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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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schockiert. Gleichzeit war Frethmar zornig, sehr zornig. Sie hatten versucht, ihn zu missbrauchen. Er hätte sterben können. Ihm war nicht klar, welche Idee dahinter stand. Wollten sie ihn testen? Seine Stärke ermitteln?
    Es war ihm egal.
    Er hatte überlebt und fühlte sich unendlich stark.
    Ab sofort würde man von ihm hören. Er war Frethmar Stonebrock und er war ein tapferer Zwerg. Er würde irgendwann Abenteuer erleben und Oden schreiben. Das war seine Vision. Er hatte eine schwache Vorahnung davon, dass dies irgendwann eintreten würde.
    Er hatte seine Kampfkraft bewiesen, hatte sich gegen Geister und Dämonen durchgesetzt. Was, fragte er sich, sollte ihn jetzt noch ängstigen?
    Er blinzelte zwei Zwerginnen zu, die mit hüpfenden Brüsten an ihm vorbei gingen. Sah man ihm an, was er durchgestanden hatte? Offensichtlich nicht, denn sie kicherten und nahmen sonst keine Kenntnis von ihm. Am liebsten wäre er ihnen hinterher gelaufen, um von seinen Erlebnissen zu berichten. Dann würden sie ihn wertschätzen.
    Nein, sie würden ihn für einen Aufschneider halten!
    Andererseits musste sein Abenteuer Thema in Trughstdt gewesen sein. Jeder in der Stadt wusste, dass Frethmar in die Halle der Ahnen gesteckt worden war. Vermutlich waren sogar Wetten abgeschlossen worden.
    Schneller als gedacht, erhielt Frethmar eine Antwort.
    Einen heftigen Schlag gegen den Hinterkopf.
    Er wirbelte herum. Hinter ihm stand Litr, neben ihm sein Kumpel Minnr. Die beiden waren unzertrennlich.
    »He Fret«, kicherte Litr, der einen Kopf größer war als Frethmar. »Man hört, du hast die Ahnenhalle gut überstanden?«
    In Frethmars Schädel klingelte es noch, doch er beschloss vorerst nicht auf die Provokation einzugehen. »Es war eine geruhsame Woche«, sagte er kühl.
    Minnr verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Und was geschah wirklich? Man hört schreckliche Dinge über die Halle. Geschichten von Zwergen, die wahnsinnig geworden sind oder gestorben sind. Es geht die Kunde von Geistern und Dämonen.«
    Frethmar zuckte mit den Achseln. »Na und? Ich habe sie besiegt. Was ist schon bedeutend daran?«
    »Also ist das alles ein Bluff?«, wollte Litr wissen.
    »Na klar! Nichts, was ein Zwerg nicht übersteht«, log Frethmar.
    Die Beiden lachten. »Gut, dass das mal einer sagt. Da legen uns die Ältesten ganz schön rein, nicht wahr?«
    »Yepp«, sagte Frethmar, der innerlich kochte. Er hatte einen kapitalen Fehler gemacht. Seine große Klappe relativierte seine Heldentat. Niemand würde ihm glauben, erzählte er, was tatsächlich geschehen war. Er hatte soeben dafür gesorgt, dass der Ruhm, den er für sich zu Recht beanspruchen konnte, verpuffte. Er hätte sich in die Arschbacke beißen können, doch nun war es zu spät. Litr und Minnr waren Stammgäste im Goldenen Brocken und Walberan, der Wirt, würde dafür sorgen, dass diese Geschichte die Runde machte.
    Ein Bluff!
    Etwas, dass man Kindern erzählte, um sie zu disziplinieren! Nicht mehr als ein Märchen!
    Bei den Göttern! Warum hatte er nicht die Wahrheit erzählt? Wie sehr er gelitten hatte. Wie grausam es gewesen war?
    Litr und Minnr sahen ihn an und schüttelten den Kopf. Für einen Moment fühlte Frethmar sich durchschaut, doch dann sagte Litr: »Gorrik wollte es schon immer versuchen. Jetzt wird er keine Angst mehr haben. Wenn wir ihm das erzählen, wird er mit einem Lied auf den Lippen eine Woche Urlaub von der harten Arbeit nehmen.«
    Frethmar fuhr auf. »Er sollte es sich überlegen. Gewissermaßen – also – nun, es ist nicht so einfach!«
    »Lass die Angeberei«, winkte Litr ab. »Wir kennen dich. Unser Poet macht aus jeder Kleinigkeit eine große Ode. Du hast uns die Wahrheit gesagt, und nun fange nicht an, dir Lügen auszudenken.«
    »Es könnte sehr blutig werden«, murmelte Frethmar.
    Litr schlug ihm auf die Schulter. »Bist ein Großmaul, mein Lieber. Bleibe doch endlich mal bei der Wahrheit. Du musst deine Erlebnisse jetzt nicht aufbauschen.«
    »Will ich auch gar nicht«, krächzte Frethmar, der kaum noch Luft bekam. »Ich meine nur …«
    »Ist schon klar«, lachte Litr. »Und danke für die Information. Das rechnen wir dir hoch an. Jeder andere hätte wer weiß was erzählt. He, Fret – so kennen wir dich gar nicht.«
    »Das war – das ist – also, ich …« stotterte Frethmar, doch die beiden Unzertrennlichen stapften davon, gestikulierend und amüsiert.
     
     
    Zwei Wochen später provozierte Gorrik, ein junger Haudegen, mehrere Kneipenschlägereien.

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