Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
Gedanken. Es wartete schließlich niemand auf mich und diese Gewissheit
der Freiheit beflügelte mich. Ich stöberte hier und da, wobei ich sorgsam
darauf achtete, ab und an auf meine Armbanduhr zu sehen und beobachtete halb
schon mit Schrecken, wie der Bücherstapel der potenziellen Einkäufe
schwindelerregend schnell wuchs. Kurz vor fünf hievte ich meinen beachtlichen
Buchstapel zur Kasse, wo ich ohne Bedenken mit der Karte bezahlte – es gab
keinen Zweifel, dass ich genug Geld für zehn solcher Einkäufe auf dem Konto
hatte, schließlich waren schon einige Tage ins Land gezogen, in denen mir meine
Eltern immer das Geld überwiesen hatten.
Die Stofftaschen spannten gefährlich, rissen jedoch
nicht, als ich zum McDonalds lief. Eigentümlicherweise war es schon recht
dunkel, was an den dicken Wolken am Himmel lag, und meine Stirn legte sich in
Falten. Nicht nur, weil die Straße ziemlich verlassen wirkte, sondern auch,
weil ich mir Gedanken darüber machte, ob unser Flug starten würde. Ich hörte
Schritte hinter mir und wurde nervös, beruhigte mich jedoch gleichzeitig damit,
dass, wenn wirklich jemand so blöd sein sollte, mich zu überfallen, er eine prall
gefüllte Tasche mit dicken Wälzern gegen den Kopf kriegen würde, was ihn
definitiv außer Gefecht setzen würde. Trotzdem, sicherheitshalber lief ich
schneller. Ich hatte keine Ahnung, wie weit es noch zu dem Fast-Food-Restaurant
war, doch ich bildete mir ein, vor mir die Leuchttafel zu sehen.
Mit einem Mal war Ayden – knurrend?! – an meiner
Seite, schlang einen Arm um meine Taille und zerrte mich schnell zu dem Schild,
drängte mich die Treppe hinauf und in das Lokal, wobei jeder seiner Muskeln
angespannt war und er einen mörderischen Gesichtsausdruck hatte. Er stieß mich
hinein und wirbelte auf dem Absatz herum, ebenso wie ich, sodass er zwei
bulligen Typen gegenüberstand, die mich unverhohlen anzüglich anlächelten. Dann
fiel ihr Blick auf Ayden – eigenartig, dass sie ihn vorher hatten ignorieren
können – und sie wurden leichenblass, was komisch hätte aussehen können, wenn
sie mich nicht gerade eben noch verfolgt hätten. Sie stolperten rückwärts und
suchten das Weite, während Ayden Anstalten machte, ihnen zu folgen. „Lass
sie!“, schaltete ich mich sofort ein. Ayden mochte zwar stark sein, aber gegen
zwei Typen, die wie Bodybuilder aussahen, würde er wohl nicht ankommen. „Und warum sollte ich das tun?“, grollte der Schwarzhaarige mit Blick nach draußen, er schien
immer noch auf dem Sprung zu sein. Da ich mir nicht anders zu helfen wusste,
packte ich ihn am Arm und zog ihn demonstrativ zu mir. „Sie verdienen den Tod
und ich werde ihn ihnen geben, gnädig, wie ich bin.“
„Nein, das tust du nicht“, sagte ich verärgert,
woraufhin Ayden mich irritiert ansah. „Dir ist schon bewusst, dass sie dir
gefolgt sind und dich …?“
„Ja – ich meine – ich hatte es befürchtet“, unterbrach
ich ihn. „Aber du sollst nicht meinetwegen zum Verbrecher werden.“
„Was, wenn ich das in gewisser Weise schon bin?“ Da
war schon wieder dieses frustrierende Etwas, über das er sprach. Grrr.
„Das glaube ich dir nicht, und nichts kann so schlimm
sein wie ein Mord“, beharrte ich und zog ihn zu einem Platz, damit er von der
Tür wegkam. „Möchtest du was?“
„Nein.“ Ayden sah verstimmt aus und ich beschloss, ihn
für die Dauer des Bestellens allein zu lassen. Sollte er sich rausschleichen
wollen, würde ich ihn sehen. Kurz darauf kam ich mit einem McChicken-Menü
zurück und legte das Tablett zwischen uns. „Damit das mal klar ist, du isst
auch was.“
„Warum?“, wollte Ayden mit dem Anflug eines Grinsens
ob meines befehlsheischenden Tons wissen.
„Damit du dich abreagierst und auf etwas anderes
konzentrierst“, gab ich kräftig zurück und aß zögernd eine Pommes.
„Damit ich mich auf etwas anderes konzentriere, muss
ich nichts essen“, grinste Ayden nun wieder vollauf er selbst. „Deine
Anwesenheit reicht vollkommen aus.“ Ich blinzelte ungläubig, dann wandte ich
mich meinem McChicken zu. Wieso musste er mich auch immer in Verlegenheit
bringen? Er seufzte und sah verärgert zur Tür, gerade so, als dachte er, wir
würden von den Typen beobachtet oder so etwas in der Art. Und ich dachte immer,
ich hätte paranoische Züge …
„Ach übrigens …“, sprach ich ihn nach einer Weile an.
Er sah mich nur auffordernd an. „Danke.“ Er wusste sofort, was ich meinte.
„Dachtest du etwa, ich würde dich
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