas, mein Freund?«
    »Nicht mehr als etwa hundert Probleme, wie jeden Tag, und alle sehr dringend.«
    »Es ist wohl zwecklos, wenn ich dich bitte, dir ein wenig 254

    Ruhe zu gönnen?«
    »An dem Tag, an dem es keine Probleme mehr zu lösen gibt, werde ich mich ausruhen.«
    255

    SECHSUNDDREISSIG
    IT ASCHE UND Natron rieb die beste Masseuse des P
    M alastes Maat-Hors Haut ab. Dann wusch sie die junge Hethiterin mit einem aus der Rinde und dem Milchsaft des Seifenbaumes gewonnenen Mittel und bat sie, sich auf die warmen Steinplatten zu legen. Das wohlriechende Salböl linderte den Schmerz, löste Verspannungen und parfümierte den Körper.
    Maat-Hor vermeinte, im Paradies zu sein. Nie hatte sich am Hofe ihres Vaters, des Königs Hattuschili, jemand mit soviel Sorgfalt und Fingerspitzengefühl ihrer angenommen.
    Schminkmeisterinnen sowie Hand- und Fußpflegerinnen wandten ihre Kunst vollendet an, und die neue Königin Ägyptens fand sich von Tag zu Tag schöner. War das nicht eine unerläßliche Voraussetzung, wenn sie Ramses’ Herz erobern wollte? Vor Jugend und Glück strahlend, fühlte Maat-Hor sich unwiderstehlich.
    »Und jetzt«, erklärte die Masseuse, »kommt die Salbe gegen Falten.«
    »In meinem Alter? Du bist ja toll!«
    »Da muß man beginnen, gegen das Altern anzukämpfen, nicht erst, wenn es zu spät ist.«
    »Aber …«
    »Vertraue mir, Majestät, für mich ist die Schönheit der Königin Ägyptens eine Staatsangelegenheit.«
    Maat-Hor gab sich geschlagen und überließ ihr Gesicht den Händen der Masseuse, die eine kostbare Pomade aus Honig, rotem Natron, Alabasterstaub, Samen vom Bockshornklee und Eselsmilch auftrug.
    Erst fühlte sie sich auf der Haut kühl an, doch dann wurde 256

    eine sanfte Wärme spürbar, die Alter und Häßlichkeit in weite Ferne schob.
    Die junge Königin schwirrte von Festmahl zu Festmahl, wurde von Adligen und Reichen empfangen, besuchte die Harims, in denen Weben, Musik und Poesie gelehrt wurde, und machte sich jeden Tag genüßlich ein wenig mehr mit der Kunst vertraut, wie eine Ägypterin zu leben.
    Alles war noch schöner, als sie es sich erträumt hatte. Sie dachte nicht mehr an Hattuscha, die freudlose und graue Hauptstadt aus ihrer Kindheit, die allein dem Zweck gedient hatte, von militärischer Stärke zu künden. Hier, in Pi-Ramses, gab es keine hohen Mauern, sondern Gärten, spiegelnde Wasserflächen und mit glasierten Kacheln verzierte Häuser, die Ramses’ Hauptstadt den Beinamen »die Türkisfarbene«
    eingetragen hatten, und hier mischte sich die Lebensfreude mit dem Gesang der Vögel.
    Als hethitische Prinzessin hatte sie von Ägypten geträumt, und nun gehörte ihr Ägypten! Sie war dessen Königin, von allen geachtet.
    Aber herrschte sie wirklich? Sie wußte, daß Nefertari jeden Tag an der Seite ihres Gemahls gearbeitet, an der Führung des Staates teilgenommen und sogar in hohem Grade am Zustandekommen des Friedensvertrages mit den Hethitern mitgewirkt hatte.
    Sie, Maat-Hor, ergötzte sich statt dessen an Prunk und Vergnügungen, sah Ramses jedoch nur sehr selten. Gewiß, er schlief mit ihr, voller Verlangen und Zärtlichkeit, blieb aber dennoch unnahbar, und sie übte keinerlei Macht über ihn aus.
    Auch von den Geheimnissen des Regierens hatte sie noch nichts erfahren.
    Doch diese Erfolglosigkeit war bestimmt nicht von Dauer.
    Eines Tages würde sie Ramses in ihren Bann schlagen, ihn beherrschen. Klugheit, Schönheit und die eine oder andere List 257

    würden ihre Waffen sein. Es mochte ein langer und schwieriger Kampf werden, für den sie alles aufbieten mußte, dennoch zweifelte die junge Hethiterin nicht daran, daß sie ihn gewinnen würde. Was sie heiß begehrte, hatte sie noch immer erreicht. Und nun hegte sie nur einen Wunsch: eine so glanzvolle Königin zu

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