Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
wirklich Geduld haben. Aber inwieweit konnte er der Erzählung dieser Frau glauben? Was war noch Wahrheit und was schon Einbildung?
    »Was ist mit dem heimlichen Engel geschehen?«, wollte er nun wissen.
    »Mit dem heimlichen Engel? Ihr kennt ihn?«
    Nikolaus verdrehte die Augen. »Ich habe von ihm gehört.«
    »Eines Tages war er verschwunden. Und von da an musste ich auf der Burg in Oberkail arbeiten.«
    »Wem gehörte die Burg denn?«
    »Unserem Herrn Dietrich.«
    »Der hat Euch dahingeschickt?«
    »Ich weiß auch nicht warum. Und mein Mann musste unseren Hof in Laufeld allein bewirtschaften. Na ja, unsere beiden Söhne haben ihm natürlich geholfen. Dem Ältesten gehört das jetzt. Da wohne ich nun und habe meine eigene kleine Kammer. Und meine Schwiegertochter kocht für mich immer mit. Das ist doch nett von ihr. Oder?«
    »Ganz bestimmt. Aber noch eine Frage zu dem heimlichen Engel: Glaubt Ihr sicher, dass es die gleiche Frau ist? Oder kann es nicht nur eine große Ähnlichkeit sein?«
    Die Frau hob beschwörend ihren Finger. »Es war ganz bestimmt die gleiche Person. Dieselben Haare, das gleiche traurige Gesicht.«
    Nikolaus nickte nur kurz. Das war definitiv unmöglich. Christina konnte nicht jahrelang gleich alt bleiben. Außerdem hatte sie den Burgherrn vorgestern zum ersten Mal aus der Nähe gesehen.
    Plötzlich legte die Alte ihm die Hand auf den Unterarm »Soll ich Euch noch ein Geheimnis verraten?«
    Nikolaus sagte seufzend Ja.
    »Ich wusste schon, dass etwas Böses kommt. Noch bevor sie den jungen Herrn von der Burg gefunden haben. Ich wusste es.«
    »Wie denn?«
    »In der Nacht davor hat der Teufel ganz fürchterlich geschrien.«
    »Und Ihr seid Euch sicher, dass es keine Katzen oder Eulen waren?«
    Sie winkte ab. »Nein, nein, das klang ganz anders. Diese Schreie waren grausam, unterirdisch. Als würde sich der Leibhaftige aus der Hölle an die Erdoberfläche wühlen. Ich weiß es noch ganz genau. Es war kurz nach Mitternacht, da war ich in unserem Garten. In der Nacht mag ich nicht auf den Abort. Nachher laufen da wieder Ratten herum. Und die krabbeln dann an meinem Rockzipfel hoch.« Sie schüttelte sich vor Ekel.
    »Und woher wusstet Ihr dann, dass etwas passieren würde?«
    »Der Teufel hat sich den Wilhelm geholt.«
    Nikolaus fielen die Geschichten der Bewohner ein, die glaubten, Christinas Geist wäre einfach davongeflogen. »Oder könnte es vielleicht der heimliche Engel gewesen sein?«
    »Oh, nein! Ein Engel tötet nicht. Der tut nur Gutes. Es war der Teufel! Ganz bestimmt!«
    Die Frau wohnte in Laufeld, und auf dem Weg nach Pantenburg war Wilhelms Leiche gefunden worden. War an der Schauergeschichte doch ein Fünkchen Wahrheit?
    »Von wo kam denn der Schrei des Teufels?«
    »Aus der Schlucht vor Pantenburg. Da ist er aus seinem Loch gestiegen. Aber als ich wieder in meine Kammer ging, war es wieder still.«
    »Habt Ihr denn in der vorletzten Nacht auch wieder Schreie gehört?«
    »Was für Schreie? Ihr müsst wissen, ab und zu verstehe ich die Leute nämlich schlecht. Heutzutage reden die alle so leise.«
    Nikolaus seufzte. Was konnte er von dem wirren Zeug denn überhaupt gebrauchen? Er bedankte sich dennoch herzlich und drückte der Alten ein kleines Geldstück als Belohnung in die Hand. Hoffentlich würde er im Alter einen klareren Verstand behalten. Es war eine erschreckende Vorstellung, dass all sein Wissen, all seine Fähigkeit, Neues zu lernen, und sein ganzes Denkvermögen irgendwann einmal verloren gehen sollten.
    Aber angenommen, die Geschichte mit den Schreien in der Nacht war kein Hirngespinst. Hatte die Frau tatsächlich mitbekommen, wie Wilhelm zu Tode gequält worden war? Obwohl sie schwerhörig war? Hans und Wolfgang hatten erzählt, dass sie in der Nacht nichts gehört hatten. Aber die hatten sicherlich in ihrer Kammer gelegen und tief und fest geschlafen. Die Alte war dagegen im Garten gewesen. Und wer sagte, dass nicht auch andere etwas gehört hatten, aber aus Angst vor Teufel und Dämonen lieber schwiegen?
    Den Müller konnte Nikolaus auch auf dem Rückweg befragen. Vorher sollte er sich die Schlucht zwischen Pantenburg und Laufeld genauer ansehen. Den Weg dorthin kannte er ja schon.

Die Scheune
    Nikolaus marschierte zügigen Schrittes über die Hochfläche. Er kam an dem Platz vorbei, wo man Wilhelm gefunden hatte. Dort hinten links wohnten die Heckens. Er wollte jedoch niemandem aus der Familie begegnen und forcierte noch einmal seinen Schritt, bis er endlich die

Weitere Kostenlose Bücher