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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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genussvoll. Zwar gab es hier auch lebendes Getier, doch dafür hätte er seinen Warteplatz verlassen müssen und das würde Dogdan nicht tun. Sein Vater, Lord Murgon, wartete auf ihn. Er forderte Ergebnisse. Ganz weit hinten in seinem Verstand, hörte Dogdan die Stimme seines Erschaffers. Er wusste nicht, ob diese Stimme direkt zu ihm sprach, oder wie ein Echo dort verhaftet war, welche ihn stets mahnte:
    Jage, töte, jage, töte!
    Nein, seine Opfer würde er nicht töten, sondern nach Unterwelt bringen. Ansonsten machte ihm das Töten Spaß. Es belebte ihn und konfrontierte ihn mit etwas, das stärker war, als alles, was er je erlebt hatte. Unwichtig, ob seine Opfer dachten oder lediglich waren, sie fürchteten sich alle. Sie schrieen und wehrten sich. Große Fische waren nicht anders als Zweibeiner oder Dämonen.
    Ihre Augen strahlten einen Glanz aus, der Dogdan beglückte. Er hätte nicht erklären können, was ihn beglückte, denn es war eine Schwingung, ein Aufbäumen gegen etwas, dass Endgültig war.
    Manchmal ließ Dogdan sich Zeit. Dann kaute er einem Fisch erst den Schwanz ab, anschließend riss er Teile aus dessen Körper und wartete, was geschah, wenn sich das Wasser dunkel färbte. Stets verfiel sein Opfer in Zuckungen, stets versuchte es, ihm zu entkommen. Während Dogdan unter Wasser begeistert gurgelte, lauschte er vergeblich auf andere Laute. Große Fische quälten sich ohne Sprache, ohne Töne. Sie rissen ihr Maul auf und sogar die Augen blieben gleichgültig, doch sie mussten es spüren, sonst wären sie nicht so verzweifelt gewesen.
    Ganz anders Zweibeiner.
    Diese schienen zu wissen, was auf sie zu kam. Sie brüllten und ihre Gesichter zeigten Dogdan genau das, was ihn berauschte. Angst! Leider waren Zweibeiner sehr empfindlich, wie er gelernt hatte, als er auf dem Schiff wütete. Es reichte manchmal schon, ihnen einen Arm oder ein Bein abzubeißen und sie verdrehten die Augen und starben. Was sollte Dogdan tun, um dieses Erlebnis zu verlängern? Erst nur einen Fuß oder eine Hand? Ja, das konnte gelingen.
    Was empfindlich war, musste geschont werden. Und noch etwas gab es, was Dogdan zornig machte: Zweibeiner konnten unter Wasser nicht atmen. Sie wehrten sich verzweifelt, wackelten in seinem Maul hin und her und knackten schön unter seinen Zähnen, aber sehr schnell rissen sie den Mund auf und waren bewegungslos.
    Nun – seine Beute, das kleine Wesen und der Mann, wegen dem die Drachen ihn fast verbrannt hatten, würde er vielleicht ein bisschen quälen, aber nicht viel und unter Wasser ziehen würde er sie auch nicht.
    Er stellte sich die Frage, wie er die beiden nach Unterwelt bringen sollte?
    Ein Blitz explodierte in seinem Gehirn, der ihn so zornig machte, dass er zwei tote Fische, die sich in seinem offen liegen Rücken verfingen, herausriss, ohne darauf zu achten, ob er sich selbst verletzte. Dieser Blitz verhieß nichts Gutes, denn er stellte eine Frage:
    Hatte sein Lord ihm gesagt, er solle Unterwelt verlassen?
    Nein!
    Hatte er ihm gelehrt, wie man nach Unterwelt zurückkam?
    Nein!
    Wusste Dogdan, wie das zu bewerkstelligen war?
    Nein!
    Hatte sein Auftrag noch einen Sinn?
    Er bäumte sich auf gegen die Antwort. Er gründelte und wühlte Schlamm, Dreck, Schmier und Schlick auf, doch die Antwort war klar.
    Nein!
    Er hatte versagt. Er war, indem er sich an das schwarze Schiff geklammert hatte, in eine Region gekommen, die er nicht kannte, die für ihn völlig fremd war und die er nie wieder verlassen konnte. Er würde seinen Vater nie wieder sehen. Er war ein verlorener Dogdan. Dogdan wusste nicht, was Flüche sind, aber er stieß Töne aus, die er wie solche empfand. Wasser blubberte und es roch nach Verwesung.
    Er stierte in den Himmel, wo die Sonne unterging. Er hatte lange genug gewartet. Aber – und das verwirrte ihn, was sollte er nun tun? Er hatte einen Auftrag und dieser Auftrag war hinfällig. Er spürte ihn in seinem Schädel und versuchte, ihn loszuwerden, weil er ihn belästigte.
    Wie komme ich zurück zu dir, Vater?
    Er wusste es ganz einfach nicht, so sehr er sich auch bemühte. Und niemand würde es ihm sagen, denn er beherrschte nur drei Worte, vielleicht vier, wenn er sich anstrengte. Also musste er die Sprache lernen. Er musste an Land gehen und lernen, wie man sich ausdrückte, damit er Fragen stellen konnte. Wenn er sich anstrengte, konnte er bald fragen:
    Wie komme ich zurück nach Unterwelt?
    Wie lange würde das dauern? Und wie sollte er solange seine Instinkte im

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