Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
stöhnte leise. Ich entschied mich für ein weiteres Glücksspiel.
    »Agnes Cross«, entgegnete ich.
    » Agnes Cross? Das – das ist – oh, sie wird sich selbst bald nach einer Stelle umschauen müssen, so, wie es Mrs.Owen geht.« Claire Latimer stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Wenn sie sich einbildet, dass der Herr sie behält, wenn es so weit ist, dann täuscht sie sich, da kann sie noch so geheimnisvoll tun.«
    »Deswegen hat es keinen Sinn, hier nach einer neuen Stelle zu suchen, Gevatter«, sagte der dritte Mann, der bisher geschwiegen hatte, nachdem seine Töpfe gerettet waren. »Wenn überhaupt, dann wird es weniger Stellen geben, jetzt, wo my lady tot ist und Mrs.Owen so gut wie. Glaub mir, Agnes Cross hat dich belogen. Sie stiftet gerne Unfrieden.«
    »Wenn ich den lieben langen Tag das Gerede von Mrs.Owen anhören müsste, dann würde ich auch gerne anderen Leuten den Tag vergiften«, stimmte Claire zu. »Aber es ist trotzdem nicht recht, dass sie andere die Zeche dafür zahlen lässt, dass aus ihren Plänen nun nichts mehr wird.«
    »Was hat sie denn geplant?«, fragte ich und versuchte, enttäuscht und zerknirscht auszusehen. »Sie schien mir nur eine hilfsbereite Christin zu sein.«
    »Agnes Cross?« Hal Latimer lachte. »Die tut nie etwas ohne Hintergedanken. Dass Mrs.Owen nicht mehr lange unter uns weilt, kann sich jedes Milchmädchen ausrechnen, und der Herr und seine Gnädige, die werden Agnes Cross bestimmt nicht übernehmen. Deswegen hat sie ja Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sich bei Lady Dudley lieb Kind zu machen. Klebte wie ein Schatten an ihr, dass man sich fragte, wem sie denn diente, Mrs.Owen oder Lady Dudley, und wer hier die Zofe ist, Pirto oder Cross.«
    »Halt’s Maul, Latimer«, schnauzte sein Angreifer ihn an und erhob sich langsam vom Boden. Ich hatte die Pfanne weggelegt; meinen Degen trug ich im Haus natürlich nicht. Nun ja, es war zwar eine Weile her, seit ich in eine Rauferei verstrickt gewesen war, aber die viel tödlicheren Schlammfelder von Frankreich lagen erst drei Jahre zurück, und dort hatte ich mit Männern gekämpft, die mich umbringen wollten. Der blendlustige Mann war muskulös genug, um im Feldbau eingesetzt zu werden, oder im Stall; vielleicht auch als Metzger, um die Tiere auszuweiden. Ein Koch war er jedenfalls bestimmt nicht. Wahrscheinlich hatte einer der beiden Latimers diesen Posten inne, doch das verriet mir nicht, welcher von beiden am Sonntag hiergeblieben war. Was sie über Agnes Cross zu sagen hatten, war allerdings aufschlussreich.
    »Halt’s Maul«, wiederholte der Raufbold. »Kannst du nicht sehen, dass das ein Herr ist? Der will hier keine Stelle. Das ist Lord Roberts Mann, der, der im Frühjahr my lady hierhergebracht hat.« Er wandte sich an mich. »Manche Leute bleiben eben nicht ständig in der Küche, sondern sperren die Augen auf. Ich muss mich für das Verhalten der anderen entschuldigen, Sir.« Er musterte mich, und die Feindseligkeit in seinen Augen strafte seine höflichen Worte Lügen. »Wie können wir Euch weiterhelfen?«
    Während er sprach, begriffen die Latimers und der andere Mann ihren Fehler. Sie standen nun etwas gerader, schauten zu Boden und hatten die Lippen zusammengepresst. Ich wusste, dass es nun nur noch sehr wenig gab, was sie mir freiwillig sagen würden.
    »Ihr könnt mir verraten, was mit Harkness geschehen ist«, erwiderte ich, obwohl ich immer noch nicht wusste, wer das war. Mit etwas Glück würden sie lange genug mit der Auskunft beschäftigt sein, um ihre Zungen wieder etwas zu lockern, so dass ich sie erneut nach den Ereignissen vom Sonntag befragen konnte.
    »Oh, nichts, Sir, nichts von Belang«, sagte Claire Latimer.
    »Ich kann auch Mr.Forster fragen«, drohte ich, »aber dann müsste ich erklären, wer mir von Harkness erzählt hat.«
    Sie schaute auf, doch nicht zu mir, sondern zu ihrem Bruder. Er nickte unmerklich.
    »Harkness war einer der Stallknechte und ungeschickt mit den Pferden, obwohl er geschworen hat, dass er sich auskennt, als der Herr ihn einstellte«, begann sie, vorsichtig abwägend, was sie verraten durfte und was nicht. »Eines von ihnen hat ausgekeilt, und da hat es ihn am Schädel erwischt. Deswegen meinen wir, dass der Herr jetzt viel vorsichtiger ist mit neuem Gesinde, das ist alles.«
    »Wann ist das geschehen?« Ich glaubte ihr kein Wort.
    »Im letzten Jahr, Herr.«
    Also lange, ehe Amy hierherkam. Das würde bedeuten, dass es tatsächlich nicht von Belang für mich

Weitere Kostenlose Bücher