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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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und wo er sich aufgehalten hat. Er ist nicht dumm und muss wissen, wonach das aussieht. Hat er nicht zur gleichen Zeit für Euren Vater zu arbeiten begonnen, wie Cecil es getan hat?«
    »Ein halbes Jahr vorher. Aber er würde nicht …« Robin starrte mich an. »Vetter, er hat unter Mary seinen Bruder verloren! Wenn er Cecils Mann gewesen wäre, dann hätte er dies zu verhindern gewusst. Ich weiß, dass ihr beide keine Freunde seid, aber ich kann nicht glauben, dass er so einfach die Seiten gewechselt hat. Gerade jetzt nicht. Vor drei Wochen erst hat er mir geschrieben, dass er für die Gegend als Parlamentsabgeordneter stehen will, wie du es nun für Kidderminster tust. Dazu braucht er meine Unterstützung, nicht meinen Sturz.«
    »Er braucht Unterstützung «, entgegnete ich und musste nicht hinzufügen, dass Cecils Unterstützung genauso nützlich sein konnte; Robin verstand mich auch so. Um ehrlich zu sein, glaubte ich nicht wirklich, dass Forster für Cecil arbeitete, schon deswegen nicht, weil er dann für seine sonntägliche Abwesenheit eine bessere Erklärung als »Das geht dich nichts an« geliefert hätte. Aus dem gleichen Grund hielt ich es für unwahrscheinlich, dass er für Amys Tod verantwortlich war; wie ich selbst gesagt hatte, war Forster nicht dumm, und wenn er vorher gewusst hätte, dass er eine Erklärung für den Sonntag benötigen würde, dann wäre er vermutlich auf dem Jahrmarkt gewesen, wo alle Welt ihn sehen konnte, während ein Handlanger die Drecksarbeit erledigte. Aber eine reine Weste konnte er auch nicht haben, sonst würde er sich nicht so mit der Wahrheit zieren. Wenn er etwas verbarg, das ihm wichtig genug war, um dafür als einer der Hauptverdächtigen am Tod eines Gastes in seinem Haus dazustehen, konnte das nichts Gutes oder leicht Entschuldbares sein.
    »Ein Brief von Euch, in dem Ihr droht, ihn fallenzulassen, wenn er mir nicht die Wahrheit erzählt, wäre nützlich«, sagte ich und nahm mir den Weinkrug.
    »Nicht, wenn du recht hast und er versucht, sich bei Cecil lieb Kind zu machen«, gab Robin zurück. »Dann kann ihm das gleich sein. Wenn du aber unrecht hast, dann beleidige ich jemanden, der durch schwere Zeiten zu den Dudleys gestanden hat.«
    Erneut fragte ich mich, ob es möglich war, dass Forster hinter meinem Rücken für Robin gehandelt hatte; wieder verwarf ich den Gedanken. Es war eine Grundsatzfrage: Wenn ich Robin in diesem Punkt nicht mehr vertraute, dann war es sinnlos, nach Cumnor zurückzukehren. Dann konnte ich gleich nach Kidderminster gehen.
    Robin drehte den Becher in seiner Hand. »Wenn ich unrecht habe – wenn er etwas mit Amys Tod zu tun hat –, dann habe ich sie dort in ihren Tod geschickt.«
    Und ich auch. Ich war es gewesen, der sie nach Oxfordshire gebracht hatte, aus Gründen, die nichts mit Robin und der Königin zu tun hatten.
    »Vetter, es geht mir nicht nur darum, vor Gericht entlastet zu werden«, sagte Robin und schenkte sich nach. »Wenn das alles wäre, was ich will, nun, das nötige Gold hätte bereitgestanden. Aber ich muss wissen, was geschehen ist. Wenn ich Amy sonst nichts mehr geben kann, dann wenigstens die Wahrheit über ihren Tod.«
    Er irrt sich, dachte ich. Es gab noch etwas, was er ihr geben konnte. Amys Tod war unwiderruflich, aber das Schicksal, das jetzt noch auf sie warten mochte, das war noch nicht entschieden.
    »Angenommen«, sagte ich, und obwohl ich längst nicht genug getrunken hatte, schien mir meine Zunge schwer und schlecht darin zu sein, die nötigen Worte zu formen, »angenommen, die Jury befindet, dass my lady sich das Leben nahm … was dann?«
    Er wusste, was ich meinte. Es würde ihn entlasten, gewiss, zumindest, was das Gesetz betraf. Doch es würde bedeuten, dass Amy nie Frieden fand. Ihre Seele wäre verdammt, und selbst Gebete würden sie nicht erreichen. Ganz gewiss würde keine Kirche ihr heiligen Boden für eine Beerdigung gewähren; in ein paar Jahren würden Menschen über den Boden schreiten, in dem sie lag, ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden.
    Robin setzte den Becher ab, den er in der Hand hielt. »Dazu wird es nicht kommen«, entgegnete er und starrte auf den Tisch.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn uns das Leben etwas gelehrt hat, my lord, dann, dass Gott nicht immer gnädig ist. Es mag sehr wohl sein, dass er Euch erneut vor die Wahl stellt.«
    Und mich, dachte ich, ohne es laut auszusprechen, und mich.

VIERTES ZWISCHENSPIEL
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