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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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wütend durch den Wald, bis ich schließlich ins Rennen verfiel. Ich
war ein mittelmäßig ausdauernder Läufer – für gewöhnlich. Ich hatte keine
Ahnung, wie tief ich nun in den Abel Tasman National Park gekommen war, doch
ich rannte beständig Richtung Westen, bis ich mich keuchend auf die Motorhaube
meines Mercedes lehnen konnte. Nach allem, was ich gehört hatte, war mir der
Schwarzhaarige nicht gefolgt. Allein dafür begann ich ihn zu hassen. Warum
hatte er die Angewohnheit, so anhänglich zu sein, und tat es nicht, wenn man –
wenn ich es von ihm erwartete? Wenn ich es brauchen könnte, damit er mir das
Gefühl gab, das nicht alles zusammenbrach, was ich mir unbewusst und doch so
mühselig aufgebaut hatte?!? Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht schon
wieder in Tränen auszubrechen oder – und schlimmer und – zu schreien. Es
war für mich erschreckend, wie oft ich in dieser kurzen Zeit zusammengebrochen
war.
    „Verdammt, AYDEN!!! Bring mich nicht dazu, es zu
bereuen, hergezogen zu sein! Du Idiot! DU VOLLIDIOT!!!“, schrie ich dann doch
und hieb mit meiner Faust auf die Motorhaube, die daraufhin einen dumpfen Laut
von sich gab. Ich sah mein Gesicht verzerrt im glänzenden Lack. So schrecklich
habe ich noch nie im Leben ausgesehen. So fühlte es sich an, wenn einem der
Boden unter den Füßen fortgezogen wurde. So fühlte sich ein … ein … ein
gebrochenes, verratenes Herz an. Ich setzte mich ins Auto und fuhr wesentlich
schneller, als erlaubt war, nach Hause, wo ich meine Tür von innen abschloss
und daraufhin an sie gelehnt zu Boden sank. Die Wut, die sich nach dem Schmerz
bemerkbar gemacht hatte, ebbte einfach nicht ab, sondern siedete immer mehr,
bis ich fürchten musste, dass ich ihn hasste. Meine Finger kribbelten, und dann
war es wieder da: das seltsame Brennen an meinem Rücken. Panik überfiel mich
und ich stürzte ins Bad, wo ich mir sofort mein Oberteil auszog und mich so zum
Spiegel wandte, dass ich meinen Rücken betrachten konnte. Ich zitterte.
Filigrane Ornamente leuchteten hellblau auf meinem Rücken und brannten sich
irgendwie in meine Haut, sodass an den Rändern der eigentlich wunderschönen
Verschnörkelungen mein Blut austrat und meinen Rücken hinabfloss. Ich schluckte
und beobachtete mit Horror, wie die Ornamente verblassten und mit ihnen
schließlich auch die Wunden, die sie eingebrannt hatten, verschwanden. Ich sank
in die Knie und starrte auf die Fliesen. „Was passiert hier?!“, murmelte ich
geschockt.
    Wer bin ich?
    Was bin ich?
    Es hallte wieder einmal in meinem Kopf, was ich in den
Visionen sah, hörte, dachte, sagte …
    „Wer bin ich … was bin ich … früher hätte ich die
Fragen mit Leichtigkeit beantworten können“, wisperte ich den Kacheln zu, die
ungerührt ihre Aufgabe taten. Sie brauchten nur hübsch auszusehen.
    Mein Blick wanderte zum Fenster, durch das beinahe
schon zögerlich Licht fiel, um das Bad zu erhellen. Vor mein geistiges Auge
stahl sich unerwünscht das Bild Cináeds, wie er mit Blut bekleckert vor mir
stand, als mir auffiel, dass ich die wohl wichtigste und essenziellste Frage
nicht gestellt hatte, als mir dies noch möglich war: von wem oder was das Blut
stammte. Ich schauderte kaum merklich und zog mich rasch wieder an, um mich
daraufhin durch ein wenig Fernsehen abzulenken. Doch wie zum Hohn kamen zu
diesen utopischen Sendezeiten Filme, so gut wie ausschließlich aus der Sparte
Dracula. Keine Ahnung, ob heute ein besonderer Tag war, an dem der Mythos
‚Vampir’ abgehandelt wurde – ich für meinen Teil empfand die Entwicklung der
Dinge als höchst nervenaufreibend. Der Fernseher war schnell wieder
ausgeschaltet und ich vor meinem Bücherregal. Beinahe schon verzweifelt suchte
ich nach einem Buch, welches mich erfolgreich würde ablenken können.
    „Leyla?“ Ich zuckte kaum merklich zusammen und hielt
mitten in meiner Bewegung inne, was zur Folge hatte, dass das Buch halb aus dem
Regal fiel. „Es tut mir leid … ich wollte nicht …“
    „Dass ich es erfahre … schon klar. Kann ich mir denken“,
unterbrach ich den jungen Mann und stellte das Buch möglichst sicher zurück.
    „Ich hätte es dir erklärt … irgendwann …“, deutete
Ayden meinen Unterton richtig und ging darauf ein.
    „Ja, ja“, winkte ich nur ab und verzog mich in mein
Schlafzimmer, wobei ich sorgsam darauf achtete, ihn nicht anzusehen. Er folgte
mir, ohne zu zögern, blieb jedoch ein wenig unschlüssig im Türrahmen stehen.
    „Das ist nicht das Einzige,

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