Im Schatten der Leidenschaft
Bild des Schuldbewußtseins.«
»Sie kennen ihn nicht«, sagte sie mit belegter Stimme, die unvergossene Tränen verriet.
Aber Hugo hatte schon eine recht klare Vorstellung von Dante bekommen und glaubte nicht eine Minute, daß seine dauernde Abwesenheit von der Seite seiner geliebten Herrin eine freiwillige Entscheidung von ihm war. Doch er bemühte sich, das vor Chloe verborgen zu halten.
»Es ist Zeit, ins Bett zu gehen«, sagte er noch einmal. »Heute abend können wir nichts mehr tun.«
»Aber wie soll ich schlafen?« rief sie und ging in der Küche auf und ab. »Angenommen, er ist verletzt ... in einer Falle ...« Sie legte die Hände vors Gesicht, als könnte sie damit die Bilder von einem leidenden Dante vertreiben.
»Heiße Milch mit Brandy«, erklärte Samuel und stellte die Laterne auf den Tisch. »Damit wird sie schlafen wie ein Baby.«
»Also mach eine Portion Milch heiß«, sagte Hugo. Er legte die Hände auf Chloes Schultern und sprach mit ruhiger Autorität. »Geh nach oben und mach dich fertig fürs Bett. Ich bringe dir gleich etwas, damit du schlafen kannst. Los.« Er drehte sie mit einem kurzen Klaps auf ihr Hinterteil um. »Dante hat auch nichts davon, wenn du die ganze Nacht auf und ab gehst.« Da hatte er recht, und sie war erschöpft bis auf die Knochen. Nach der unru-higen vergangenen Nacht war es ein langer, ermüdender Tag gewesen. Chloe schleppte sich nach oben. Sie zog ihr Nachthemd an und setzte sich neben die Hutschachtel, weil sie hoffte, daß der Anblick der zufriedenen Beatrice sie ein wenig ablenken könnte.
Hugo unten in der Küche dachte daran, vielleicht sogar Laudanum statt Brandy in die Milch zu tun, aber dann fiel ihm Elizabeth ein, die davon süchtig geworden war. Vielleicht war eine solche Neigung erblich. Er goß einen ordentlichen Schluck Brandy in den Becher, den Samuel mit Milch füllte, und brachte ihn nach oben.
Er klopfte leise an die Tür des Eckzimmers und ging hinein. Chloe saß auf dem Boden. Sie schaute auf, als er hereinkam, und ihre Augen wirkten riesig in ihrem weißen Gesicht. Er dachte wieder daran, wie jung sie war, doch erinnerte er sich auch an vierzehnjährige Schiffsjungen unter seinem Kommando, die Leute hatten sterben sehen und selbst qualvoll hatten sterben müssen. Siebzehn war erwachsen genug, um die Gefühlsbelastung eines vermißten Hundes auszuhalten.
»Ins Bett, Mädel.« Er stellte den Becher auf das Nachttischchen. »Morgen früh kannst du dich dann wieder darum kümmern.«
Sie widersprach ihm nicht. »Es ist nur, daß ich nicht weiß, was los ist«, sagte sie und rappelte sich auf. »Ich würde auch damit fertigwerden, wenn er tot wäre ... Ich finde es nur unerträglich, mir vorzustellen, daß er allein irgendwo leiden muß.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah ihn ernst an. »Sie dürfen nicht glauben, daß ich das Leiden eines Hundes wichtiger nehme als das Leiden von Menschen. Aber Dante liebe ich eben sehr.«
Absolut reif genug, die Gefühlsbelastung eines vermißten Hundes auszuhalten ... oder mehr. Ohne wirklich darüber nachzudenken, nahm er sie in die Arme, und sie drückte sich fest an ihn und schmiegte den Kopf an seine Brust. Er legte seine Hand um ihr Kinn, hob ihr Gesicht und senkte den Kopf.
Er hatte die Absicht gehabt, ihr einen flüchtigen Kuß auf die Stirn oder vielleicht auf die Nasenspitze zu geben. Doch statt dessen küßte er ihren Mund. Es wäre auch immer noch alles in Ordnung gewesen, wenn er nur sacht ihre Lippen gestreift hätte.
Aber als seine Lippen auf die ihren trafen, durchströmte plötzlich ein schwerer, verzehrender Blutstrom seine Adern und vertrieb aus seinem Geist alles außer der Wärme ihrer Haut unter dem dünnen Nachthemd, der zarten Rundung ihres Körpers in seinen Armen und dem Druck ihres Busens an seiner Brust. Sein Druck wurde fester, als er in wildem Drängen Besitz von ihrem Mund ergriff und sie reagierte, ihre Lippen seiner vordringenden Zunge öffnete und ihre Arme um seine Taille legte. Ihr Duft nach Lavendel und Kleehonig hüllte ihn ein, begleitet vom zarten Hauch der Erregung ... und zu lange gab er sich der Verzauberung hin, erkundete ihren Mund, hieß ihre Erkundung des seinen willkommen, und seine Hände glitten zu ihrem Po und kneteten ihr festes Fleisch, drückten sie an seinen sich versteifenden Schaft.
Als sein Realitätssinn schließlich wieder die Oberhand gewann, schob er sie mit einer Brüskheit von sich, die auch ein Ausdruck des Abscheus hätte
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