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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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niemand, der mich suchte, hätte sich alle Ecken und Winkel vorgenommen. Nein, nach der unliebsamen Begegnung in der Stadt war ich sicher, dass dies erneut Moaradrids Werk war. Vielleicht hatte er vermutet, dass ich den Stein nicht bei mir trug. Möglicherweise hatten die Halunken nur dafür sorgen sollen, dass ich längere Zeit unterwegs blieb, damit mein Zimmer in aller Gründlichkeit durchsucht werden konnte.
    Ich fragte mich, ob Estrada auf eine ähnliche Art und Weise belästigt worden war. Vielleicht befand sich Moaradrid bereits im Besitz des Steins, was ein Ende dieses Albtraums bedeutet hätte. Es erschien mir zu schön, um wahr zu sein, und ich erinnerte mich an Alvantes’ Stimme in ihrem Zimmer. War Estrada so vernünftig gewesen, sich an die eine Person in Altapasaeda zu wenden, die ihre Sicherheit garantieren konnte?
    Ich dachte an die Einstellung des Hauptmanns mir gegenüber und hielt es für unwahrscheinlich, dass er mir helfen würde, auch wenn ich ihn noch so freundlich darum bat. Weitere Überfälle waren also nicht auszuschließen. Von diesem beunruhigenden Gedanken durfte ich mich allerdings nicht ablenken lassen – ich hatte zu viel zu tun, und die Zeit wurde knapp.
    Die nächsten fünf Minuten verbrachte ich damit, meine Kleidung so gut es ging zu säubern, und dann machte ich mich wieder auf den Weg. Inzwischen wusste ich, dass der Nordflügel des Palastes den Bediensteten des Prinzen vorbehalten war, ihnen und allem, was damit zusammenhing: Ställe, die Unterkünfte des Personals und Gästezimmer. Unser Flur befand sich am Rand dieses Bereichs, was vielleicht bedeutete, dass hier Besucher von niederem Status untergebracht wurden. Ich hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wo die anderen Grenzen des Flügels verliefen, aber es gab eine entscheidende Frage, die geklärt werden musste.
    Ich orientierte mich mithilfe meiner geistigen Karte und fand eine nach unten führende Treppe. Ein Stockwerk tiefer entdeckte ich wie vermutet die eleganteren Quartiere, für Besucher bestimmt, die der Prinz mehr zu schätzen wusste als politische Flüchtlinge und ihre Begleiter. Jedes dieser Zimmer war etwa doppelt so groß wie meins, soweit ich das feststellen konnte. Auch die Flure boten mehr Platz und waren mit Wandteppichen und Topfpflanzen geschmückt, bei denen es sich wahrscheinlich um teure Importware handelte. Während ich mich vergewisserte, dass mein Orientierungssinn zuverlässig funktionierte, vergingen ein oder zwei Minuten, und ich fürchtete die ganze Zeit über, von einem Wächter überrascht zu werden. Als ich sicher war, wählte ich eine Türöffnung und schob den Vorhang beiseite.
    Sofort weckte ein großes Becken im Boden meine Aufmerksamkeit. Angenehm duftender Dampf stieg dort auf und wirkte recht einladend. Weniger einladend war der Anblick des kleinen, aber enorm dicken Mannes, der bis zum Dreifachkinn im Wasser lag. Als er mich sah, setzte er sich mit einem Platschen auf, das Wellen über den Rand des Beckens hinweg in die Ecken des Zimmers schickte. Unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren klein, rund und ein wenig blutunterlaufen. Eine Weile starrten wir uns einfach nur an, wobei meine vorgetäuschte Überraschung ebenso übertrieben war wie sein Erschrecken.
    »Ich erinnere mich nicht an ein solches Becken in meinem Zimmer«, sagte ich.
    Der Dicke stand auf und schien sich erst dann daran zu erinnern, dass er nackt war. Rasch griff er nach einem Handtuch auf einem Stuhl neben dem Becken und schlang es sich um die schwabbeligen Hüften. »Dies ist mein Zimmer!«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Absolut.«
    Ich nickte nachdenklich. »Nun ja, so was fehlt in meinem Zimmer, das steht fest.« Ich lächelte. »Mein Fehler. Übrigens, ich bin Easie Damasco.«
    Der Mann sah mich groß an.
    »Ich begleite Bürgermeisterin Estrada.«
    Das brachte ein bisschen Interesse in seine Knopfaugen. »Ach, ja? Ich hätte gedacht … Ich meine, Ihr seid etwas klein für einen …«
    »Für einen was?«
    »Nun, ich dachte, ein Riese wäre etwas, äh, riesiger .«
    »Oh. Nein, ich bin der andere.«
    »Ah, der … andere.«
    Ich beobachtete, wie seine Lippen das Wort »Dieb« formten. Panchetto hatte sich bei der Ankündigung seiner ungewöhnlichen Gäste nicht zurückgehalten.
    »Bitte verzeiht, dass ich Euch gestört habe. Sehen wir uns vielleicht beim Bankett heute Abend?«
    » O ja, bei den Partys des Prinzen bin ich immer dabei. Sitze als Erster am Tisch und verlasse ihn als Letzter.«
    »Eine

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