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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
Autoren: Anja Hochmuth
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die
Anatomie des menschlichen Körpers durch und vertrieb mir die Unendlichkeit
damit, zu beobachten, welche Muskeln als Nächstes wieder erwachten. Ich hob
meinen Arm. Es war alles wie gehabt. Oder nicht ganz. Es ging leichter. Mein
eigener Arm war mir früher immer viel schwerer vorgekommen, jetzt allerdings ...
wie eine Feder. Ich krümmte meine Finger und Zehen, kugelte mich ein, erkundete
sozusagen die Tatkraft meines Körpers neu.
    Plötzlich schaltete sich auch wieder mein Sinn für
Gleichgewicht ein und ich merkte, dass ich lag. Konnte man im Nichts liegen?
Wie konnte man dort überhaupt zwischen oben und unten unterscheiden? Es war
eigentlich unmöglich. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, aber wie konnte
ich? Just in dem Moment ging mir auf, dass ich nicht in der Schwärze trieb,
sondern dass ich einfach die Augen geschlossen hatte und deswegen nichts sehen
konnte. Wenn ich sie öffnete ... Was würde ich dann sehen? Eine andere Welt?
Meine Neugier sagte mir, dass ich es darauf ankommen lassen sollte und so
schlug ich die Augen auf. Es war so einfach ...
     
    Zunächst war alles verschwommen, aber in
atemberaubender Geschwindigkeit machte ich Konturen und Farben aus, bis ich
schließlich ein Gesamtbild hatte, mit dem ich seltsamerweise etwas anfangen
konnte. Ich war in einem abgedunkelten Zimmer. Ich starrte zur Decke hoch, die
mir irgendwie vertraut vorkam und dann doch wieder nicht. Ich war verwirrt. Ich
wollte mehr sehen, daher wandte ich leicht den Kopf und ließ meinen Blick weiter
schweifen. Jetzt war ich mir sicher. Ich kannte dieses Zimmer. Aber ...
hatte ich schon immer die Holzmaserung des Stuhls unweit des Fensters vom Bett
aus so genau sehen können? Ich setzte mich auf und war mir sicher. Ich war im
Haus der Phynix und zwar in Aydens Zimmer. Nur wie? Ich ließ meinen Blick über
all die vertrauten Gegenstände schweifen und bemerkte dabei, dass sie mir doch
zum Teil fremd waren. Waren an der Vase schon immer so feine Ornamente gewesen?
Konnte ich von hier schon immer die kleinen Buchrücken der sich
aneinanderreihenden Bücher im Regel lesen?
    Ich schwang meine Beine über die Bettkante und stand
auf. Es ging alles ohne Probleme. Keine Müdigkeit mehr, kein Schmerz mehr – es
war, als wäre ich neu geboren worden. Oder zumindest einmal richtig
ausgeschlafen und vollends gesund. Ich ging versuchsweise ein paar Schritte und
wunderte mich, wieso das alles so einfach ging. Dann hörte ich Schritte aus dem
Flur und wartete, dass jeden Moment die Tür aufgehen würde. Aber es geschah
nichts. Dann hörte ich das leise Rascheln der Blätter und Nadeln der Bäume
außerhalb. Und dann öffnete sich doch die Tür. So spät?
    Ayden blieb wie angewurzelt stehen und starrte mich
überrascht an. Ich war in der Lage, ihn und seine übernatürlichen Sinne
zu überraschen? Er schien ziemlich unaufmerksam geworden zu sein ...
    „Was ist?“, fragte ich, mich leicht unwohl fühlend,
weil er mich immer noch anstarrte und nichts sagte. Er schien wegen irgendetwas
sprachlos zu sein. „Alles in Ordnung?“, versuchte ich nochmals eine Antwort aus
ihm herauszubekommen und dieses Mal schien er aus seiner Starre zu erwachen.
    „Ja. Ich meine ... eigentlich schon ...“, sagte er und
wandte auf einmal den Blick von mir ab.
    „Eigentlich?“, ermutigte ich ihn dazu, mich
aufzuklären. Aber er schwieg, die Hände zu Fäusten geballt und die Augen
zusammengekniffen. Er sah aus, als wenn er unglaublich wütend auf sich selbst
wäre.
    „Ayden?“, trat ich nun ebenfalls verunsichert an ihn
heran, er jedoch schüttelte nur den Kopf.
    „Bitte verzeih mir“, flehte er dann und blickte mich
gequält an.
    „Was soll ich denn verzeihen??“, machte ich meiner
Verwirrung Luft, doch diese einfache Frage brachte den jungen Mann wieder dazu,
sich von mir abzuwenden und sogar den Raum zu verlassen. Allmählich wurde ich
wütend. Ich wollte wissen, was los war, und er wich mir einfach aus, nachdem er
kryptische Andeutungen gemacht hatte. Ich rannte zu ihm und stellte mich darauf
ein, dies so schnell wie möglich zu tun, um mit ihm mithalten zu können – als
ich eine Millisekunde später auch schon vor ihm stand.
    „Also, was ist ... los ...“, wollte ich den Faden
wieder aufnehmen, als mir dämmerte, was gerade geschehen war. Ich sah an mir
herab. Es war alles normal, aber wie hatte ich so unglaublich schnell rennen
können? Dann hörte ich unten ruhige Gespräche in verschiedenen Sprachen. Das
Wohnzimmer? Sonst konnte
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