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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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mein Nacken schmerzten höllisch, aber das war mir gleichgültig.
    »Genug mit den Spielchen!«, sagte ich und drückte die Spitze so fest in sein Fleisch, dass etwas Blut tropfte. »Für wen arbeitest du?«
    »Für Euch«, quetschte er erschrocken heraus.
    Mein Nacken schmerzte immer noch. »Der Kerl, der für mich arbeitet, ist in Cumnor«, sagte ich wütend. »Weil ich es ihm befahl. Du Hundsfott dagegen bist hier, wo ich dich ganz bestimmt nicht hinbefohlen habe, und das heißt, jemand anders hat es getan. Also heraus damit! Wer war es? Cecil?«
    »Kann … nicht … sprechen«, quäkte er, und das war wohl noch nicht einmal gelogen. Ich lockerte meinen Griff ein wenig, ohne den Dolch ganz abzusetzen.
    »Danke«, sagte er. »Ist Euch klar, dass mein Lebensunterhalt von meiner Stimme abhängt, Master Blount? Ohne sie kann ich gleich verhungern.«
    »Ich dachte, dein Lebensunterhalt hängt von dem ab, der dich bezahlt, und das bin nicht ich. Oder geben wir immer noch vor, ein Gaukler zu sein?«
    »Schauspieler«, verbesserte er. »Ich bin ein Schauspieler . Das ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Berufung, Sir, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist. Außerdem bin ich Euer Lebensretter, aber Undank ist der Welten Lohn. Es wundert mich nicht, dass Ihr …«
    Ich drückte wieder etwas fester zu, und mein Messer konnte erneut beweisen, wie scharf es war.
    »Schon gut, schon gut! Ihr würdet Euch wohl nicht damit zufriedengeben, wenn ich Euch versichere, dass es nicht Cecil ist?«
    »Nein«, sagte ich hart.
    »Aber Ihr werdet mir nicht glauben, wenn ich Euch die Wahrheit sage. Das prophezeie ich Euch, Master Blount. In einer Minute werdet Ihr mich anschreien und möglicherweise doch um die Grundlage meines Lebensunterhalts bringen, aber auf gar keinen Fall werdet Ihr mir glauben.«
    »Lass das meine Sorge sein«, knurrte ich und schaute mich um. In unmittelbarer Hörweite befand sich niemand, aber in einiger Entfernung konnte ich Knechte ausmachen, die Pferde abrieben oder in die Stallungen führten. Lange blieben wir gewiss nicht mehr ungestört.
    »Ich kann mit dem Messer einer Fliege die Zehennägel schneiden, ohne dass sie es merkt, mein Freund, also versuch lieber nicht, meine Geduld auf die Probe zu stellen. Der Name, Frobisher«, forderte ich. »Verschwende meine Zeit nicht mit langen Erklärungen, die kannst du mir später geben, wenn du überlebst. Jetzt will ich nur den Namen.«
    Er hatte die Stirn, mir einen gekränkten Blick zuzuwerfen, als sei ich der doppelzüngige Spion, nicht er.
    »Katherine Ashley.«
    Ich war auf alles Mögliche gefasst gewesen, aber darauf nicht.
    Zunächst einmal, weil es ein weiblicher Name war, und dann, weil er mir nicht das Geringste sagte. Gleichzeitig glaubte ich nicht, dass Frobisher in diesem Punkt log; bei einer Lüge hätte er einen der bekannteren Adligen bei Hofe genannt, denn Robin mangelte es wahrlich nicht an Feinden. Nun, wahrscheinlich musste man eine Frau sein, um auf die Idee zu kommen, einen Gaukler als Spion anzuheuern, dessen Geschäft es eigentlich war, einen mit gefälligen Reimen die Ohren vollzusäuseln.
    Trotzdem, wenn es sich um die Gattin eines einflussreichen Adligen handelte, dann hätte mir der Name bekannt sein müssen, und unter den ehrgeizigen Familien bei Hofe gab es keine Ashleys.
    »Wie wäre es jetzt mit einer Erklärung für den kleinen Unfall hier?«, fragte Frobisher leise und schaute bedeutungsvoll erst in Richtung meines Dolches und dann in die der Pferdeknechte, welche näher kamen.
    »Halt den Mund und komm mit«, sagte ich, ließ seinen Hals los, packte seinen Oberarm und machte mich auf den Weg zu dem einzigen Ort, an dem ich derzeit keine unliebsamen Überraschungen erwartete: Robins ehemaliges Quartier, das derzeit von Henry Sidney bewohnt wurde. Sir Henrys Leibdiener war da und ließ sich leicht verscheuchen, was wohl hieß, dass er bereits über eine neue Anstellung nachdachte. Ich an seiner Stelle hätte entweder darauf bestanden zu bleiben, oder ich hätte zumindest gelauscht. Also stellte ich mit einem Auftrag, meine Satteltaschen zum Stall zu bringen, sicher, dass er nicht vor der Tür herumlungerte, ehe ich sie hinter mir schloss.
    Ashley , dachte ich die ganze Zeit, Katherine Ashley, Katherine, Kathy, Kate … Woher sollte ich den Namen kennen? Ich hatte das Gefühl, ihn schon einmal gehört zu haben. Mehrfach sogar. Doch von wem?
    Endlich, als ich schon versuchte, mich mit der unliebsamen Aussicht

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