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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sich her in das Allerheiligste des Bankdirektors.
    Chloe fiel auf, daß sie sich immer mehr daran gewöhnte, auf diese Art durch die Gegend bewegt zu werden. Sie fragte sich, warum sie sich nicht darüber ärgerte.
    Sie hörte aufmerksam zu, während die beiden Männer finanzielle Feinheiten besprachen. Hugo reagierte geduldig auf ihre Unterbrechungen, doch Mr. Childe wurde immer reizbarer, und schließlich brachte Hugo sie mit einer Handbewegung zum Schweigen, als sie eine besonders verwickelte Erklärung des Mannes unterbrechen wollte.
    »Hebe dir deine Fragen für später auf, Mädel, sonst sitzen wir noch den ganzen Nachmittag hier.«
    »Aber werden Sie sie mir beantworten können?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Aber -«
    »Genug jetzt, Chloe.«
    Die scharfe Antwort brachte sie endgültig zum Schweigen, und sie faltete etwas verkrampft die Hände im Schoß und preßte die Lippen fest aufeinander.
    Hugo warf ihr einen Seitenblick zu. Sie sah wirklich bekümmert aus, aber er hatte nicht die Absicht, eine weitere Unterbrechung herauszufordern.
    »Noch ein letzter Punkt, Sir Hugo. Werden Sie die jährliche Zahlung an Sir Jasper Gresham fortsetzen?« fragte der Bankdirektor und legte seine gefalteten Hände auf den Stapel Dokumente vor sich auf dem Tisch.
    »Was?« Dieser Ausruf Chloes blieb unbeachtet.
    »Während der vergangenen zehn Jahre hatte Lady Gresham uns angewiesen, Sir Jasper dreitausend Pfund im Jahr zu bezahlen.« Childe sprach ausdrücklich nur ihren Vormund an. »Ihr Testament enthielt keine Aufforderung, diese Zahlungen fortzusetzen.«
    Also auf diese Weise hatte Elizabeth sich und ihre Tochter vor den Greshams geschützt! Hugo legte seine Fingerspitzen aneinander, als er zu begreifen begann. Dreitausend Pfund im Jahr waren eine ordentliche Summe; Jasper würde es gar nicht gern sehen, wenn er sie nicht mehr zur Verfügung hatte.
    »Wofür hat Mama Jasper bezahlt?«
    »Woher sollte ich das wissen?« log Hugo. Er konnte nicht sa-gen: für deine Sicherheit, obwohl er davon überzeugt war, daß dies Elizabeths wichtigstes Anliegen gewesen war.
    Jasper hätte sonst versucht, der Erbin des Vermögens seiner Stiefmutter habhaft zu werden. Während Elizabeth in einem Nebel aus Laudanum durch ihr Leben dämmerte, hätte er Chloe in sein Haus bringen und seine Art von inakzeptablem Einfluß auf sie ausüben können. Sie wäre schon im Alter von sechzehn mit Crispin verheiratet worden, ob sie es wollte oder nicht. Es war Elizabeth gelungen, ihre Tochter zu beschützen, bis sie erwachsen war, indem sie sie ganz aus Shipton entfernte und Jasper bestach. Sie hatte sicher die Hoffnung gehabt, daß Chloe, wenn sie unberührt von Jaspers Zugriff und deshalb ohne Angst vor ihm erwachsen geworden war, die Kraft haben würde, seinem Druck zu widerstehen, den er ganz sicher auf sie ausüben würde, sobald ihre Mutter nicht mehr am Leben war.
    Und um ihr noch einen zusätzlichen Vorteil zu verschaffen, hatte Elizabeth zurückgegriffen auf die Erinnerung und das Pflichtgefühl eines Mannes, der sie einst geliebt hatte, womit sie Jaspers ärgsten Feind auf die Seite ihrer Tochter gebracht hatte.
    »Nein«, sagte er. »Wenn Lady Gresham keine derartigen Anweisungen gegeben hat, sollten die Zahlungen eingestellt werden.«
    »Gut«, erklärte Chloe. »Ich sehe wirklich nicht ein, warum Jasper mein Geld bekommen sollte.«
    »Das ist eine äußerst unnötige Bemerkung«, sagte Hugo knapp, als er sah, wie entsetzt der Bankdirektor über diese wenig damenhafte junge Dame war.
    Elizabeth hätte ihm bei seiner Aufgabe sicher sehr geholfen, wenn sie es auch geschafft hätte, ihrer Tochter ein einigermaßen zivilisiertes Benehmen beizubringen.
    Er stand auf. »Ich glaube, das war wohl alles, Mr. Childe. Wir möchten Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Was ist mit meinen monatlichen Bezügen?« erinnerte ihn Chloe.
    Hugo runzelte die Stirn und sagte von oben herab: »Einhundert Pfund alle drei Monate müßten reichen.«
    »Vierhundert Pfund im Jahr!« rief Chloe entsetzt. »Während Jasper dreitausend bekommen hat, und es war nicht einmal seins!«
    Mr. Childes kleine Augen schienen aus seinem roten Gesicht zu quellen.
    Hugo, der das Gefühl hatte, daß Chloe trotz des unmöglichen Tons ihrer Bemerkung damit nicht unrecht hatte, sagte schnell: »Das besprechen wir später. Komm.« Er streckte dem Bankdirektor zum Abschied die Hand hin und zog Chloe mit der anderen Hand nach vorn. Zu seiner Erleichterung verabschiedete sie

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