Im Schatten der Königin: Roman
dieses Land unter der bestmöglichen Regierung wissen möchte. Und die sind gewiss nicht Robins kleiner Bruder Guildford und meine arme Base, wenn sie sich noch nicht einmal gegen John Dudley durchsetzen und diese Ehe verweigern konnte.«
Soweit ich mich erinnere, war dies das erste Mal, dass sie zumindest andeutete, sie wolle selbst auf den Thron, was nicht bedeutet, dass sie es nicht schon vorher wollte; nur hatte sie es nie auch nur ansatzweise ausgesprochen, zumindest nicht in meiner Hörweite.
»Wenn er von Euch als der würdigen Thronfolgerin überzeugt wäre, hätte er die Lady Mary nicht warnen brauchen«, sagte ich kopfschüttelnd. Sie schnitt eine Grimasse.
»Mary ist die Älteste, und das Volk hat ihre Mutter geliebt, während es … andere gehasst hat«, gab sie zurück, wieder den Namen ihrer eigenen Mutter vermeidend. »Wenn ich Cecil wäre, dann würde ich auch nicht gegen sie setzen.«
Am Ende verlor John Dudley seinen Kopf, genau wie sein jüngster Sohn und das Mädchen, das sie für neun Tage zur Königin gemacht hatten. Als wir zu Marys Krönung nach London kamen, fand sich auch Sir William Cecil in der königlichen Gunst, statt mit den Dudleys und ihren Anhängern verurteilt worden zu sein, also musste Elizabeth wohl recht gehabt haben. Ich muss gestehen, dass mir das Ganze doch sehr wetterwendisch vorkam, doch ich änderte meine Meinung, als mein Mädchen von ihrer Schwester in den Tower geschickt wurde. Wenn je ein Moment für einen rechten Wendehals gekommen war, sie im Stich zu lassen, dann damals. Doch es war William Cecil, der mir Obdach bot, als die Königin anordnete, ich dürfe nicht bei meinem Mädchen sein, und bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn als guten Familienvater kennen. Seine Gemahlin Mildred gilt als eine der gelehrtesten Damen Englands, und es war eine Freude, sich mit ihr zu unterhalten. Als Elizabeth aus dem Tower freikam und wir wieder vereint waren, lobte ich Cecil voller Dankbarkeit, und sie wiederholte, dass er ein sehr kluger und umsichtiger Mann sei.
Einige der Bücher, die mir Mildred Cecil überlassen hatte, brachten mich danach erneut in Schwierigkeiten, zugestanden; es war die Zeit, in der Königin Mary anfing, Protestanten zu verbrennen. Sie verlangte damals auch, dass mein Mädchen sich zur katholischen Religion bekennen sollte, aber das war unmöglich.
»Als Katholikin bin ich nicht nur unehelich, sondern auch ohne jeden Anspruch auf den Thron, und das weiß sie«, sagte Elizabeth. »Aber das Traurige ist, dass sie es nicht nur deswegen fordert, sondern auch, weil sie tatsächlich meine Seele retten will. Sie will die Seelen von ganz England retten. Als unser Bruder sie aufforderte, Protestantin zu werden, sagte sie, sie wolle lieber sterben, und sie hat es so gemeint.«
»Ihr werdet doch nichts dergleichen zu ihr sagen«, fragte ich beunruhigt. »Sie ist imstande, Euch beim Wort zu nehmen.«
»Ich tauge nicht zur Märtyrerin«, gab mein Mädchen zurück, »für keine Religion. Aber wenn ich mich jetzt zur Katholikin erkläre, dann habe ich ein für alle Mal verspielt und kann gleich in ein Kloster gehen.« Sie grübelte einen kurzen Moment. »Ich werde ihr sagen, dass ich in meiner protestantischen Unwissenheit erst Instruktionen brauche, ehe ich übertreten kann, denn gewiss kann sie nicht wollen, dass ich etwas bekenne, was ich nicht verstehe. Das sollte genügend Zeit herausschinden, um eine Lösung zu finden.«
Um Religionsunterricht zu bitten, erkaufte Elizabeth tatsächlich Zeit, doch natürlich blieb Mary misstrauisch. Eines Tages tauchten Soldaten bei uns auf, die nach ketzerischen Büchern suchen sollten. Dabei fanden sie die von Mildred Cecil in meiner Truhe, und ich verbrachte drei bange Monate im Fleet-Gefängnis. Danach war es mir wieder verboten, zu meinem Mädchen zu gehen, und so lebte ich erneut bei den Cecils. Er brachte mich nach Hatfield, kaum dass die Nachricht von Marys Tod kam, auch wenn ich natürlich weiß, dass dies meinem Schützling galt und nicht mir. Aber trotzdem. Man kann also sagen, dass wir auf recht gutem Fuß miteinander stehen.
Als ich ihn nun nach seiner morgendlichen Sitzung mit der Königin abfing, ehe er in seine eigenen Räume zurückkehrte, war er überrascht, doch er weigerte sich nicht, als ich darum bat, mit ihm allein sprechen zu dürfen.
»Nun, Mrs.Ashley, dies sind wieder einmal schwere Tage«, sagte er zu mir, als wir uns in den Nordgarten begaben, wo man einigermaßen ungestört reden konnte.
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