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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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vor ihrem inneren Auge schwebte und dennoch so präsent war, dass sie ihn zu spüren meinte.
    Jemand rüttelt sie am Arm. Harsch entzog sie sich der Berührung.
    Man solle sie lassen, abwarten! War das ihr Bobba? Oder Darius? Sie konnte die Stimmen nicht sortieren.
    In ihr wuchs eine Kraft, die ihren ganzen Körper mit einem Kribbeln durchzog, welches nicht unangenehm war. Eher so, wie ein blaukühles Bad nach einem verschwitzten heißen Tag.
    Sie riss die Augen auf. Noch immer in der Höhle, hatte sie das Gefühl, weit weg zu sein. An einem anderen Ort. Sie sackte auf die Knie und ihr Mund öffnete sich. Ein warme Singsang strömte aus ihr. Sie nahm deutlich die verschreckten Mienen der Anderen wahr, doch niemand wagte es, sie zu berühren. Sie sang ein Lied in einer fremden Sprache.
    Und sah sie.
    Ein kleines blondes Mädchen. Nicht älter als vielleicht acht oder neu Jahre alt. Ein hübsches Menschenmädchen mit blonden Haaren. Es hockte im Gras und spielte. Spielte mit Sonnenblumenblüten. Acht, neun, zehn davon hatte sie vor sich hingelegt. Sie sortierte diese Blüten, wartete und sortierte sie wieder um. Sehr versunken in ihr Spiel. Hinter ihr ragten weißkuppige Berge auf, alles roch – ja, Bluma roch es! – nach Grün und Frische und Unschuld.
    »Was tust du?«, fragte Bluma und ihre Füße standen tief in weichem Gras.
    Das Mädchen blickte auf. »Ich schaffe.«
    »Wer bist du?«
    Das Mädchen lächelte. »Ich bin Symbylle.«
    »Wo bin ich?«
    »Dort, wo du sein willst.«
    Die Antwort war Bluma zu wenig. Wo, bei Broom und Broos, wollte sie sein? Und sie begriff. Dort, wo es gut war. Wo Frieden herrschte. Dort, wo man ohne Furcht Dinge tun konnte, wo man sich neu erfinden konnte, ohne dass jemand die eigenen Kreise störte. Dort, wo nichts und niemand der eigenen Entwicklung im Wege stand, frei von Konventionen und alten, überholten Riten. Dort, wo der Geist auf Reisen gehen konnte, um den eigenen Charakter zu formen, mögliche neue Ideen zu finden, dort, wo man sie umsetzen konnte, sich selbst entdecken konnte, nachforschen konnte, wer man war und warum!
    Symbylle nickte. »Ja, dort willst du sein.«
    »Und hier ist es so?«
    »Was ist hier?«
    »Na, hier, an diesem Ort?«
    »Ist dies ein Ort?«
    »Er ist dort, wo du liebst.«
    »Liebe ich?«
    Symbylle veränderte die Konstellation der Sonnenblumen.
    Ja, erkannte Bluma. Sie liebte. Sie liebte den Dämonenmann, diesen hübschen, großgewachsenen und tapferen Darius Darken. Sie kannte ihn besser, als jemals einen Anderen. Er hatte sie beschützt und sie hatte ihn beschützt. Sie hatten sich in Unterwelt, als sie zum Schiff wollten, ihre Seelen gezeigt. Und er ihr seine Dämonen, von denen er selbst einer war.
    Sie liebte ihn ohne jede Zukunft. Sie war eine kleine, dicke und hässliche Barb mit einer Knollennase und filzigen Haaren. Er hingegen ein Mann, nach dem sich die Menschenweiber verzehrten.
    »Was willst du, Bluma? Begriffen sein oder geliebt werden?«
    »Beides«, hauchte Bluma.
    »Ja, das ist die Liebe. Und wahre Liebe ist zu jedem Opfer bereit.«
    »Welches Opfer muss ich bringen?«
    Symbylle legte ein neues Bild. Über ihnen kreiste ein Adler. Weiße Wolken verzierten den strahlend blauen Himmel. Das Mädchen blickte hoch. Bluma hatte sich nicht von der Stelle bewegt.
    »Ich begegnete ihm«, sagte Symbylle. »Ich begegnete Darius. Und nun begegne ich dir. Ich sah zwei Seelen. Und ich begegnete dem Ron. Jenem, der die größte Seele hat.«
    Bluma wusste nicht, was sie meinte, aber sie schwieg. Wer war Ron?
    »Die Seele ist das Schiff, die Vernunft das Steuer und die Wahrheit der Hafen«, sagte Symbylle.
    »Ich liebe Schiffe«, gab Bluma zurück.
    »Dann suche den Hafen.«
    Das Bild fiel in sich zusammen und Bluma schreckte hoch. Mit kristalliner Klarheit nahm sie wahr, dass ihre Freunde sie erschrocken anstarrten. Sie rieb sich die Augen und rappelte sich auf.
    Bob war bei seiner Tochter, legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. »Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
    Darius nickte. »Was ist geschehen?«
    Biggert starrte Bluma unverwandt an. Steves Gesicht war eine starre Maske. Bama musterte ihre Tochter kritisch. Niemand kannte Bluma besser als sie. Dennoch fand sie keine Erklärung für das, was geschehen war.
    Bluma lächelte. Nein, noch würde sie niemandem von dem Faden erzählen. Von den Spielen der Symbylle. Noch nicht. es war der falsche Zeitpunkt. Sie würden es nicht verstehen. Kannte Darius

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