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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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hörte ich das Pochen von Hufen.
    Moaradrids Soldaten näherten sich – und wir hier waren praktisch hilflos.

11
    F ür einen Beobachter auf der vom Unwetter heimgesuchten Straße hätten wir einen sonderbaren und beunruhigenden Anblick geboten.
    Zuerst hätte er eine Gruppe von Reitern und überladenen Wagen vorbeikommen sehen, zu schnell unterwegs auf dem regennassen Weg, mit knirschenden Rädern und klappernder Ladung. Das flackernde Licht eines Blitzes hätte die Anspannung in allen Gesichtern gezeigt. Zweifellos wäre der Beobachter über den Riesen weiter hinten erstaunt gewesen, der dem strömenden Regen überhaupt keine Beachtung schenkte und versuchte, nicht den Anschluss zu verlieren.
    Dann sauste der letzte Reiter vorbei, und anschließend verklangen die Geräusche, das Knarren der Räder, das Ächzen von Holz und das Stampfen der Hufe.
    Nicht mehr als eine Minute später hätte der Beobachter die nächsten Reiter gesehen, mit Waffen auf dem Rücken oder an der Hüfte. Auch sie ritten gefährlich schnell und trieben ihre Pferde an, obwohl die gar nicht schneller laufen konnten. Wie ein Mondschatten huschten sie vorbei, und nicht einer von ihnen warf einen Blick zur Seite.
    Nicht nur Moaradrids Männer hatten einen anstrengenden Tag hinter sich, sondern auch ihre Pferde. Die Tiere waren so erschöpft, dass sie uns nicht einholen konnten. Wenn sie uns zu Anfang näher gewesen wären, hätten sie es vielleicht geschafft. Aber in den vergangenen beiden Stunden war unsere Gruppe um mehr als die Hälfte geschrumpft. An jeder Abzweigung hatten sich Männer von uns getrennt, insbesondere die Verwundeten und Alten, und waren allein weitergezogen, um auf abgelegenen Bauernhöfen oder in kleinen Dörfern Unterschlupf zu suchen. Als die Soldaten herankamen, gab es bei uns niemanden mehr, der zu Fuß unterwegs war. Wir ritten ebenso schnell wie die Verfolger, die nur hoffen konnten, dass wir schneller ermüdeten als sie.
    Und so ging es eine ganze Weile weiter. Die Soldaten kamen näher, dann vergrößerten wir wieder den Abstand, und die ganze Zeit über fiel kalter, unaufhörlicher Regen.
    Mounteban behauptete, dass es die Streitmacht von Muena Palaiya auf uns abgesehen hatte, während die andere Gruppe jenen folgte, die nach Süden flohen. Abgesehen von ihm hielt das niemand für wichtig. Estrada redete kaum mit ihm. Kurz nachdem sich ihre Leute an der Kreuzung aufgeteilt hatten, war es zwischen ihr und Mounteban zu einem Streit gekommen. Sie hatte ihn gefragt, warum er bei uns geblieben war und nicht wie geplant die andere Gruppe begleitete, und er hatte eine Entschuldigung gebrummt und behauptet, im Regen die falsche Abzweigung gewählt zu haben.
    »Lüg mich nicht an.«
    »Na schön. Ich bin hier, um dich zu beschützen.«
    »Wieso glaubst du, dass ich jemanden brauche, der mich beschützt?«
    »Wenn du stirbst, ist alles verloren.«
    »Und die anderen? Was ist mit ihnen?«
    Das waren die letzten Worte, die Estrada an Mounteban richtete, abgesehen von der einen oder anderen Anweisung. Kurze Zeit später wies Mounteban darauf hin, dass unsere Verfolger vermutlich nur Aufklärer und Kundschafter waren, nicht mehr als dreißig Mann. Wenn er recht hatte, so bedeutete es, dass wir sie in einem Kampf vermutlich besiegen konnten.
    »Natürlich haben die meisten unserer Bogenschützen den anderen Weg genommen, in diesem Punkt sind uns die Verfolger also überlegen. Aber wenn wir einen Hinterhalt vorbereiten …«
    »Wir setzen die Flucht fort«, sagte Estrada, und damit hatte es sich.
    Anschließend fanden stundenlang keine Gespräche mehr statt. Es gab nichts zu besprechen. Es gab nur die Flucht und ihre gedämpften Geräusche, vage Eindrücke von schattenhaften Gestalten hinter uns und endlose Furcht. Manchmal kamen die Verfolger näher, und bei anderen Gelegenheiten vergrößerte sich der Abstand. Immer wieder sahen die Fliehenden über die Schulter, um festzustellen, wie groß – oder klein – der Abstand war. Ich hatte von allen am wenigsten zu tun und hielt deshalb vielleicht besonders oft Ausschau. Immer wieder reckte ich den Hals, bis er wehtat und mir die Augen brannten. Hinter uns konnte ich weder Männer noch Pferde erkennen. Ich sah nur einen einzelnen dunklen Fleck, der mal größer wurde und mal kleiner, und es schien nichts anderes in der Welt zu geben.
    Dann plötzlich war er nicht mehr da. Ich konnte es kaum glauben. Dass mit meinen Augen etwas nicht stimmte, hielt ich für wahrscheinlicher. Ich

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