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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Wort behagt, das ich von dir gehört habe, seit du mir auf der Straße aufgelauert hast, aber ich lebe immer noch in der vagen Hoffnung, dass all die Versprechungen von Nützlichkeit nicht ganz gelogen sind, also rede!«
    Er setzte den Bierkrug ab, schob sich eine schmutzig-blonde Haarsträhne aus dem Auge und sagte: »Tja, hier scheint sich niemand entscheiden zu können, ob sie Lord Robert einen Mörder nennen oder jemand anderem die Schuld geben sollen. Fast jeder zweite Satz beginnt mit: Hast du schon von my lady Dudley gehört, die arme Seele, und wenn das ein Unfall war, dann fress ich einen Besenstiel!«
    Sie starb gestern, dachte ich. Gestern. Und heute ist das schon die feste Überzeugung der meisten Leute in der Umgebung! In einem Monat spätestens würde die ganze Welt so denken, wenn ich nicht Beweise für das Gegenteil finden konnte.
    Warum hatte sie ihre Bediensteten nur fortgeschickt? Das war es, was mich nicht zur Ruhe kommen ließ. Das Gerede war zu erwarten gewesen, aber nicht, was der Wirt mir über das Gesinde in Cumnor erzählt hatte. Selbst, wenn es übertrieben war, wovon ich ausging, musste sie doch die Mehrzahl ihrer Leute fortgeschickt haben, und das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Amy war nie gerne alleine gewesen, und sie hatte es durchaus genossen, nach der schlechten Zeit, in der sie Robin höchstens im Tower besuchen konnte und sich mit meiner Base Jane eine Zofe teilte, wieder so viel Dienerschaft zu ihrer Verfügung zu haben, wie es einer Lady zustand.
    »Hast du mit jemandem gesprochen, der in Forsters Haushalt arbeitet, oder nur mit den örtlichen Klatschbasen?«, fragte ich Frobisher.
    »Mit den Knechten im Stall und mit denen, die unterhalten werden wollten, Master Blount. Wenn jemand davon tatsächlich zu Forsters Haushalt gehört, dann haben sie es nicht gesagt, und ich bin sicher, sie hätten damit angegeben.« Er räusperte sich. »Der Wirt bringt Euch gewiss noch einen Bierkrug, wenn Ihr darum bittet, Herr.«
    Ich überhörte diese Bitte. Mir taten immer noch alle Glieder weh, ich war erschöpft, und der Gedanke an Amys Tod schmeckte immer bitterer in meinem Mund.
    »Es gibt einen Jahrmarkt hier«, sagte ich. »Da sollte es für dich ein Leichtes sein, dir ein Zubrot zu verdienen.«
    Er machte ein bestürztes Gesicht. »Ich wusste, dass Ihr nichts Schlechtes über Lord Robert hören wollt, Sir, aber Ihr habt mich darum gebeten, und Ihr habt mir eine Woche versprochen …«
    »Himmelherrgott noch mal«, blaffte ich ihn gereizt an, »hör auf zu greinen! Ich höre mich morgen in Cumnor um. Alleine. Du gehst auf den Jahrmarkt und findest heraus, ob am Sonntag tatsächlich der gesamte Haushalt von Lady Dudley dort war. Und ob sich sonst jemand dort herumgetrieben hat, der nicht aus der Gegend stammt. Muss man dir denn alles erklären?«
    Um die Wahrheit zu sagen: Wenn ich ihm das nicht hätte erklären müssen, obwohl ich ihm nichts von den Äußerungen des Wirtes gesagt hatte, dann wäre ich wieder sicher gewesen, dass er ein Spitzel sein musste, und nicht meiner, aber das ging ihn nichts an.
    »Ich kann Könige und Bettler spielen, jonglieren und ein Lächeln auf die Lippen der ernstesten Maid zaubern«, sagte Frobisher so leichthin, als habe er meinen scharfen Ton gar nicht wahrgenommen. »Hellsehen kann ich nicht.«
    »Wie beruhigend. Königin Marys Statuten hinsichtlich schwarzer Magie sind nie aufgehoben worden, und ich habe schon genügend junge Leute deswegen sterben sehen.«
    Es waren jedoch nicht die Scheiterhaufen, zu denen meine Gedanken zurückkehrten, als Frobisher endlich in das von mir gewünschte Schweigen verfiel. Es waren die Erinnerungen, denen ich den ganzen Tag lang ausgewichen war, und die Vorstellung von dem, was mich in Cumnor erwartete. Abrupt sagte ich zu Frobisher, er solle dem Wirt ausrichten, ich habe mir die Angelegenheit mit der Bettpfanne noch einmal überlegt. Zu meiner Überraschung verzichtete er auf eine Nachfrage oder eine Witzelei und folgte tatsächlich kommentarlos meinem Befehl.
    Die Magd, die bald hereinkam, wiegte sich in den Hüften und hatte ein gewisses Funkeln in den Augen, was wohl mehr dem versprochenen Geld und weniger meiner Person galt, aber auf jeden Fall wirkte sie willig, und die kräftigen Schenkel, die sich unter ihrem Rock abzeichneten, versprachen das Vergessen, das ich suchte. Nur junge Mädchen und Königinnen trugen ihre Haare offen, und sie war gewiss nur zehn Jahre jünger als ich; die roten Flechten, die zum

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