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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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respektieren? Estradas Ton war … Nun, nicht unbedingt verächtlich, denn das hätte zumindest ein bisschen Interesse vorausgesetzt.
    Vielleicht war ich diesmal wirklich zu weit gegangen.
    Ich blickte wieder nach draußen und stellte fest, dass wir uns von Moaradrids Streitmacht entfernten. Die Soldaten behielten uns zwar im Auge, aber niemand von ihnen machte Anstalten, uns zu folgen.
    Ich erinnerte mich an die Worte, die mir eine unfreundliche Antwort von Estrada eingebracht hatten. Bisher war ich der Ansicht gewesen, dass ihre frühere Kritik an meiner Intelligenz nicht so gemeint gewesen war, aber jetzt kamen mir Zweifel. »Vielleicht bin ich doch kein Idiot«, sagte ich. »Alvantes hat uns durch die feindlichen Linien gebracht.«
    Estrada sah mich verächtlich an. »Doch, du bist ein Idiot, Damasco. Du hast noch immer nicht verstanden, oder?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das jedoch nicht die Augen erreichte. Etwas Grausames lag in diesem Lächeln, und ich fröstelte plötzlich. »Alvantes hat gar nicht die Absicht zu fliehen. Genau das Gegenteil ist der Fall.«

20
    I ch erinnerte mich nicht daran, eingeschlafen zu sein, aber als ich die Augen öffnete, kam das erste Licht des neuen Tages durch die Fenster, und die Kutsche bewegte sich nicht mehr. Estrada war verschwunden, wie ich mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis nahm. Sie hatte sich geweigert, ihre seltsamen Worte zu erklären. Ihr Ton war sehr unterkühlt geblieben, und ich hatte schließlich alle Gesprächshoffnungen aufgegeben.
    Ich massierte meine steif gewordenen Beine und überlegte, was ich unternehmen sollte. Mehr als jemals zuvor hatte ich Grund zu fliehen. Alvantes und Estrada wollten meine Hilfe nicht; darauf hatten sie deutlich hingewiesen. Für Reue meinerseits gab es auch nach einer geglückten Flucht reichlich Gelegenheit. Der Geldbeutel würde mir für einige Wochen ein recht komfortables Leben ermöglichen, lange genug, um einen Berufswechsel in Erwägung zu ziehen. Ich konnte sogar nach Hause zurückkehren und feststellen, ob meine Eltern noch lebten. Es war eine grässliche Vorstellung, dass Moaradrid mit seinen Verbrechen durchkam, aber was konnte ich schon daran ändern? Leute wie ich hatten nicht die Möglichkeit, Leute wie Moaradrid aufzuhalten. Ebenso wenig konnte ein Kaninchen Salzleck aufhalten. Ich war nie etwas anderes gewesen als ein Dieb, und nicht einmal ein besonders erfolgreicher, wie ich mir nach kurzem Nachdenken eingestehen musste.
    Die Tür öffnete sich. Ich rechnete mit Estrada, aber stattdessen schaute Alvantes zu mir herein. »Guten Morgen, Hauptmann«, sagte ich. »Wir haben angehalten.«
    »Gut beobachtet, Damasco.«
    »Habe ich Zeit genug, mir ein wenig die Beine zu vertreten?«
    »Ich denke schon. Wir werden eine Weile hierbleiben.«
    Ich sah ihn fragend an, doch offenbar wollte er nicht mehr verraten als Estrada. Als ich aussteigen und an ihm vorbei wollte, legte er mir eine schwere Hand auf die Schulter und hielt mich fest.
    »Einen Moment.«
    Ich verharrte mitten in der Kutschentür – mir blieb nichts anderes übrig.
    »Du hast etwas, das nicht dir gehört. Es wird Zeit, dass du es jemandem gibst, der sich besser darum kümmert.«
    Und dahin waren meine Hoffnungen auf ein neues Leben. Ich zog den Geldbeutel aus der Tasche und reichte ihn Alvantes.
    »Nicht das. Die Münzen kannst du meinetwegen behalten. Ich meine den Stein.«
    Ich holte den Riesen-Stein hervor und legte ihn in die gewölbten Hände des Hauptmanns. Inzwischen hatte ich mich an sein Gewicht gewöhnt. Ohne ihn fühlte ich mich leichter. »Möge er dir ebenso viel Freude bereiten wie mir.«
    Alvantes lachte bellend. »Vielleicht passt du beim nächsten Mal besser auf, wen du bestiehlst.«
    Ich lächelte unwillkürlich. »Das liegt hinter mir. Ich bin jetzt ein neuer Mensch.«
    »Tatsächlich? Wir werden sehen.«
    Alvantes steckte den Stein in die Jackentasche und ging dorthin, wo seine Männer warteten. Die angeblichen Bauern hatten inzwischen ihre Verkleidung abgelegt und zeigten wieder ihre Uniformen der Stadtwache von Alvantes. Die anderen hatten sich damit begnügt, die Embleme von ihrer dunkelgrünen Kleidung zu lösen. Einige von ihnen saßen noch auf ihren Pferden, aber niemand schien es eilig zu haben. Einige hatten es sich gemütlich gemacht und rauchten Pfeife, während andere ihre Waffen reinigten, die Ausrüstung überprüften und sich leise unterhielten.
    Dies war nicht nur eine Rast. Wir schienen

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