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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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Geruch stieg vom nassen Boden auf und verstärkte den Eindruck von einem finsteren Gewölbe. Als wir von einem Baum zum nächsten huschten und dabei immer wieder zur Straße sahen, stieg unsere Anspannung, bis jeder knackende Zweig eine unmittelbar bevorstehende Katastrophe zu prophezeien schien.
    Als wir aufgebrochen waren, wurde es etwas besser. Wir aßen unterwegs, und auch wenn der Proviant kaum essbar sein mochte: Das Kauen lenkte uns wenigstens ab. Im Osten zeigte sich das erste Licht des neuen Tages, als ich den letzten Bissen schluckte, und das Gehen hatte mich ein wenig aufgewärmt. Außerdem schienen meine Sachen nicht mehr ganz so nass zu sein.
    Wir gaben eine seltsame Truppe ab. Salzleck blieb hinten, stapfte behäbig dahin und konzentrierte sich ganz darauf, möglichst leise zu sein. Estrada begann den Marsch vorn an Mountebans Seite, ließ sich aber nach einer Stunde zurückfallen und leistete dem Riesen Gesellschaft.
    Ich gab mir alle Mühe, zwischen den beiden und Mountebans Leuten zu bleiben, dem einzigen Überbleibsel unserer ursprünglichen Truppe. Ich hatte versucht, nicht auf sie zu achten, aber mein Blick kehrte immer wieder zu ihnen zurück, vielleicht deshalb, weil uns die Umstände zu Gefährten machten.
    Und weil ich einen von ihnen wiedererkannte: Der bullige Kerl unter ihnen war der Nordländer, der an der Tür des Rotäugigen Hunds gestanden hatte. Darüber hinaus hatte ich mir den einen oder anderen Gedanken über den Stillen gemacht, Mountebans Späher. Das mochte seine gegenwärtige Tätigkeit sein, aber er hatte sie nicht immer ausgeübt. Er war zu klein, zu leicht gebaut, und seine Haut hatte nicht den dunklen, bronzefarbenen Ton, den sie von einem Leben im Freien haben müsste.
    Mir fiel nur ein Beruf ein, der seine besonderen Fähigkeiten erforderte, und das war einer, bei dem selbst Berufsverbrecher nervös wurden. Bevor Mounteban angeblich ehrlich geworden war, hatte ich gelegentlich gehört – nur in geflüsterten Gesprächen –, wie man ihn mit einem Mann namens Synza in Verbindung brachte. Diesen Synza hatte man diskret Mountebans Problemlöser genannt, wobei dem Tonfall zu entnehmen war, dass sich niemand wünschen konnte, besagtes Problem zu sein.
    Ich bekam das schreckliche Gefühl, dass Synza und ich jetzt Reisegefährten waren.
    Am Nachmittag des vergangenen Tages hatten wir die Terrassen verlassen, die den Buckel und Muena Palaiya mit dem Talboden verbanden. In der Nacht waren wir durch das Waldland vorgestoßen, das bis zum Fluss reichte und schließlich in den Wald von Paen Acha im Süden überging. In dieser Region gab es überall Bauernhöfe und Dörfer, sogar einige kleine Städte, und zahlreiche Straßen und Wege führten in alle Richtungen. Dennoch war sie nur dünn besiedelt, und es fiel Reisenden nicht sonderlich schwer, unbemerkt zu bleiben, erst recht dann, wenn es die Reisenden in dieser Hinsicht zur Meisterschaft gebracht hatten.
    Mounteban kannte die Gegend gut, zweifellos aus seiner Zeit als Schmuggler, während der er häufig zwischen Muena Palaiya und dem Fluss unterwegs gewesen war. Den größten Teil des Morgens folgten wir dem Verlauf einiger schmaler Pfade, die durch lichten Wald, dichtes Gebüsch und gelegentlich über Wiesen mit hohem Gras, Disteln und wilden Blumen führten. Die Sonne schien trüb an einem teilweise bedeckten Himmel und spendete nur wenig Wärme. Wenigstens regnete es nicht, und das Marschieren hielt mich warm. Es schien keinen Sinn zu haben, meine Vorräte zu rationieren, und so fuhr ich damit fort, im Gehen zu essen und zu trinken.
    Nach meiner Schätzung lag gegen Mittag das halbe Tal hinter uns, und ich stöhnte, als Mounteban unsere Gruppe anhalten ließ und verkündete: »Ein Drittel des Weges zum Fluss haben wir geschafft.«
    Meine Waden taten höllisch weh, ein Schmerz, der allmählich in den Beinen aufstieg und das Rückgrat zu erreichen versuchte. Deshalb war ich erleichtert, als Mounteban fragte: »Braucht jemand eine Rast?«
    Ich wollte gerade antworten, als Estrada sagte: »Es geht uns allen gut, Castilio.«
    Ich warf ihr einen finsteren Blick zu.
    »Ausgezeichnet. Wenn wir dieses Tempo bis zum Einbruch der Dunkelheit halten können, haben wir Gelegenheit, für einige Stunden zu lagern. Inzwischen dürfte man den Wagen und die Pferde entdeckt haben. Aber selbst wenn die Soldaten unsere Spur finden – sie kennen das Tal nicht so gut wie ich.«
    Den zurückgelassenen Wagen hatte ich ganz vergessen. Und nicht nur

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