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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sein können. Einen Augenblick lang betrachtete er ihre geschwollenen, vom Kuß geröteten Lippen, ihr wirres Haar, die Erregung in ihren Augen, die jetzt die Farbe eines Mitternachthimmels angenommen hatten. Mit einem leisen Fluch wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
    Chloe berührte verwundert ihre Lippen. Ihr Herz klopfte heftig, ihre Haut war feucht, ihre Hände zitterten. Sie konnte den Druck seines Körpers noch auf dem ihren spüren, seine Hände, die sie an ihn drückten. Und sie schien zu brennen, mit einem ansteigenden Wirbel der Empfindungen und Gefühle, für die sie bisher noch kein Wort hatte.
    Benommen nahm sie den Becher mit der langsam abkühlenden Milch und trank ihn leer. Der Brandy strömte wie eine heiße Woge in ihren Magen und entspannte ihre ohnehin schon schwergewordenen Glieder noch mehr. Sie blies die Kerze aus und kletterte ins Bett, zog die Decke hoch bis ans Kinn, lag ganz still und flach auf dem Rücken und starrte in die mondhelle Dunkelheit, wartete darauf, daß das Feuer verlöschen würde, daß ihr Worte in den Sinn kommen würden, die erklärten, was sie empfand ... was gerade mit ihr geschehen war.
    Hugo ging langsam die Treppe hinunter und fluchte über sich selbst. Wie hatte er sich nur eine solche Schwäche erlauben können! Und die Erinnerung an ihre heftige Reaktion schien ihn noch mehr zu strafen. Er war ihr Vormund, ein Mann, dem sie vertraute. Sie lebte unter seinem Dach, war seiner Autorität unterstellt, und er hatte seine Position und ihre Unschuld schamlos ausgenutzt.
    Samuel sah auf, als Hugo in die Küche kam. Er beobachtete, wie er nach der Brandyflasche griff, wieder hinausging und die Tür dabei hinter sich zuschlug. Samuel erkannte diese Vorzeichen und seufzte. Es war etwas geschehen, wovon Hugo wie so oft in eine düstere Stimmung verfiel, mit der er sich manchmal tagelang einschloß.
    Musik erklang aus der Bibliothek. Samuel horchte und erkannte die kräftigen Akkorde einer Beethoven-Sonate. Im Augenblick wurde Hugo noch hauptsächlich von seinem Ärger bestimmt. Wenn er nur verzweifelt war, spielte er die trostlosesten Stücke von Mozart oder Haydn. Samuel war der Ärger lieber -üblicherweise erholte er sich davon schneller wieder.
    Die Bibliothek lag unter Chloes Schlafzimmer, und die Klavierklänge drangen klar durch ihr offenes Fenster herauf. Sie hatte ihn auch in der vergangenen Nacht schon spielen hören, eine eindringliche Melodie, die Dantes Gejaule nicht hatte übertönen können. Die Kraft dieser Musik würde auch das Heulen der Hölle verdrängen. Eine Welle der Müdigkeit überströmte sie, sie drehte sich um und zog sich die Decke über den Kopf.
    Sie wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber irgend etwas weckte sie schlagartig. Die Musik hatte aufgehört, und die Nacht schien noch dunkler geworden zu sein. Sie saß unbeweglich im Bett und horchte auf das Geräusch, das sie geweckt hatte. Dann hörte sie es noch einmal, schwach aber unmißverständlich. Ein Hund bellte wild.
    »Dante«, flüsterte sie. Sie sprang aus dem Bett und rannte zum Fenster. Sie horchte und versuchte, die Richtung auszumachen, aus der das wilde Bellen erscholl. Ihr Zimmer lag zur Vorderseite des Hauses hinaus, und wenn sie den Kopf ganz zur Seite drehte, konnte sie die kiesbestreute Auffahrt von der Straße sehen. Das Bellen ertönte von irgendwo dort her. Aber warum? Er mußte verletzt sein. Oder eingeklemmt.
    Sie rannte aus dem Zimmer, und ihre nackten Füße machten auf dem Holzboden kaum ein Geräusch. Sie hastete die Treppe hinunter und durch die Halle. Ihr Zeh streifte schmerzhaft die Kante einer Bodenplatte, und ihr hastig unterdrückter Ausruf des Schmerzes klang laut durch das stille Haus.
    Sie horchte, aber zu ihrer Erleichterung schien sie niemanden geweckt zu haben. Dante hatte schon genug Unruhe hervorgerufen, ohne daß sie jetzt auch noch die beiden Männer mitten in der Nacht weckte.
    Sie öffnete leise die Tür und huschte hinaus. Wolken standen am Himmel, und die Sterne waren kaum zu sehen, so daß die Nacht viel dunkler war als vorher. Sie fragte sich, wie spät es wohl sein mochte, und wünschte, sie hätte in der Halle auf die Uhr gesehen.
    Ein Käuzchen schrie, und plötzlich kreischte ein kleines Tier in Schreck und Schmerz. Das Bellen hatte aufgehört.
    Chloe wußte, daß sie es sich nicht eingebildet hatte. Sie rannte mit leichten Schritten die Treppe hinunter in den Hof. Das Kopfsteinpflaster unter ihren Füßen fühlte sich kalt

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