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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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würden. »Keiner von ihnen ist ein Freund von mir«, sagte er trübsinnig.
    »Umso besser«, entgegnete ich.
    »Blount, ich habe dir doch schon einmal gesagt, ich habe mein Bestes für my lady getan!«
    »Aber gewiss doch«, entgegnete ich kalt. »Nach allem, was ich gestern gehört habe, hat sie hier um ihr Eigentum fürchten müssen.«
    »So eine Unterstellung verbitte ich mir!«, brauste er auf.
    »Dann hat deine Schwägerin sich nicht beschwert, weil ihr die eine oder andere Kleinigkeit abhanden kam?«
    »Frauen haben immer etwas zu nörgeln«, sagte er ausweichend, »das weißt du doch. Vor allem, wenn sie mit einem verwandt sind. Außerdem kennst du doch Edith Odingsells und weißt, wie du ihre Behauptung zu verstehen hast. Wenn my lady mehr als ein Fingerhut fehlte, dann will ich verdammt sein. Und sie selbst hat sich niemals bei mir beschwert, niemals!«
    Da ich nur Pirtos Aussage in Bezug auf verschwundene Kleinigkeiten hatte und nicht ihren Namen nennen wollte, weil Forster sonst mutmaßlich sofort losstapfen und sie so anbrüllen würde, dass sie ihre Aussage vor den Geschworenen sicher deutlich anders machen würde, beließ ich es fürs Erste dabei, und sprach ein wichtigeres Thema an.
    »Wenn die Geschworenen dich befragen, dann hoffe ich, dass du eine bessere Antwort hinsichtlich deines Verbleibs am Sonntag bereit hast. Fort in Geschäften, die niemanden etwas angehen klingt, als wolltest du gleich ein Geständnis unterschreiben.«
    Der Blick, den er mir zuwarf, war mörderisch. »Es sind Angelegenheiten, die niemanden etwas angehen«, knurrte er. »Herrgott, Blount, wir ziehen doch am selben Strang. Wenn die Geschworenen hier auftauchen, dann fall mir um Himmels willen nicht mit solchen Bemerkungen in den Rücken.«
    »Wenn die Geschworenen hier auftauchen, werde ich nicht anwesend sein«, gab ich zurück. »Zumindest nicht heute Vormittag. Ich habe meine eigenen Geschäfte im Ort zu erledigen.«
    Er sah mich verdutzt an. »Aber – hast du mir nicht gesagt, dass heute auch John Appleyard und ein paar Begleiter eintreffen werden? Wer kümmert sich dann um die?«
    »Du, Forster, du. Bis ich wieder da bin.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen war dies eine Aufgabe, die ihm alles andere als behagte. »Und wen willst du im Ort aufsuchen?«, fragte er ärgerlich. »Alle, die etwas über my ladys Tod wissen, sind hier in meinem Haus.«
    »Wie schön, dass du dessen so sicher bist. Das wird die Geschworenen erfreuen und ihnen weitere Wege ersparen«, entgegnete ich und nahm meinen Abschied von ihm. Wir hatten beide bereits Robins Vater John Dudley gedient und standen nicht auf Kriegsfuß miteinander, aber Freunde waren wir nie gewesen, und ich nahm ihm sein Schweigen über das, was er am Sonntag getrieben hatte, wirklich übel. Wahrscheinlich hatte es nichts mit Amys Tod zu tun, sonst hätte er sich schon längst eine gute Ausrede einfallen lassen, aber solange er mir nicht die Wahrheit erzählte, konnte ich das nicht beurteilen, und es lenkte mich ab, weil ich es als ungelöstes Rätsel empfand.

    Frobisher hatte George Harkness gestern auf dem Jahrmarkt getroffen und wusste daher nicht, wo genau der Mann lebte, doch Hal Latimer konnte mir weiterhelfen, als ich in der Küche auftauchte. Ich hatte damit gerechnet, erst wieder Blicken auf den Boden und Ausreden zu begegnen, doch Latimer war damit beschäftigt, seine Schwester im Auge zu behalten, mit der Frobisher zu tändeln begonnen hatte, und halb abgelenkt, wie er war, antwortete er mir sofort auf meine Frage nach Harkness’ Bleibe.
    Wie sich herausstellte, musste sich Harkness seit seiner Entlassung sein Geld als Tagelöhner verdienen. Pferdeknechte, von denen es hieß, sie hätten sich den Schädel einschlagen lassen und seien seither ohnehin nur noch halb bei Sinnen, waren für kaum eine andere Aufgabe gefragt. Daher schlief er dort, wo man ihm für ein oder zwei Tage eine Arbeit gab. Derzeit war das beim Bauern Humphrey, der Hilfe bei der Ernte brauchte. Ich ließ Frobisher in Cumnor, um die Dienstboten weiter auszuforschen – und, um ehrlich zu sein, damit er nicht Zeuge von dem wurde, was auch immer Harkness zu sagen hatte –, und machte mich auf den Weg.
    Ich war noch nicht weit gekommen, da bekam ich Grund zu der Annahme, dass der Himmel mich erneut für mancherlei Sünden bestrafen wollte, denn ich ritt John Appleyard geradewegs in die Arme. Wie sich herausstellte, hatte er in Abingdon genächtigt, genau wie ich es am Abend meiner

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