Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)
Scharfes, stolpert und knallt mit der Schulter gegen Jez’ Arm. Spürt, wie eine Hand vorschnellt und ihn hochzieht.
Derweil klettert Tony die Böschung zu dem Gebüsch hinauf. Dahinter kann er jetzt etwas liegen sehen, etwas unnatürlich Weißes, das nicht da hingehört. Es bewegt sich. Heiliger Himmel! Ein Mensch. Da ist ein Mensch drin.
» Hier drüben!«, ruft er. Er überlegt jetzt nicht lange, sondern handelt einfach und schiebt die Zweige beiseite, als er die Schritte der anderen auf sich zukommen hört.
Ein Körper stürzt heraus, packt ihn um die Knie und bringt ihn zu Fall. Tony schreit auf vor Schreck, als er zu Boden geht, dann vor Wut. Glas splittert und bohrt sich ihm in die Haut. Der Kerl ist über ihm, bleibt dort aber nicht liegen, sondern bemüht sich, seine Arme wieder frei zu bekommen. Er stößt sich an Tonys Genitalien ab, um die Flucht ergreifen zu können
» Scheiße!«, jault Tony. Das tut weh. Das Arschloch kniet auf seiner Hüfte und rutscht darauf herum. Tony packt ihn an seinem weißen Hemd, wirft ihn ab und wälzt sich herum. Kommt nach oben und drückt den Mann zu Boden, als die anderen sie erreichen. Er sieht schwarzes Haar und einen goldenen Ohrring. Dann ist Jez bei ihnen, wirft sich auf den Mann und hält ihn fest.
Die Frau im Gebüsch ringt nach Luft. Ash und Rav drängen sich zu ihr. Tony hört ihre Stimmen: aggressiv vor Angst, gleichzeitig versuchen sie, ruhig und selbstsicher zu klingen. » Ist schon gut. Alles in Ordnung. Wir haben Sie gefunden. Alles ist gut.«
Sie ist bleich, mollig und kaum bei Bewusstsein; liegt mit ihrem über die Hüften geschobenen Rock zusammengekauert da, die Hände vor dem Gesicht. » Ist schon gut«, sagt Ash und streckt die Hand nach ihr aus. Sie sieht seine Hände und fängt an zu schreien– ein heiseres, erschöpftes Schreien, als sei ihre Kehle verletzt–, während sie mit abgebrochenen Fingernägeln danach schlägt. Er muss sie an den Handgelenken packen, damit sie aufhört, und kniet zwischen ihren nackten Schenkeln vor ihr.
» Aaah«, schreit sie. » Aaah, nein, aaah!«
Fahles Licht durchdringt den Schatten, und jetzt sieht er ihr Gesicht, dreißig Zentimeter von seinem eigenen entfernt. Es ist eine einzige blutige Masse: Blut läuft ihr aus der Nase, ein Auge ist so zugeschwollen, dass er nicht sicher ist, ob sich hinter dem Lid noch etwas befindet. » Alles ist gut«, wiederholt er hilflos. » Sie sind jetzt in Sicherheit. Alles in Ordnung. Wir haben Sie gefunden.«
Hinter sich hört der das zischende Geräusch von Stiefeln, als seine Freunde anfangen, auf den gestürzten Mann einzutreten.
KAPITEL 31
Martin weiß, dass er etwas unternehmen sollte, allerdings weiß er nicht, was. Der Schock gestern Nacht war zu groß: die Aufdeckung der Verbindungen und Zusammenhänge, die schrecklichen Verschwörungen, die er nicht versteht, haben ihn völlig aus der Bahn geworfen, und er schäumt vor hilfloser Wut und Machtlosigkeit. Sein Zorn war so unbändig, so beinahe schon erotisch, dass er fast zur Mare Street gelaufen wäre, um zu nachzusehen, ob irgendwer Tinas Revier übernommen hat. Nur sein Selbsterhaltungstrieb hat ihn im letzten Moment davon abgehalten. Er hatte Glück letzten Samstag. Kann nicht eine Sekunde damit rechnen, noch mal solchen Dusel zu haben. Wenn er diese Erfahrung noch einmal machen will, muss er viel vorsichtiger sein.
Also plant er und denkt nach, und in der Zwischenzeit hält er an seiner üblichen Routine fest. Die an einem Sonntagmorgen darin besteht, sich mit einer Bratwurst im Schlafrock und einem Schokoladenriegel zu verwöhnen, während er seine Wäsche macht.
Sonntagmorgen ist eine gute Zeit für den Waschsalon. Die übliche Kundschaft– Feriengäste und Familien, deren eigene Waschmaschine kaputtgegangen ist– kommt sonntags nicht, weshalb er gewöhnlich immer sofort eine freie Maschine findet. Und die feucht-warmen Sitzbänke sorgen für eine behagliche, intime Atmosphäre. Einmal hat er Freundschaft mit einer jungen Frau namens Carly geschlossen, die als Kassiererin in der Spielhalle auf dem Pier arbeitete. An drei Sonntagen hintereinander unterhielten sie sich, doch als er gerade kurz davor war, sie zum Abendessen einzuladen, änderte sich ihre Schicht und mit ihr auch ihre Waschsalonroutine. Ein paar Mal hatte er in der Spielhalle vorbeigeschaut, in der Hoffnung, sie dort bei der Arbeit anzutreffen, aber er sah sie nie wieder.
Es ist ein herrlicher Morgen. Schwache Sonnenstrahlen brechen durch
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