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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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setzt sie an, willigt aber eilig ein. Sinnlos, sich wegen der Kosten für eine Tüte Pommes eine Chance entgehen zu lassen. » Und eine Quittung, bitte.«
    Sie wartet ein paar Herzschläge lang, als er sich zur Fritteuse umdreht und den Drahtkorb ins Öl taucht. » Sie erinnern sich also an sie?«
    Er hat ihr den Rücken zugewandt. Sie kann ihn in der verspiegelten Wand hinter dem Grill sehen, die Schürze verschmiert, das dunkle Haar eingerahmt von mit Tesafilm befestigten Spezialangeboten. Er ist etwa Anfang fünfzig, wirkt aber älter. Wie alle hier.
    Hör auf damit, denkt sie. Du hast dich unbemerkt in die übelste Sorte eines bürgerlichen Snobs verwandelt. Nur weil du für ein bestimmtes Publikum schreibst, heißt das noch lange nicht, dass du auch dessen Ansichten teilen musst.
    Er zuckt die Achseln. » Eigentlich nicht. Na ja, irgendwie schon. Aber nur wegen dem. Was passiert ist. Ich hätte mich überhaupt nicht an sie erinnert, wenn ich nicht ihre Leiche zwischen meinen Mülltonnen gefunden hätte. Da hab ich mich dann erinnert. Irgendwie.«
    » War sie mit irgendjemandem zusammen? Allein?«
    » Weiß ich nicht. Das ist meistens schwer zu sagen, vor allem an einem Samstag. Manchmal sind sie allein, wenn sie reinkommen, aber nicht mehr, wenn sie gehen. Samstagabends sind sie wie Tiere. Man sollte meinen, wo sie doch im Urlaub sind, ist der Samstag nichts Besonderes. Aber Sie wären überrascht. Die brezeln sich trotzdem auf, besaufen sich noch mehr, bleiben länger. Wissen nicht, wie man sich anstellt oder wartet. Es müssen so zwanzig, dreißig gewesen sein, die hier drin rumhingen und Sachen auf den Boden geschmissen haben. Pommes, Pommes, Pommes. Zwanzig Alcopops, und dann meinen sie, Pommes würden alles wiedergutmachen. Ich hab eine Überwachnungskamera. Irgendwas bahnt sich hier samstags immer an. Das Ding erspart mir stundenlange Erklärungen.«
    » Und– ist sie drauf?«
    Er nickt. » Ja. Wie ich schon gesagt habe, nichts Besonderes. Sie kommt rein, bestellt ihre Pommes und redet mit ein paar Jungs, während sie drauf wartet. Sie mochte Essig. Muss sich eine halbe Flasche drübergekippt haben. Fanta. Sie hat Fanta getrunken.«
    » Und die Jungs?«
    » Keine Ahnung. Fragen Sie die Polizei. Das müssen die Ihnen doch sowieso schon gesagt haben. Die waren’s nicht. Die waren so besoffen, dass sie noch nicht mal gerade stehen konnten, jedenfalls die meisten, geschweige denn, dass sie jemanden hätten erwürgen können. Höchstens aus Versehen vielleicht. Sie kriegt also ihre Pommes, geht, und ich bediene weiter. Samstags haben wir bis vier auf. Wir sind der einzige Laden, der noch offen hat, wenn die Clubs dichtmachen, und die meisten würden für eine Tüte Pommes ihre Großmutter verkaufen.«
    » Und dann?«, ermuntert sie ihn.
    » Um halb vier bring ich den Müll raus und warte, dass das Öl so weit abkühlt, dass ich die Fritteuse sauber machen kann, und…« Wieder zuckt er die Achseln. Für einen Nachruf ist das nicht viel.
    » Das muss schrecklich gewesen sein«, sagt sie mitfühlend.
    » Tja…« Er wickelt ihren Kebab in Papier. » So was sieht man nicht alle Tage. Wollen Sie Chilisauce?«
    » Danke.«
    » Nein danke oder danke, ja?«
    » Danke, ja. Danke.«
    » Auf die Hand oder einpacken?«
    » Einpacken, bitte.« Es wird nur in den ersten Abfalleimer wandern, an dem sie vorbeikommt, sobald sie außer Sichtweite ist.
    Er klatscht das Paket auf die Theke.
    » Zwölf Pfund fünfzig.«
    » Zwölffünfzig?«, quietscht sie.
    » Zwölffünfzig«, sagt er bestimmt. » Und eine Quittung.«
    Kirsty verbeißt es sich, die Augen zu verdrehen, und reicht ihm das Geld. Journalisten sind nicht die Einzigen, die angesichts eines Serienmörders ein gutes Geschäft wittern.
    Ins Funnland lässt man sie nicht rein. Eine Mitteilung am Personaleingang, wo sich eine Handvoll gleichgültig wirkender Zeitungsschreiberlinge und Fotografen zwischen Bergen zellophanverpackter Nelken drängen, besagt, dass morgen wieder geöffnet sei. Mit einem der Fotografen hat sie schon ein paarmal zusammengearbeitet, und sie geht auf ihn zu. » Was Neues?«, fragt sie. » Stan Marshall gesehen?«
    Er schüttelt den Kopf. » Ich nehme an, der sitzt im Pub. Nicht viel los hier. Nur die Managerin, diese Suzanne Oddie, und noch ein paar andere Anzugträger.«
    » Hatten die was zu sagen?«
    » Blabla… noch nie dagewesen… blabla… Mitleid mit der Familie… blabla… vollumfängliche Kooperation mit der Polizei… blabla…

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