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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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Lektüre der Lokalseiten in Private Eye auf. » Sorry«, sagt sie. Sie haben eigentlich vereinbart, dass der obszöne Journalistenjargon zu Hause außen vor bleibt.
    » Probleme?«
    Sie nickt. » Ich bin müde. Und zu wissen, dass der Text wahrscheinlich gar nicht in Druck geht, hilft auch nicht sonderlich.«
    » Soll ich dir einen Kaffee machen?«
    » Der kommt mir schon zu den Ohren raus.«
    » Was kann ich tun?«
    » Geh mit dieser Brut da raus und wirf Stöckchen für sie«, sagt sie. Sie hat einfach keine Lust mehr, taktvoll zu sein.
    Luke schnaubt wütend und pfeffert seinen Nintendo auf den Tisch.
    » Luke!«, brüllt Jim. Kirsty hält sich die Ohren zu und unterdrückt ein dazu passendes Aufheulen. » Was fällt dir ein, so mit deinen Sachen umzugehen! Weißt du eigentlich, was das kostet?«
    » Also, das ist nicht meine Schuld«, brüllt Luke zurück. » Die hat mich dazu gebracht!«
    » Du kriegst keinen neuen, wenn du den hier kaputtmachst.«
    Sophie entfernt einen ihrer Ohrstöpsel und wirft ihrer Familie einen herrischen Blick zu. » Hallo? Ich höre Musik!«, meint sie. In Kirstys Schläfe beginnt eine Ader zu pochen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Wenn ich hier an diesem Tisch einen Schlaganfall bekomme, werdet ihr schon sehen, wo das Geld für euren Nintendo herkommt.
    » Wir machen einen Spaziergang«, sagt Jim zu ihr.
    Das Telefon klingelt. Gott bewahre uns vor Kindern. Kein Wunder, dass die Leute lieber Chihuahuas haben. » Ich kann nicht drangehen«, erklärt sie ihrem Ehemann. » Wenn es die Zeitung ist, sag einfach, ich stehe im Stau.«
    Jim nimmt ab. » Spaziergang?«, meckert Sophie. » Wer sagt hier was von einem Spaziergang?«
    » Hallo?«, meldet sich Jim. Kirstys Schädel beginnt zu hämmern. » Oh, hallo, Lionel. Danke für den Rückruf. Nein, nein, kein Problem. Während der Sommerferien ist es immer schwierig, sein Pensum abzuarbeiten, schätze mal, deshalb gibt’s Büros. Nein, bleib dran. Ich such mir nur ein ruhigeres Plätzchen.«
    Er verlässt den Raum. » Ich sehe überhaupt nicht ein, dass ich raus muss, bloß weil du deine Arbeit nicht pünktlich erledigt kriegst.«
    Kirsty knallt den Laptop zu, stapft ins Schlafzimmer hoch, wirft demonstrativ die Tür zu.
    Sie setzt sich aufs Bett und schreibt weiter.
    Allem Anschein nach ist das nicht der Fall. In einem grotesken Triumph der menschlichen Natur über den Überlebenswillen erfreut sich Whitmouth in diesem Jahr eines Booms, wie es ihn seit der Erfindung der Pauschalreise noch nicht gegeben hat. Dieses Phänomen belegt einmal mehr die alte Redensart, dass es nichts Besseres gibt als schlechte Publicity.
    Keisha Stoke, 23, die mit einigen Freunden aus Coventry hergekommen ist, ist ein Beispiel dafür: » Ich bin als Kind immer mit meinen Eltern hergefahren, und es hat mir damals gefallen. Und dann stand da dieser ganze Kram in den Zeitungen, und ich und meine Kumpels haben alle gedacht: Sieh mal einer an. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es hier so viele Nachtclubs gibt und die Wohnwagen so spottbillig sind. Also dachten wir, fahren wir übers Wochenende mal her, verstehen Sie? Testen es mal aus …«
    Das darf ich nicht, denkt sie. Ich darf die Leute nicht auch noch ermutigen, dorthin zu fahren. Ich bin wirklich der Oberheuchler: berichte kritisch über ein Phänomen und heize es dadurch noch an. Es ist nicht sicher dort. Jedes Mal, wenn sie solche Statistiken lesen und sehen, wie viele Menschen dort leben, rechnen sie sich ihre Chancen aus und wähnen sich in Sicherheit. Aber er ist immer noch da draußen. Läuft immer noch zwischen ihnen herum, und sie haben keine Ahnung, wer er ist.
    Sie sieht auf die Uhr. Noch eine Stunde kann sie die Redaktion hinhalten, danach werden sie jede zehn Minuten mehr ein Jahr Karriere kosten. Aber dieses » Ausgewogenheitsding« kann ich nicht machen. Alle sind derart besessen von Ausgewogenheit, dass sie vergessen, dass es mitunter durchaus so etwas wie eine simple Wahrheit im Schwarzweißschema gibt. Whitmouth ist ein furchtbarer Ort. Gefährlich und schäbig, und das sollten die Leute wissen. Ich darf nicht zulassen, dass sie sich etwas vormachen und denken, sie könnten in angetrunkenem Zustand dort einfach so herumspazieren. Ich habe hier eine Story.
    Eine innere Stimme sagt: Ja, und wenn ich die ordentlich hinkriege, werden sie sie nicht ablehnen, und ich komme auf die geforderte Länge. Außerdem muss ich das Geld für diese Autoversicherung auftreiben. Unbedingt. Noch zwei Tage, und

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