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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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daß einige Männer gerade das interessant fanden. Womöglich war der arme Dr. Beck verzweifelt! Seite an Seite zu arbeiten kann sich als ausgesprochen anziehend erweisen.« Sie zuckte die eleganten Achseln. »Trotzdem, es läßt sich wohl kaum noch ändern, und ich habe zu viel zu tun, um noch mehr Zeit darauf zu verwenden. Jetzt muß ich den Kaplan finden, und dann bin ich bei Lady Whitehouse zum Tee eingeladen. Kennen Sie sie?«
    »Nein«, erwiderte Callandra abrupt. »Aber dafür kenne ich jemanden, der vermutlich interessanter ist. Und den muß ich auf der Stelle sprechen. Ich wünsche noch einen guten Tag.« Mit diesen Worten, und noch bevor Berenice sich als erste abwenden konnte, ließ sie sie stehen.
    Sie hatte dabei an Monk gedacht, aber der nächste, den sie traf, war Kristian Beck selbst. Gerade als sie vorbeiging, trat er aus einer der Stationen. Er schien in Gedanken, als bereite ihm etwas Sorgen, lächelte aber sofort, als er sie sah. Angesichts der Aufrichtigkeit seines Lächelns wurde ihr ganz warm ums Herz, was ihre Angst jedoch nur verstärkte. Sie mußte sich eingestehen, daß ihr mehr an ihm lag, als an irgend jemandem in ihrem Leben. Sie hatte ihren Gatten geliebt, sicher, aber es war mehr eine Freundschaft, eine auf langer Vertrautheit und einer Reihe von gemeinsamen Idealen fußende Kameradschaft gewesen, nichts, was man mit der merkwürdigen akuten Verletzlichkeit hätte vergleichen können, die sie gegenüber Kristian Beck empfand. Ganz zu schweigen von dem jähen Hochgefühl, dem schmerzlichen Aufgewühltsein, dem süßen Schmelz, den sie trotz ihrer Qualen verspürte.
    Er lächelte, und sie hatte keine Ahnung, was er gesagt hatte. Sie errötete über ihre Dummheit. »Wie bitte?« stammelte sie.
    Er war überrascht. »Ich sagte ›Guten Morgen‹«, wiederholte er. »Geht es Ihnen nicht gut?« Er sah sie genauer an. »Hat Sie dieser ekelhafte Polizist behelligt?«
    »Nein.« Sie lächelte, plötzlich erleichtert. Das war ja wohl das Albernste. Mit Jeavis wäre sie spielend fertig geworden! Herrgott noch mal, sie war schließlich Monk gewachsen, was sollte ihr da einer der jungen Speichellecker anhaben können, mit denen Runcorn ihn ersetzt hatte. »Nein«, sagte sie noch mal.
    »Ganz und gar nicht. Ich mache mir allerdings Sorgen um seine Tüchtigkeit. Ich fürchte, er verfügt womöglich nicht über die Fähigkeiten, wie sie dieser unselige Fall erfordert.«
    Kristian bedachte sie mit einem gequälten Lächeln. »Fleißig ist er jedenfalls. Er hat mich bereits dreimal vernommen, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat er mir kein Wort geglaubt.« Er stieß ein trauriges kleines Lachen aus. »Ich glaube, er hat mich in Verdacht.«
    Sie hörte den besorgten Unterton in seiner Stimme, gab jedoch vor, nichts bemerkt zu haben; dann überlegte sie es sich anders und blickte ihm in die Augen. Sie hätte viel darum gegeben, ihn berühren zu können, aber sie wußte weder, was er für sie empfand, noch was er wußte. Und dies war nun wirklich nicht der richtige Augenblick.
    »Er wird erpicht darauf sein, den Fall so schnell und zufriedenstellend wie möglich zu lösen«, sagte sie und gab sich dabei alle Mühe, Haltung zu bewahren. »Außerdem hat er einen Vorgesetzten mit gesellschaftlichen Ambitionen und einem scharfen Gespür dafür, was politisch opportun ist.« Sie sah, wie sich sein Gesicht straffte, da er nicht nur sehr genau verstand, was sie meinte, sondern auch, was sich daraus für ihn als Ausländer ohne gesellschaftliche Bindungen hier in England ergab. »Aber ich habe einen Freund, einen Mann für private Ermittlungen«, fuhr sie hastig fort, so sehr war ihr darum, ihn zu beruhigen. »Ich habe ihn engagiert, sich mit dem Fall zu befassen. Er ist brillant. Er wird die Wahrheit herausfinden.«
    »Sie sagen das mit großer Zuversicht«, bemerkte er leise, halb amüsiert, halb erfüllt von dem Wunsch ihr zu glauben.
    »Ich kenne ihn schon einige Zeit und habe ihn Fälle lösen sehen, die die Polizei nicht lösen konnte.« Sie durchforschte sein Gesicht, sah die Sorge in seinen Augen, die das Lächeln auf seinen Lippen Lügen strafte. »Er ist ein harter Mann, skrupellos und zuweilen arrogant«, fuhr sie eifrig fort. »Aber er hat einen klaren Kopf und ist von absoluter Integrität. Wenn einer die Wahrheit zu finden vermag, dann Monk.« Sie dachte an die Fälle, bei denen sie ihn erlebt hatte, und schöpfte neue Hoffnung. Sie trotzte sich ein Lächeln ab und bemerkte als Antwort

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