Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
Vom Netzwerk:
misstrauisch und lauschen auf den Wind. » Also, jetzt bin ich hier«, bemerkt Kirsty schließlich. » Was soll ich für dich tun?«
    Mir das Leben retten? denkt Amber. Ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber–
    Irgendwo im Hintergrund schlägt eine Tür; schlägt weiter. Kirsty springt auf, starrt Amber an und anschließend mit weit aufgerissenen Augen in die Düsternis. Amber wirkt gefasst. Komisch, denkt Kirsty. So wäre ich an ihrer Stelle nicht. Als ob der Kampf verloren wäre; als könnte sie nichts mehr beunruhigen.
    Amber schüttelt den Kopf, als wolle sie ihn zum Denken zwingen. » Alles in Ordnung. Ich musste– quasi einbrechen. Ich hielt es für besser, das vom Hintereingang aus zu tun. Wahrscheinlich ist jetzt das Schloss ein bisschen kaputt. Das ist alles.«
    Kirsty zieht die Augenbrauen in die Höhe.
    » Was denn?« Amber wirkt irritiert. » Mir war kalt, Kirsty. Was hätte ich deiner Meinung nach denn tun sollen?«
    » Schon in Ordnung«, beeilt sich Kirsty zu sagen. » Schon gut. Entschuldige.«
    » Wahrscheinlich sollten wir das Ding besser zumachen.« Amber erhebt sich.
    » Ja, sollten wir.«
    Hinter dem Hauptsaal, in dem Hitler Stalin anrempelt und Kim Jong Il Mao schubst, teilt sich das Museum in eine Reihe von Räumen, die von einem schmalen, rot gestrichenen Korridor abgehen. Die Beschilderung über den Türen annonciert Themen wie MASSENMÖRDER , SEUCHEN und FOLTER . Mit überraschendem Selbstvertrauen geht Amber voran, Kirsty folgt ihr ängstlich und wirft unterwegs hastige Blicke in die dunklen Räume hinter den Türöffnungen. Dort könnte irgendjemand lauern. Irgendetwas.
    Der Korridor endet an einer Feuerschutztür. Das zunehmend lauter werdende Prasseln des Regens und das Tosen der Wellen– ein Geräusch wie von einem Menschenauflauf in der Ferne– dringt hindurch. Auf dem Fußboden auf ihrer Seite der Tür steht eine kleine Pfütze. Weiter hinten schlägt monoton die offene Tür auf und zu.
    » Wow«, sagt Amber, als sie das Wasser zu ihren Füßen bemerkt, » das schüttet ja wie aus Kübeln.«
    Sie stößt die Feuerschutztür auf, und der Wind treibt die Nässe herein, die ihnen ins Gesicht schlägt. Dahinter befindet sich eine Mischung aus Lager- und Gemeinschaftsraum: eine schäbige Anbaucouch, ein Beistelltisch, ausrangierte Körperteile von Wachsfiguren, in Ecken übereinander getürmt wie nach einer Schlacht, eine (ausgeschaltete) Kaffeemaschine, durch die unruhige Luft wirbelnde Styroporbecher. An der gegenüberliegenden Wand schlägt die Außentür sinnlos auf und zu und stößt dabei gegen einen an die Wand geschobenen Resopaltisch. Amber geht voran, bekommt einen Schwall Salznebel ab und stemmt sie zu.
    Die plötzlich Stille ist geradezu ohrenbetäubend. » Also, mit dem Schloss ist jedenfalls alles in Ordnung. Puh! Ich hatte schon Angst, ich hätte es beschädigt.«
    Kirsty gibt ein nervöses Lachen von sich. » Eingebrochen sind wir trotzdem, Amber.«
    Amber wirft ihr einen Blick zu. » Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einbrechen, eindringen und Hausfriedensbruch, Jade. Bist du wirklich so naiv?«
    Sie geht voran in den Korridor zurück. Das Wasser scheint sich ausgebreitet zu haben. Seine Spur erstreckt sich über den gesamten Weg bis zur Haupthalle. Es muss immer noch nachtropfen, denkt Kirsty. Meine Güte, ist das nass da draußen.
    » Ach, übrigens«, sagt Amber plötzlich, » wir stehen auch hier. Wusstest du das?«
    Kirsty zittert. » Wirklich?«
    » Ja.«
    » Wo?«
    » Wir haben eine eigene Kategorie.« Sie deutet auf die Türöffnung zu ihrer Linken. ZU JUNG ZUM TÖTEN , lautet die Beschriftung.
    » Nein«, sagt Kirsty.
    » Doch. Zum Glück haben sie uns nicht wirklich mit den Kinder-Mördern zusammengesteckt. Obwohl es mich überrascht, dass sie’s nicht getan haben.«
    Eigentlich will Kirsty es gar nicht sehen, doch unausweichlich zieht es sie zu der Türöffnung, und bedrückt geht sie hinein. Amber knipst das Licht an. Es ist ein winzig kleiner Raum, der nur wenige Figuren enthält, was es irgendwie noch schlimmer macht. Trotz der Tatsache, dass es jedes Jahr über ein Dutzend von Kindern begangener Morde gibt, sind hier nur fünf vertreten inmitten absichtlich gefühlsbesetzter Insignien von Kindheit und Jugend: Schaukelpferde, Kassettenrekorder und Partykleider auf Sessellehnen. Nichts davon hat sie je besessen. Es sind die alten fünf: John Venables, Robert Thompson, Mary Bell und, verschwörerisch zusammengedrängt neben einem fünfstrebigen

Weitere Kostenlose Bücher