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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Herrschers brachte ihnen die gewohnten Nahrungsmittel: Brotlaibe, Säcke voller Bohnen, frisches Gemüse, Fisch erster Güte sowie gedörrtes und eingelegtes Fleisch. Die Verwaltung lieferte auch Sandalen, Stoffe und Salben.
    Maat-Hor stützte sich auf Ramses’ Arm, um vom Wagen zu steigen.
    »Was machen wir hier?«
    »Etwas, was für dich sehr wichtig ist.«
    Unter den Jubelrufen der Handwerker und ihrer Familien schritt das Königspaar auf das weiße Haus des Vorstehers dieser Gemeinschaft zu, eines Mannes von etwa fünfzig Jahren, dessen bildhauerische Begabung allen Bewunderung abrang.
    »Wie kann ich Deiner Majestät nur für die großzügigen Gaben danken?« fragte er, während er sich verneigte.
    »Ich kenne den Wert deiner Hand und weiß, daß du und die Brüder deiner Zunft der Müdigkeit nicht achten. Ich beschütze euch und beschere eurer Gemeinschaft Wohlstand, auf daß ihre Werke unsterblich werden.«
    »Befiehl, Majestät, und wir führen es aus.«
    »Komme mit mir, ich zeige dir die Stellen für zwei 245

    Baustätten, die ohne Aufschub in Angriff zu nehmen sind.«
    Als der Wagen in die Straße zum Tal der Könige einbog, wurde Maat-Hor von Angst erfaßt. Beim Anblick des von der Sonne ausgeglühten felsigen Landstrichs schnürte sich ihr das Herz zusammen. Dem Prunk und der Bequemlichkeit des Palastes entrissen, empfand sie diese Steinwüste als überaus bedrückend.
    An dem Tag und Nacht bewachten Eingang in das Tal der Könige wurde Ramses von etwa sechzig Würdenträgern verschiedenen Alters erwartet. Sie hatten kahlgeschorene Köpfe, trugen breite Halskragen sowie lange, gefältelte Schurze, und jeder hielt einen Stab aus Sykomorenholz in der Hand, der mit einer Straußenfeder geschmückt war.
    »Das sind meine ‹Söhne des Königs›«, erklärte Ramses.
    Die Würdenträger hoben ihre Stäbe, bildeten ein Ehrenspalier und folgten dann dem Herrscher in feierlichem Zug.
    Nicht weit vom Eingang in sein Haus für die Ewigkeit blieb Ramses stehen.
    »Hier«, so befahl er dem Vorsteher von Deir el Medineh,
    »legst du eine riesige Grabstätte an, mit Säulensälen und so vielen Sargkammern, wie es ‹Söhne des Königs› geben wird.
    Gemeinsam mit Osiris werde ich sie für immer beschützen.«
    Dann überreichte er dem Mann einen Plan, den er selbst auf einem Papyrus gezeichnet hatte.
    »Das ist das Haus für die Ewigkeit der Großen königlichen Gemahlin Maat-Hor. Das gräbst du im Tal der Königinnen, in einiger Entfernung von dem Isets der Schönen und weit weg von dem Nefertaris.«
    Die junge Hethiterin erbleichte.
    »Mein Grab, aber …«
    »So gebietet es bei uns die Tradition«, erklärte Ramses.
    »Sobald einem Menschen schwere Pflichten auferlegt werden, 246

    muß er ans Jenseits denken. Der Tod ist unser bester Ratgeber, denn er ordnet unser Handeln richtig ein und gestattet uns, das Wesentliche von Belanglosem zu unterscheiden.«
    »Aber ich möchte mich nicht traurigen Gedanken hingeben.«
    »Du bist keine Frau mehr wie alle anderen, Maat-Hor, und du bist auch keine hethitische Prinzessin mehr, die allein auf ihr Vergnügen bedacht ist, sondern du bist die Königin von Ägypten. Also zählt allein deine Pflicht. Um das zu begreifen, mußt du deinem eigenen Tod begegnen.«
    »Ich weigere mich!«
    Ramses’ Blick ließ Maat-Hor sogleich bereuen, daß sie diese Worte ausgesprochen hatte. Die Hethiterin sank auf die Knie.
    »Vergib mir, Majestät!«
    »Steh auf, Maat-Hor! Du bist nicht meine Dienerin, sondern die Dienerin der Maat, der Ordnung des Weltalls, die Ägypten erschaffen hat und es überdauern wird. Und jetzt wenden wir uns deinem Schicksal zu.«
    Trotz ihrer Angst war die junge Hethiterin stolz, zumal es ihr gelang, ihre Furcht zu zügeln, als sie das Tal der Königinnen besuchte, das ihr weniger düster erschien als das der Könige.
    Da das Gelände nicht von hohen Felsen eingeschlossen, sondern zur Welt der Lebenden hin offen war, deren Nähe Maat-Hor spürte, richtete sie ihr ganzes Augenmerk auf den klaren Himmel und rief sich die Schönheit des wahren Tales, des Niltales, in Erinnerung, in dem sie unzählige frohe und vergnügte Stunden zu erleben hoffte.
    Ramses dachte an Nefertari, die hier im Goldsaal eines prachtvollen Hauses für die Ewigkeit ruhte, wo ihre Seele stets aufs neue auferstand, in der Gestalt eines Phönix, eines Lichtstrahls oder eines Windhauchs, der bis ans Ende der Welt wehte. Nefertari, die in einer Barke über den Himmel segelte.
    Maat-Hor schwieg,

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