Im Schatten der Königin: Roman
Buchhändlers aus London und war als bester Schüler seiner dortigen Schule ausersehen worden, die Rede zu Ehren von Königin Mary zu halten, als sie die Schule damals besuchte.
»Und seid Ihr auch in Oxford der Beste Eures Jahrgangs?«, fragte ich.
Er nickte.
»Nun, an Mangel an Selbstvertrauen scheint Ihr nicht zu leiden«, meinte ich und dachte, dass ich ihn mir auf jeden Fall merken wollte. Wenn Robin sich schon darauf versteifte, den Patron für Gelehrte zu spielen, dann sollten auch solche darunter sein, die neben all dem Universitätswissen auch noch gesunden Menschenverstand besaßen. Vorausgesetzt, dass Robin noch in der Lage war, irgendjemanden zu fördern, wenn die Geschworenen ihr Urteil gefällt hatten.
»Oh, ich habe Zweifel«, gab Campion zurück. »Nur nicht an meinen Fähigkeiten. Das, was wir können, ist es nicht, was wirklich zählt, Master Blount. Es kommt darauf an, wie man seine Fähigkeiten einsetzt.«
Als ich in seinem Alter war, stand ich kurz davor, mein gesamtes Leben für verschwendet zu halten. Damals beschloss ich, einen Neuanfang zu machen, und bat meine Base Jane um Hilfe. Jugend neigt dazu, alles ernster klingen zu lassen, als es ist, doch damals war es mir bitter ernst, als ich zu Jane sagte, wenn ich weiter in Worcestershire bliebe und nichts täte, als Kühe zu zählen, würde ich mich binnen weniger Jahre ins Grab trinken.
»Das mag wohl sein, Master Campion«, sagte ich. »Das mag wohl sein.«
Ob die Marienkirche nun die schönste von Oxford ist oder nicht, weiß ich nicht zu sagen. Ich sah mir noch zwei, drei weitere an, nachdem ich Campion dort zurückgelassen hatte; sie verschwammen irgendwann für mich ineinander. Auf jeden Fall war keine von ihnen so gut besucht wie die Marienkirche.
Die Dudleys hatten keine Familienkrypta; Jane lag in der unseren, und die Knochen von John und Robins toten Brüdern vermoderten entweder im Tower oder in Frankreich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Robin Amy … dass er Amys Leiche zurück nach Norfolk schicken wollte. Flüchtig kam mir in den Sinn, Robin anzubieten, Amy neben seiner Mutter in unserer Krypta beizusetzen, aber dann dachte ich an Margerys Gesichtsausdruck während des einzigen Gespräches, das wir über Amy geführt hatten, und wusste, dass dergleichen unmöglich war. Also würde es Oxford sein müssen, wo sie ihre ewige Ruhe fand, denn der Teufel sollte mich holen, wenn es Abingdon sein würde. Jedes Gebet, das in einer gut besuchten Kirche gesprochen wird, hilft den Seelen der Menschen, die dort ihr Grab haben, und ich dachte, dass es Amy ein wenig Frieden geben würde, in der beliebtesten Kirche von Oxford zu ruhen und an den Gebeten so vieler Menschen teilzuhaben.
Also kehrte ich wieder zur Marienkirche zurück, um mit dem Klerus dort über eine Grabesstätte zu sprechen, und erst da fiel mir auf, dass die Kirche ganz in der Nähe des Platzes lag, wo man Cranmer verbrannt und ich mich mit Campion über Tod und Überleben auseinandergesetzt hatte. Ich versuchte, mich zu erinnern, ob John Dudley seine Schwiegertochter dem Erzbischof je vorgestellt hatte, und kam zu keinem Schluss.
»Euer Anliegen kommt unerwartet«, sagte der Mann, der mir schließlich als zuständig bezeichnet wurde.
»Das ist beim Tod meistens so«, gab ich zurück, und mir war bewusst, dass es auf Amys Ende nicht zutraf; das ganze Königreich hatte darauf gewartet, dass sie starb, auf die eine oder andere Weise. Es war der am meisten prophezeite Tod in den letzten zwei Jahren.
»Was, wenn ich Kidderminster nicht verlassen will?«, hatte sie mich gefragt, damals, als ich ihr sagte, dass ich sie nach Cumnor bringen würde. »Ich habe Schmerzen in meiner Brust. Vielleicht ist es nicht gut für mich, zu reisen.«
Ich sagte nicht, dass sie auch Schmerzen in ihrer Brust gehabt hatte, als Robin sie das letzte Mal besuchte, was seine Rückkehr nach London für zwei Tage hinauszögerte. Es hatte keinen von beiden glücklicher gemacht.
»Eine Luftveränderung wird vielleicht helfen«, sagte ich stattdessen, und sie stand auf, ging zu mir herüber und flüsterte mir ein einzelnes Wort ins Ohr.
»Feigling.«
Während die beiden Silben noch in meinem Ohr widerhallten, dachte ich an Margery und mein eigenes Leben. Ein Schlussstrich musste gezogen werden, und das gründlich. Wenn ich halbherzig sprach und Amy gegenüber auch nur andeutete, ich sähe es im Grunde lieber, wenn sie in Kidderminster bliebe, dann würde ich einen Verrat begehen, der
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