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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Notwendigkeit, Belanglosigkeiten auszutauschen.
    Als man Mrs. Hylton hereinführte, war sie völlig aufgelöst und schien vor Neugier fast zu vergehen. Monk und Audley standen auf, um sie zu begrüßen, aber noch bevor sie etwas sagen konnten, hatte sie sich von einem zum anderen gewandt und plapperte los.
    »Oh, Mr. Monk! Ich bin froh, daß Sie noch hier sind. Mrs. Penrose, meine Liebe, wie schön, Sie zu sehen. Miss Gillespie. Das mit Ihrem Erlebnis tut mir wirklich leid, aber ich bin sicher, das Ganze wird sich als streunender Kater oder weiß Gott was erweisen. Mr. Penrose! Wie geht es Ihnen denn?«
    »Bestens, danke der Nachfrage, Mrs. Hylton«, antwortete Audley kühl. Er wandte sich an seine Schwägerin. »Was für ein Erlebnis denn? Davon habe ich noch gar nichts gehört!« Er war ausgesprochen blaß, nur auf den Wangen hatte er zwei Farbtupfer. Die Hände an seinen Seiten waren zu Fäusten geballt, und seine Knöchel waren von der Anstrengung ganz weiß.
    »Ach, du lieber Gott!« entfuhr es Mrs. Hylton. »Vielleicht hätte ich gar nichts sagen sollen! Es tut mir sehr leid. Da hasse ich nichts mehr als Indiskretionen, und was mache ich hier?«
    »Welches Erlebnis?« verlangte Audley noch einmal zu wissen, seine Stimme entschlossener als vorher. »Julia?«
    »Oh…« Julia stockte, um eine Antwort verlegen. Sie wagte nicht, sich Monk zuzuwenden, da Audley in diesem Fall sofort wüßte, daß sie sich ihm anvertraut hatte, falls er es nicht ohnehin bereits vermutete.
    »Nur etwas im Gebüsch im Garten«, sagte Monk rasch. »Miss Gillespie befürchtete, es könnte sich um einen LandStreicher oder sonst jemanden handeln, der herumschlich, um durch Fenster zu gucken. Aber ich bin sicher, Mrs. Hylton hat ganz recht mit ihrer Annahme, daß es sich lediglich um eine Katze handelte. So etwas kann einen natürlich erschrecken, aber das ist auch alles. Ich bin sicher, Miss Gillespie, daß keinerlei Gefahr besteht.«
    »Nein.« Marianne schluckte. »Natürlich nicht. Ich fürchte, ich habe mich ziemlich albern benommen. Ich… ich war wohl etwas zu… voreilig.«
    »Wenn du Mr. Monk losgeschickt hast, um nach einem Landstreicher zu suchen, dann warst du das wirklich«, pflichtete Audley ihr gereizt bei. »Zu mir hättest du etwas sagen sollen! Einen Gast damit zu behelligen war ebenso unnötig wie bedauerlich.«
    »Miss Gillespie hat mich nicht darum gebeten«, sprang Monk in die Bresche. »Ich war zu der Zeit mit ihr im Garten. Es war also die natürlichste Sache der Welt, ihr anzubieten, nachzusehen, ob da jemand herumschlich.«
    Audley gab sich geschlagen, und das mit so viel Takt, wie er nur aufzubringen vermochte, aber die Situation war alles andere als angenehm.
    »Ich hatte schon Angst, eines meiner Kinder könnte einen Ball über die Mauer geworfen und ihn sich wiedergeholt haben«, entschuldigte sich Mrs. Hylton hastig und blickte von einem zum anderen. Ihre Neugierde und ein Sinn fürs Dramatische brachten ihr Gesicht schier zum Leuchten. »Es ist sehr unbedacht, ich weiß, aber Kinder sind nun mal so. Ich bin sicher, Sie werden das auch noch feststellen, wenn Sie erst einmal eigene…«
    Audley war kreidebleich, seine Augen glitzerten, aber sein harter Blick richtete sich weder auf Mrs. Hylton noch auf Julia, sondern auf die Bäume vor dem Fenster. Julias Wangen waren tiefrot, aber auch sie blieb stumm.
    Es war Marianne, die schließlich den Mund aufmachte, und ihre Stimme bebte vor Unwillen und Schmerz.
    »Das wird wohl so sein, Mrs. Hylton, aber nicht alle Menschen wünschen sich, nach ein und demselben Muster zu leben. Und so mancher von uns trifft eine andere Wahl. Ich bin sicher, Sie sind sensibel genug, das zu verstehen…«
    Mrs. Hylton erkannte, daß sie einen grauenhaften Fauxpas begangen hatte, und errötete, obwohl ihr anzusehen war, daß sie nicht so recht wußte, worin er bestand.
    »Ja«, sagte sie hastig. »Natürlich, das verstehe ich. Selbstverständlich. Nun, ich bin sicher, Sie haben völlig richtig gehandelt, Mr. Monk. Ich… ich wollte nur… nun, ja, dann guten Tag allerseits.« Worauf sie sich umdrehte und hastig den Rückzug antrat.
    Monk hatte mehr als genug mitbekommen, um seine Befürchtungen bestätigt zu sehen. Er mußte unbedingt mit Marianne alleine sprechen, konnte das aber unmöglich mit Audley im Haus, er würde am nächsten Vormittag wiederkommen, wenn er sicher sein konnte, die beiden Frauen allein vorzufinden.
    »Ich möchte mich nicht weiter aufdrängen«, sagte er

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