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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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war stolz auf diese Formulierung, obwohl ich nicht genau wusste, was sie bedeutete.
    Mounteban schien es ähnlich zu gehen – er fragte sich offenbar, ob es eine Beleidigung oder ein ehrliches Kompliment gewesen war. Mit gedämpfter Stimme erwiderte er: »Vor einigen Wochen trat Marina an mich heran. Moaradrids Angriff war damals noch nicht mehr als Tavernengerede, aber sie sah ihn kommen und erzählte mir, dass sie mit wichtigen Leuten in Stadt und Land sprach, welchem Gewerbe auch immer sie nachgingen. Denn eine Bedrohung des Castoval sei eine Gefahr für uns alle.«
    »Wirklich scharfsinnig von ihr. Ich habe gehört, dass Moaradrids Heer schon seit einer ganzen Weile an den Grenzen des Castoval entlanggezogen war, bevor man in den Städten und Dörfern bemerkte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.«
    »Marina war scharfsinnig. Aber es dauerte eine Weile, bis mir das klar wurde. Zum Glück erwies sie sich auch als sehr beharrlich. Trotzdem: Die meisten Leute, mit denen sie sprach, verkriechen sich derzeit unter ihren Tischen in Muena Palaiya.«
    »Es war tapfer von dir, dich ihr anzuschließen«, sagte ich und reichte Mounteban die Hand.
    »Na ja, vielleicht bist du selbst nicht ganz und gar ein Feigling.« Er klang nicht sehr überzeugt, nahm meine Hand aber.
    Als ich an die Spitze der Karawane zurückeilte, beglückwünschte ich mich zu meiner guten Arbeit. Mountebans Feindschaft hatte mir das Leben schwer gemacht, und es war ein falsches Lob wert gewesen, mich von ihr zu befreien. Ihn auf meiner Seite zu haben, bedeutete weniger Probleme für mich, bis ich Gelegenheit fand zu entwischen. Außerdem hatte es mir einen gewissen Einblick in die Ereignisse der letzten Tage gewährt. Vor allem sah ich einen Verdacht bestätigt: Castilio war hoffnungslos in die gute Bürgermeisterin verliebt.
    Ich kletterte wieder auf den Kutschbock des Wagens und schenkte Estrada ein Lächeln, die es mit einem finsteren Blick erwiderte. Ich fühlte mich wie ein Kind mit einem Geheimnis und spürte den fast unwiderstehlichen Drang, den einen oder anderen Hinweis fallen zu lassen. Doch Estradas Miene trübte meine Freude ein wenig.
    Eigentlich hatte sie allen Grund, nervös zu sein: Erste dicke Tropfen fielen, und über uns bildeten die Wolken eine unheilvolle dunkle Masse. Die Straße mochte nicht schlecht sein, wenn sie trocken war, aber wenn sie nass und rutschig wurde, ließen sich Verluste nicht vermeiden.
    Ich seufzte erleichtert, als wir die nächste Ecke hinter uns brachten, und von Estrada kam eine ähnliche Reaktion. Dicht voraus sah ich die Stelle, wo der Ost-West-Pass begann – ich konnte die Lücke im Berg erkennen, wo der Weg nach Goya Pinenta seinen Anfang nahm. Beide Wege trafen sich an einer breiten Kreuzung, und dahinter führte die Straße, auf der wir uns befanden, in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. In engen Serpentinen schlängelte sie sich am Hang entlang nach unten ins Castoval. Hinter der Kreuzung war sie in einem besseren Zustand und hier und dort sogar von Zäunen geschützt. Dort sollten wir einigermaßen sicher sein, auch wenn ein Unwetter über uns hereinbrach.
    Doch bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit würde es noch eine Weile dauern, bis wir die Kreuzung erreichten. Es gab dort Verkehr, wie ich mir schon gedacht hatte, hauptsächlich zornige Fischhändler von der Küste, die ihre Ware nach Muena Palaiya bringen wollten, solange sie noch frisch war. Wir kamen noch langsamer voran, als wir uns den anderen Reisenden hinzugesellten, die nicht sonderlich begeistert waren, sich plötzlich von zweihundert schmutzigen Bewaffneten bedrängt zu sehen. Einige fluchten. Andere hielten uns vielleicht für Räuber und versuchten, uns mit Gaben aus ihrer stinkenden Fracht gnädig zu stimmen. Estrada bat mich, erneut die Zügel zu übernehmen, ging einige Minuten zu Fuß und versuchte, die Ordnung aufrechtzuerhalten und unsere neuen Weggefährten zu besänftigen.
    Ich fand mich in der ungewohnten Rolle des Anführers wieder. Für einen Moment dachte ich daran, die Pferde anzutreiben und zu fliehen. Aber wenn ich nicht bereit gewesen wäre, den Wagen über den Straßenrand zu lenken und in die Tiefe stürzen zu lassen, hätte mich Mounteban in null Komma nichts eingeholt. Also konzentrierte ich mich auf ein ruhiges, gleichmäßiges Tempo, als wir uns der Kehre näherten, hinter der der lange Weg nach unten begann. Sie war beunruhigend eng. Die Flüche hinter mir wurden immer lauter,

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