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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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war. Er lächelte mich an.
    »Verzeiht, Sir, aber ich kam nicht umhin, Euren Wortwechsel mit Fitz dem Kerzendreher zu hören. Um Euch vor weiteren Stürzen und unschuldige Kerzen davor zu bewahren, für Strafmaßnahmen missbraucht zu werden, wüsste ich gerne, ob ich Euch vielleicht behilflich sein kann, als Ausgleich für meine Missetat.«
    Der Dreck an mir war zu feucht, um abgeklopft zu werden; ich würde warten müssen, bis er wieder getrocknet war. Also musterte ich mein Gegenüber, der in Frobishers Alter sein mochte, vielleicht sogar noch jünger, und wie so viele junge Männer versuchte, dem abzuhelfen, indem er sich der Mode entsprechend einen Bart wachsen ließ. Ein Student, dachte ich, oder ein sehr junger Professor.
    »Mich führen zwei Anliegen nach Oxford«, entgegnete ich, »und wenn Ihr mir in einem von beiden helfen könnt, soll es Euer Schaden nicht sein …?«
    Ich ließ den Satz fragend ausklingen, denn er hatte sich mir noch nicht vorgestellt oder um meinen Namen gebeten, was hieß, dass er entweder wirklich wegen seines schlechten Gewissens hinsichtlich des Unfalls einem Unbekannten helfen wollte oder mich als Robin Dudleys Mann erkannt hatte. Letzteres bezweifelte ich. Bei Hofe vielleicht, oder daheim in Worcestershire, und nun natürlich in Abingdon und Cumnor, aber nicht hier.
    »Wenn ich mich Euch vorstellen darf: Edmund Campion«, sagte er und machte eine passable Verbeugung. »Fellow am St. John’s College und daher nicht gänzlich dazu verdammt, das Leben eines Notleidenden zu führen … wenngleich uns Scholaren Unterstützung natürlich immer willkommen ist.«
    Von St. John’s hatte ich gehört, weil es erst vor fünf Jahren gegründet worden war. Ein reicher Londoner Pfeffersack namens Thomas White hatte sich das Klagen Königin Marys über den Mangel an jungen katholischen Priestern zu Herzen genommen und eine immense Summe zur Verfügung gestellt, um in Oxford Nachwuchs ausbilden zu lassen. »Mein seliger John hat gehofft, dass die Katholiken in England einfach mit der Zeit aussterben würden«, sagte meine Base Jane damals niedergeschlagen, und ich erinnerte sie daran, dass wir zu der Zeit wieder als Katholiken beteten, wenn uns unser Leben lieb war. Nach Marys Tod musste das College seine Aufgabe geändert haben, aber das Gold des Londoner Kaufmanns floss offenbar immer noch.
    »Tom Blount aus Kidderminster in Worcestershire«, entgegnete ich, vorerst ohne den Namen Dudley ins Spiel zu bringen, »derzeit ebenfalls nicht unter den Notleidenden, doch bestrebt, ihnen auch in der Zukunft nicht anzugehören, und daher doppelt dankbar für Eure Hilfsbereitschaft. Doch was lernt man am St. John’s College darüber, Nadeln im Heuhaufen zu finden, Edmund Campion? Ich fürchte nämlich, die junge Frau, die eines meiner beiden Anliegen ist, gleicht einer solchen Nadel, vor allem, da ich sie selbst nie gesehen habe und ihr Äußeres daher nicht beschreiben kann.«
    »In St. John’s lehrt man uns das logische Denken«, gab er mit einem Lächeln zurück. »Sir, wenn man sich einmal mit Thomas Aquinas und seinen Gottesbeweisen herumgeschlagen hat, schrecken einen Nadeln nicht mehr so sehr. Wie der große William von Occam einmal gesagt hat: Wenn man alles eliminiert, was unmöglich ist, dann ist das, was übrig bleibt, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, die Wahrheit. Erzählt mir mehr von Eurer jungen Frau, und vielleicht lässt sich ein Weg zu ihr finden.«
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer Thomas Aquinas und William von Occam sein sollten, und bezweifelte sehr, dass sie dabei helfen würden, Barbara Cross aufzutreiben. Aber schaden konnte es nicht, den jungen Mann einen Versuch machen zu lassen. Da ich Cumnor nach der Begegnung mit Edith Odingsells verlassen hatte, ohne etwas zu frühstücken, knurrte mir allmählich der Magen, und ich beschloss, diesen Versuch in einer Schenke stattfinden zu lassen. Edmund Campion war nicht so selbstlos, Fisch und Bier abzulehnen, was mich beruhigte; Menschen, die nur und ausschließlich an andere denken, sind mir unheimlich.
    Auf dem Weg zu dem laut Campion besten Gasthaus von Oxford kamen wir an dem Platz vorbei, wo Erzbischof Cranmer und seine beiden Gefährten vor ein paar Jahren verbrannt worden waren. Es gab einen Gedenkstein für ihn, und nicht nur, weil Cranmer heute statt eines katholischen Ketzers ein protestantischer Märtyrer war. Vielmehr war er auch der Mann, dem Königin Elizabeth ihre Existenz verdankte. Dank ihrer Mutter

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