Im Schatten der Königin: Roman
Appleyard zu sprechen kam; als ich von dessen Beharren auf dem, was ihm zustünde, erzählte, sagte er geringschätzig: »Was ihm zusteht, ist eine Tracht Prügel. Er hat Amy stets um ihr Erbe beneidet und ihr übelgenommen, dass ihr Vater besser gestellt war als seiner. Aber wenn wir alle erhielten, was uns zustünde, dann wäre ich wohl schon unter der Erde, also wird John Appleyard wohl in Norfolk satt und alt werden. Aber nicht von Amys Erbe.«
Als ich schließlich fertig war, sagte Robin nachdenklich: »Was mir nicht in den Kopf will, ist diese Teufelsgeschichte, Vetter. Für alles andere lässt sich gewiss eine Erklärung finden.«
»Nun«, sagte ich langsam, »es mag ein Zufall sein, dass die Beschreibung des Leibhaftigen der Euren ähnelt, my lord.«
Er zog eine Grimasse. »Um offen zu sein, habe ich darauf gewartet, dass du mich fragst, ob ich vor drei Jahren und in der letzten Woche in Cumnor herumgeisterte.«
»Robin, ich bin kein Gelehrter, aber doch kein Dummkopf«, sagte ich gekränkt, räusperte mich dann und fuhr fort: »Wenn Ihr in der letzten Woche einen Tag lang von Windsor verschwunden wäret, um nach Cumnor zu gehen, wüsste es der gesamte Hof. Und vor drei Jahren hatte Anthony Forster gerade erst genug Geld beisammen, um das Haus zu mieten, und Ihr wart in Norfolk, um für die Lady Elizabeth Land zu veräußern, nicht in Abingdon.«
»Nun, es ist nicht anzunehmen, dass jeder Außenstehende so gute Kenntnisse von meinem Leben hat«, sagte er trocken. »Wie auch immer – glaubst du, der ehrliche Ned oder diese Agnes Cross ließen sich bewegen, mit dem genauen Aufenthaltsort ihrer Verwandten herauszurücken, wenn ich dir mehr Geld mitgebe? Oder ein paar Männer als Verstärkung?«
»Wenn du willst, dass andere deine Geheimnisse bewahren, dann bewahre sie zuerst einmal selber«, erinnerte ich ihn. »Deswegen gehe ich wieder allein. Geld kann natürlich nicht schaden, aber es wird wohl nicht helfen, wenn Edmund Campion recht hat mit seiner Vermutung.« Ich zögerte, dann setzte ich hinzu: »Agnes Cross würde reden, wenn Ihr sie von einer Eurer Schwestern einstellen lasst, da bin ich sicher. Sie würde sich allerdings nicht mit einem Versprechen für die Zukunft zufrieden geben; es müsste gleich geschehen. Doch wenn Ihr das tut, dann könnten Eure Feinde es als einen Versuch verstehen, einen der wenigen Menschen zum Schweigen zu bringen, die im gleichen Haus wie Eure Gemahlin waren, als sie starb. Außerdem mag es sehr wohl sein, dass alles, was Barbara Cross vor Jahren geschah, nichts mit dem toten Knecht zu tun hat, und der tote Knecht nichts mit Eurer Gemahlin. Dann hättet Ihr Euren Ruf für nichts und wieder nichts noch mehr belastet.«
Robin schenkte sich und mir noch etwas Wein ein. »Mein Ruf ist schon ruiniert«, sagte er, »doch ich verstehe, was du meinst. Gut, dann versuche es vorerst noch einmal mit dem Wirt. Aber ehe du nach Cumnor zurückkehrst, möchte ich dich noch bitten, an den Hof zu gehen.«
Ich war müde und mit den Gedanken schon in Abingdon, also fragte ich ohne Umschweife nach dem Grund.
»Offiziell, um William Cecil einen Dankesbrief für seinen Besuch zu überbringen«, gab Robin zurück. »Mir will auch dieser Gelehrte aus Cambridge unter den Geschworenen nicht aus dem Kopf. Wenn es dir möglich ist, dann sprich mit Cecils Leuten. Wenn einer von ihnen in Abingdon war, wird er kaum so dumm sein, das zu erwähnen, aber vielleicht rutscht ihnen etwas anderes heraus, das erklärt, warum Cecil sich die Mühe machte, heute hier aufzutauchen. Es kann nicht gewesen sein, um sich an seinem Sieg zu weiden. Bei Edward Seymour oder meinem Vater hat er sich auch nie wieder blicken lassen, nachdem er sie vernichtet hatte. Nein, er wollte bestimmt wissen, was du bei deinen Ermittlungen herausgefunden hast, oder wenigstens, ob sie weit genug gediehen sind, dass ich mich ihm gegenüber sicher fühlen kann.«
Ich musste an Frobisher denken, der sich zweifellos die Finger danach abgeleckt hätte, an den Hof gehen zu können … falls er nicht längst dort aus und ein ging. Ich würde eine Entscheidung hinsichtlich meines neuen Begleiters treffen müssen, wenn ich wieder nach Cumnor zurückkehrte, und noch mehrere andere; ich wusste nicht, ob ich hoffen sollte, dass die für Frobisher die harmloseste war.
»Wenn wir von merkwürdigen Besuchen sprechen«, begann ich, zögerte und sagte dann geradeheraus: »Anthony Forster will nicht damit herausrücken, was er am Sonntag getan
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