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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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aufgehalten. Aber eins vielleicht noch: Habt Ihr in der Nacht, als Wilhelm starb, etwas gehört? Schreie oder so?«
    »Ich nicht, aber ein paar Nachbarn. Einige glauben, der Teufel sei heraufgekommen.«
    Nikolaus nickte. Es waren genau die gleichen Schauergeschichten, die auch die Alte vorhin und die fröhlichen Zecher gestern Abend auf Lager gehabt hatten. Es war wirklich zum Verzweifeln, wie schnell sich diese verdrehten Vorstellungen verbreitet hatten.
    Nikolaus bedankte sich beim Bauern für seine Hilfe und ging den Waldrand entlang, um zu der Stelle zu gelangen, wo die alte Scheune stehen sollte. Der Mann kehrte zu seiner Familie zurück, und gemeinsam kämpften sie in der immer höher steigenden Sonne gegen das wild wuchernde Unkraut.
    Nirgends war eine Scheune zu sehen. Nikolaus ging ein Stück weiter. Noch immer waren auf dem schmalen Weg die Spuren von Rädern zu sehen. Nach dem Abstand der Abdrücke zu urteilen, war es ein Handkarren gewesen, ein Fuhrwerk hätte breitere hinterlassen.
    Dann erblickte er eine windschiefe Scheune mitten zwischen den Bäumen; sie war fast vollständig zugewuchert. Als unachtsamer Wanderer oder in der Dämmerung hätte man sie glatt übersehen. Der dorthinführende Pfad war vor Kurzem benutzt worden. Zweige waren abgebrochen, und im Laub erkannte man, dass ein Pferd hier entlanggeführt worden war.
    Nikolaus´ Erregung stieg ins Unermessliche. Hatte er endlich den Ort gefunden, wo Wilhelm auf so bestialische Weise zu Tode gefoltert worden war? Fand er hier Hinweise auf den wahren Täter? Er öffnete den Kragen seines Leinenhemds, da er das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Seine Kehle war ausgetrocknet und wie zugeschnürt.
    Unschlüssig stand er vor dem Gebäude und traute sich nicht weiter. Immer wieder streifte sein Blick über das dick mit Moos und Laub bedeckte Dach, den gefährlich durchhängenden First, die von den Jahren dunkel gefärbten Bretterwände und das halb offen stehende Scheunentor.
    Er holte einmal tief Luft und tat dann entschlossen die letzten Schritte. Er drückte das Tor ganz auf, damit genug Licht ins Innere fiel. Nach den frischen Schleifspuren, das es im Waldboden hinterließ, zu urteilen, war es erst vor Kurzem benutzt worden. Zuerst konnte er nicht viel erkennen, er sah lediglich schmale Streifen Helligkeit zwischen schief sitzenden, vermodernden Brettern aufleuchten. Doch als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, konnte er sich einen Überblick verschaffen. Die Scheune hatte einen Zwischenboden, der von vier Stützen getragen wurde. Sie war komplett leer. Nichts lag herum – weder Stroh oder Heu noch irgendwelche Wirtschaftsgeräte.
    Nikolaus suchte gebückt den Boden ab. In einer Ecke fand er eine abgebrannte Fackel. Er hob sie auf und begutachtete sie im Lichte des Scheuneneingangs. Das Holz war frisch verbrannt und zerbröselte unter seinen Fingern. Die Asche war trocken und hatte noch keine Feuchtigkeit durch längeres Liegen aufgesogen. Jemand hatte damit vor nicht allzu langer Zeit das Innere der Scheune erhellt.
    Er schaute sich weiter um. Zwischen zwei der Pfosten befand sich ein dunkler Fleck auf dem Boden. Nikolaus pulte mit einem Stöckchen darin herum. Es war gestocktes Blut, von dem sich mittlerweile Maden und anderes Getier ernährten. Also nahm sich Nikolaus nun die Stützbalken rechts und links davon vor. Kurz über dem Boden und in einer Höhe, die er gerade noch mit ausgestreckten Händen erreichen konnte, hingen Riemen. Mit ihnen musste Wilhelm festgebunden worden sein. Man hatte die Schlaufen an den Knöcheln und den Handgelenken einfach aufgeschnitten und die Reste hängengelassen. Der Täter hatte wohl nicht damit gerechnet, dass diese provisorische Folterkammer gefunden wurde. Die Riemenstücke waren nichts Besonderes: einfaches, gegerbtes Leder, wie man es überall fand. Sie konnten keinen Hinweis auf die Identität des Mörders geben.
    Nun suchte Nikolaus den Boden der restlichen Scheune ab. Das Halbdunkel erschwerte die Arbeit erheblich. Er wünschte sich, ein paar Kienspäne und einen Feuerstein mitgenommen zu haben. Aber wer hatte schon damit gerechnet, dass ihn seine Nachforschungen hierherführen würden? Als er seine Suche gerade beenden wollte, trat er aus Versehen auf ein Holzstück, und etwas Schlangenartiges sprang ihm entgegen. Er erschrak fürchterlich. Doch das schwarze Wesen blieb regungslos liegen. Er nahm einen Stock und stieß dagegen. Nikolaus entspannte sich wieder, als er erkennen

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