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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Französisch«, gab ich zurück, immer noch demütig. »Ich bin ein einfacher Mann, Sir. Ihr dagegen wart gewiss auf der Universität?«
    Er reckte sich ein wenig. »In der Tat. In Cambridge, wie Sir William.«
    »Da beneide ich Euch.« Cambridge , dachte ich. So wie Master Irsby, jener gelehrte Mediziner, der rein zufällig in Abingdon einen Freund besuchte und nun einer der Geschworenen war. Den Sekretär nach Irsby zu fragen wäre zu plump gewesen. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass Cecil, wenn Irsby auf seine Veranlassung in Abingdon sein sollte, so unklug gewesen war, jemanden zu wählen, dessen Verbindung zu ihm leicht festzustellen gewesen wäre. In Cambridge hatten viele Leute studiert. Also versuchte ich etwas anderes.
    »Mein Vater, Gott hab ihn selig, hat immer gesagt, einmal in seinem Leben sollte man in der Kapelle im King’s College zu Cambridge gebetet haben, weil sie die schönsten Fenster auf der ganzen Welt hat.« Mein Vater hatte nichts dergleichen gesagt, aber Robins Lehrer, diesen Ascham, wollte ich hier nicht zitieren. »Stimmt das?«
    »Sie sind in der Tat herrlich«, sagte der Sekretär mit leicht verklärtem Blick. »Flämische Arbeit.«
    »Heute Morgen habe ich mir sämtliche Kirchen in Oxford anschauen müssen, und ich muss sagen, die Kathedrale dort ist ebenfalls sehr prächtig. Sie haben gerade erst ihre Rosette neu fertiggestellt, und was herrliche Fenster angeht …«
    »Ha!«, rief er. »Das ist doch überhaupt kein Vergleich, ich bitte Euch. Erstens ist es unerhört, dass die dort ihre mickrige Christ Church Kathedrale nennen, wo sie doch auch nur eine Kapelle ist, und zweitens lässt sich die Rosette auch im aufpolierten Zustand nicht mit den Herrlichkeiten der Kapelle im King’s College vergleichen, ganz gleich, wie verzweifelt die Oxforder auch damit prahlen.«
    »Das trifft vielleicht auf die Rosette in früheren Tagen zu«, sagte ich zweifelnd, »aber so, wie sie jetzt aussieht, gerade erst fertig geworden, da muss man wirklich zugeben …«
    »Gar nichts muss man zugeben! Ich war erst kürzlich dort und habe mir ihr lächerliches Bemühen, unsere flämischen Fenster zu imitieren, aus der Nähe anschauen können«, schnaubte er verächtlich.
    Ach wirklich, dachte ich, Ihr wart vor kurzem in Oxford? Seid Ihr da auch in Abingdon abgestiegen? Doch ich hütete mich, es laut auszusprechen. Stattdessen entgegnete ich friedfertig: »Wie Ihr meint. Ihr seid schließlich ein Gelehrter, und ich nur ein einfacher Mann, dem das Glück eine Zeitlang hold war. Eure Bildung, die wünsche ich mir. Gewiss seid Ihr in neuen und alten Sprachen gewandt.« In dem Französisch, das mir dabei gedient hatte, Unterkunft, Wein und weibliche Gesellschaft zu requirieren, aber bestimmt so fehlerhaft war, wie es Soldatensprache immer zu sein pflegt, fuhr ich fort: »Wie ich schon sagte, meine Schule war das Leben, doch ich hoffe, es hat mich einiges gelehrt, was von Nutzen sein kann.«
    Mein Französisch löste eine kurze Grimasse aus, doch gleich darauf machte er wieder sein ausdrucksloses Schreibergesicht. Ein Hauch von Argwohn trat in seinen Blick. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er allmählich merkte, dass ich ihn auszuhorchen versuchte.
    »Nun, Euch nutzt es gewiss«, sagte er kühl. »Im Umgang mit Spaniern jedoch empfiehlt sich zumindest Italienisch.«
    Ich konnte mich dunkel erinnern, dass einer der Kerle, die sich erfolgreich um Robins Patronage bemüht hatten, ein ganzes Buch über die Bedeutung des Italienischen veröffentlichte. Da ich derzeit die Rolle eines Mannes spielte, der sich für alle Fälle bei Cecil und seinem Sekretär einschmeicheln wollte, konnte ich ihm gegenüber kaum meine Meinung hinsichtlich überflüssiger Dinge in dieser Welt zum Ausdruck bringen.
    »Nun, auf meine alten Tage lerne ich es wohl nicht mehr«, sagte ich und versuchte mich an einem hoffnungsvollen Lächeln. »Es sei denn, Ihr stellt Euch als Lehrer zur Verfügung. Aber dazu seid Ihr gewiss zu beschäftigt. Nützt Euch denn Italienisch selbst etwas mit den Spaniern?«
    »Nein, mit den Schotten«, gab er patzig zurück, schaute ein wenig betreten drein und setzte höflicher hinzu: »Sir William ist derjenige, der Verhandlungen führt. Er würde es nie zulassen, dass unsereiner für ihn spricht, und er hat wirklich nicht vor, seinen Haushalt zu vergrößern. Nehmt es also nicht persönlich, wenn ich Euch sage …«
    Ich entschloss mich, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Aber ich kenne einige

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