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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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Eigentlich erwartete
ich schon in die Schwärze zu fallen und den weißen Wolf wiederzusehen, doch in
meinem Inneren wusste ich auch, dass ich nicht wieder in mein Bewusstsein
zurückkehren würde, sollte ich mich jetzt ergeben. Aber ich war so müde! Die
Müdigkeit zerrte an allem an mir: Muskeln, Sinne, Organe ... Alles wollte
schlafen und am besten im Augenblick der Ruhe auf ewig verweilen. Dieser Drang
einfach zu schlafen wetteiferte mit dem letzten Rest Bewusstsein, an das ich
mich klammerte, und das doch verlor, je mehr Zeit verstrich. Ich kämpfte gegen
meinen eigenen Körper.
    Die Grenze zwischen Ironie und Schicksal ist ein
schmaler Grad ... Jetzt, wo ich etwas gefunden habe, für das ich nur zu gerne
leben würde, greift der Tod mit starker Hand nach mir ... Das ist so typisch
für mich , dachte ich säuerlich und
sammelte meine Willenskraft, um meine Sinne zumindest ein bisschen zu schärfen.
Ich wollte wissen, was um mich herum geschah.
    „... ihr kann man nicht mehr helfen ...“, fing ich
einen Gesprächsfetzen auf. Das wusste ich schon. Oder – dem Entsetzen in meinem
Herzen nach zu urteilen – hatte es vermutet, aber nicht wahrhaben wollen.
    „... muss ... Weg geben!“ Das musste Ayden gewesen
sein. Diese Worte wären fürwahr typisch für ihn in so einer Situation. Ich
wollte eigentlich lächeln, aber selbst das war schon zu anstrengend.
    „Ayden ... wenn ... ob das besser ist?“ Diese Stimme
musste zu Kenneth gehören.
    „Ich kann und will sie nicht sterben …, selbst ... sie
mich hasst ...“ Ich wurde wieder etwas wacher. Was hatte Ayden vor? Ich zwang
meine Augen dazu, sich wieder schärfer zu stellen, damit ich sehen konnte, wer
da über mir kniete. Wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich es schon, aber
Gewissheit war nichts Schlechtes.
    Ayden, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte,
kniete halb über mir. In seinen Augen sah ich das Glitzern von Tränen, sein
Gesicht war vor seelischem Leid verzogen und Verzweiflung und ohnmächtige Angst
schrien mich aus seiner Mimik und Gestik an. Er diskutierte wieder mit seinem
Vater, der schräg hinter ihm stand. Noch ein wenig hinter ihm hatte sich der
größte Teil von Aydens Familie versammelt, auch ein paar der freundlichen
Vampire, der Rest war wohl verwundet worden und musste sich erst einmal
verarzten.
    Der Schwarzhaarige schüttelte auf einmal energisch den
Kopf, sodass seine Haare in alle Richtungen peitschten, dann hob er seinen
linken Arm, sodass er seine Pulsader sehen konnte. Mit einem Ruck führte er ihn
zu seinem Mund, öffnete diesen und biss herzhaft mit zwei überlangen Reißzähnen
in seinen Unterarm. Ich war geschockt. Nicht nur wegen des ultimativen
Beweises, dass Ayden ein Vampir war – seine Fangzähne hatte ich noch nie zuvor
gesehen – sondern wegen dieser für mich völlig sinnlosen Selbstverletzung. Der
junge Mann ließ es dabei aber nicht bewenden. Soweit ich es sehen konnte, ließ
er von seinem Arm nicht ab und schien sogar sein eigenes Blut zu trinken .
Dünne Rinnsale purpurroten Blutes traten zwischen der Grenze von seinen Lippen
und der Haut seines Armes hervor und bahnten sich in geraden oder fast schon
verschnörkelten Bahnen ihren Weg, bis sie schließlich endeten und zu kleinen
Tropfen wurden, die auf den Boden fielen.
    Der junge Mann ließ mit zusammengepressten Lippen von
seinem stark blutenden Arm ab, an dem ich für eine Sekunde sogar die tiefe
Bisswunde sehen konnte, dann hob er mit der Hand, die zu dem unverletzten Arm
gehörte, meinen Kopf. Genauso schnell, wie er zuvor in sein eigenes Fleisch
gebissen hatte, senkte er nun sein Haupt zu mir, presste seine Lippen auf meine,
zwang beide mit seiner Zunge herrisch auseinander. Anstatt wie sonst meine
Mundhöhle mit ihr zu erkunden, suchte er meine eigene Zunge und drückte sie
hinunter?! Im nächsten Moment spürte und schmeckte ich eine warme,
eisenhaltige, leicht süßliche Flüssigkeit in meinem Mund, die – weil er mit
seiner Zunge dafür sorgte – ungehindert weiter in meinen Rachen floss. Mit
einem Schlag wusste ich, was er getan hatte. Er hatte sein eigenes Blut in
seinen Mund gesaugt und flößte mir dieses ein, aber ... Wieso? Ich schüttelte
kaum merklich den Kopf, weil ich sein Blut nicht trinken wollte, aber selbst
bei voller Stärke konnte ich gegen ihn nicht ankommen, wenn er erst einmal
einen Entschluss gefasst hatte, dementsprechend war es jetzt erst recht
vollkommen unmöglich. Um nicht an seinem Blut zu ersticken, schluckte ich

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