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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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nicht, was für ein Glück du hast. Ich würde alles dafür geben, einen Typen wie den da zu haben«, sagt Jackie, erneut Tränen in den Augen.
    Amber streckt die Hand aus und streichelt ihren Unterarm, doch ihr ist unbehaglich dabei. Gefühlsbetonte Gesten liegen ihr nicht, und außerdem ist Jackie keine wirkliche Freundin. » Nicht, Jackie«, sagt sie. » Ist schon in Ordnung. Alles wird gut.«
    Jackie starrt auf ihre Zigarette, in ihrem Gesicht arbeitet es. Mary-Kate kommt herbei, stellt sich auf die Hinterbeine und legt die Vorderpfoten auf Ambers Oberschenkel. Automatisch nimmt sie die Hand von Jackies Arm und krault den Hund hinterm Ohr.
    » Das ist nicht gerecht«, bricht es aus Jackie heraus. » Es ist einfach verdammt ungerecht! Ich schaffe den Absprung nie!«
    Vic taucht im Türrahmen auf, ruhig wie immer. Er hat Jackies Tasche in der Hand. » Die stell ich ins Gästezimmer«, sagt er. » Okay?«
    Amber weiß, dass er das nicht aus Gastfreundschaft tut, sondern weil er Unordnung verabscheut. Die Tasche hat ihn vermutlich seit ihrem Eintreffen gestört. Jackie hingegen deutet es als Willkommensgeste. Beinahe bricht sie wieder in Tränen aus. » Ach Gott, ihr zwei! Ich weiß nicht, was ich machen würde… Ehrlich. Ich schwöre, ohne euch wäre die Hälfte der Stadt schon draufgegangen.«
    » Ach, komm, Jackie«, sagt Amber verlegen.
    » Da hat sie doch recht«, sagt Vic von der Tür her. » Unsere Amber, das Salz der Erde. Weißt du, was sie den ganzen Morgen lang gemacht hat?«
    » Nein«, sagt Jackie mit wenig Begeisterung. Sie hat sich noch nie besonders für andere Menschen interessiert, vor allem wenn sie gerade selbst ein Drama am Laufen hat.
    » In der ganzen Gegend rumtelefoniert, um einen gebrauchten Computer für Benedick Ongom aufzutreiben. Den ganzen Morgen hing sie am Telefon – stimmt doch, Liebling? Ich musste selber für mein Baconsandwich sorgen.«
    Die Beschwerde ist durch ein strahlendes und gewinnendes Lächeln abgemildert, aber Amber hört sie trotzdem.
    » Ja«, fährt er fort. » Sie ist wirklich erstaunlich. Manchmal kann ich nicht anders, als mich zu fragen, ob sie ein schlechtes Gewissen hat. Ob sie irgendetwas wiedergutmachen will, was sie in einem früheren Leben getan hat, oder so.«
    Jackie lacht. Amber wird rot und beeilt sich, das Gespräch von sich abzulenken. » Jetzt erzähl mal, was passiert ist. Ich bin noch nicht sicher, dass ich’s verstanden habe.«
    » Es ist bloß– ich weiß einfach nicht, warum er das macht. Verstehst du? Ich kapier’s nicht.«
    » Nein«, sagt sie. » Wie solltest du auch. Er tickt offensichtlich nicht ganz richtig, oder? Trotzdem dachte ich, Tadeusz hätte ihn verscheucht. Mit dieser SMS .«
    Jackie schüttelt den Kopf. » Ich glaub, die hat’s nur noch schlimmer gemacht. Jetzt ist er wütend. Das kann ich spüren. Er scheint einfach die ganze Zeit über da draußen zu sein. Und es wird noch schlimmer, wenn ich erst wieder zur Arbeit gehe. Jede Nacht raus, ganz allein.«
    » Das geht in Ordnung. Ich kann dich im Wagen mitnehmen«, sagt Amber und setzt gelassen einen weiteren Punkt auf ihre Liste. Im Auto ist Platz. Derzeit fährt sie nur Blessed hin und her.
    » Aber es ist ja nicht nur das. Ich schlaf nicht mal mehr. Mir ist, als würde ich aufwachen, und er steht über mir oder so. Echt. Er ist einfach da, die ganze Zeit. Ich glaub, ich werde verrückt…«
    Vic beobachtet die beiden durchs Küchenfenster: die einander zugeneigten blonden Köpfe, den Rauchkringel, der aus Jackies Zigarette aufsteigt. Sie haben ihn vollkommen vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn, denkt er. Frauen. Sobald man nicht redet, könnte man ebenso gut gar nicht existieren. Mit ausdrucksloser Miene betrachtet er sie. Er ist hundemüde. Früher einmal hat er sich in der Hochsaison tagelang beschwingt gefühlt, aber der Kitzel wird von Jahr zu Jahr kurzlebiger. In acht verschiedenen Urlaubsorten hat er über die Jahre gearbeitet, Whitmouth scheint ihn heutzutage allerdings eher zu ermüden als zu erregen. Das ist das Alter, es holt mich ein, denkt er. Ich werde zu alt dafür. Ich muss eine leichtere Form des Lebens finden. Ich glaube nicht, dass ich noch länger die Kraft habe. Es schlaucht mich wirklich.
    Jackie hat ihre Teetasse auf dem Tisch stehen lassen, ein Rest Tannin klebt auf dem feinen Porzellanboden. Er nimmt sie und bringt sie zur Spüle. Reibt sie methodisch und gründlich ab und lauscht dabei dem Gemurmel der Frauenstimmen. Wischt um die Spüle herum,

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