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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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Badezimmerregal zusammen und registriert, dass die Zahnbürste noch in ihrem Becher steht. Verfrachtet auch das alles in den Koffer und fragt sich lieber nicht, wie Jackie sich die Zähne geputzt hat, seit sie bei ihnen ist. Vielleicht ja gar nicht, denkt sie flüchtig. Hoffe ich wenigstens.
    Er ist immer noch da, im Nieselregen. Bewusst weicht sie seinem starren Blick aus und hastet an ihm vorbei, als habe sie seine Anwesenheit überhaupt nicht bemerkt. Sie kann förmlich spüren, wie sich dieser Blick in ihren Rücken bohrt, während sie, in einer Hand den Müllsack, den Koffer hinter sich herziehend und die Leinen der Hunde um den Arm geschlungen, mit großen Schritten Richtung Waschsalon geht. Aber er sagt nichts.
    17 UHR
    » Was machen wir jetzt? Was sollen wir jetzt machen?«
    » Halt die Klappe. Sei still ! Lass mich nachdenken.«
    Sie starren auf die Leiche.
    » Sie hat aufgehört zu bluten.«
    » Ich weiß.«
    » Das ist gut, oder? Sie blutet nicht. Vielleicht ist sie …«
    » Nein«, sagt Bel. » Das glaube ich nicht.«
    Jade blickt auf ihre Hände hinunter, als hätte sie sie noch nie zuvor gesehen. Als wären sie ihr plötzlich wie von Zauberhand gewachsen. Sie wischt die eine an ihrem Rock ab – Dreck, Blut, Flussgras – und merkt, dass sie es bloß noch schlimmer gemacht hat.
    » Scheiße«, sagt sie.
    Chloe sieht aus, als hätte jemand die Vogelscheuche vom oberen Feld geklaut und am Ufer abgeladen. Schlaff, verdreckt, zerschunden.
    » Chloe?«, fragt Bel probeweise, obwohl sie weiß, dass es zwecklos ist, und stupst sie mit einem Zeh an.
    » O Scheiße«, sagt Jade, » ich werd Riesenprobleme kriegen.«
    Bels Kopf fährt in die Höhe. » Halt die Klappe. Halt einfach bloß deine Klappe . Wer interessiert sich schon für dich ? Schau sie an!«
    Jade tut es, dann bückt sie sich und hebt einen schlaffen Arm am Handgelenk hoch und beobachtet, wie er nach dem Loslassen wie Teig in den Schlamm fällt.
    » Chloe?«, echot sie, als wäre der Name eine Zauberformel, die Tote wiedererweckt, wenn man sie nur oft genug wiederholt. In ihrem Schädel klafft eine große Wunde. Sie hat kaum geblutet. Nicht, nicht, nicht, denkt sie. Leute sterben nicht einfach so. Wo wir doch fast gar nichts gemacht haben. Meine Oma hat damals sechs Monate zum Sterben gebraucht, oben im hinteren Schlafzimmer; jede einzelne Phase haben wir hören können. Wie konnte sie da so schnell sterben? » Chloe?«, sagt sie noch einmal.
    Die Wut ist aus Bels Gesicht gewichen, unter ihrer Sonnenbräune ist sie aschfahl. Jade bemerkt die paar vereinzelten Sommersprossen auf ihrer Nase; dieses hässliche Muttermal sticht hervor wie ein Tintenklecks. Sie macht Anstalten, es noch einmal mit dem Arm zu probieren. Bel packt sie am Handgelenk.
    » Hör auf.«
    » Wir müssen irgendwas machen«, sagt Jade. » Wir können sie nicht einfach da liegenlassen.«
    Chloe liegt da wie eine Stoffpuppe, die Beine immer noch im Wasser. Bel kommt sich vor wie unter Wasser. Wie von fern dringt Jades Stimme durch das Tosen der Wellen zu ihr. Noch einmal betrachtet sie den kleinen Körper mit dem ins Flussufer gepressten Gesicht. » Komm, wir drehen sie um«, sagt sie.
    Als sie ihr Gesicht sehen können, ist es noch schlimmer. Jetzt wissen sie, dass sie wirklich tot ist. Sie hat Schlamm in die Augen bekommen, die offen stehen und ohne Wimpernschlag durch einen schmutzig braunen Film in die Sonne starren. Das Gesicht ist ein Mosaik aus Matsch und Kieseln, Laub und winzigen Blütenblättern. Entengrütze hat sich in ihrem Haar verfangen, das selbst Unkraut und Bindfäden ähnelt.
    O mein Gott, ihre Augen, denkt Jade. Daran werde ich mich immer erinnern. Das werde ich nie vergessen, den Blick dieser Augen, mein Leben lang nicht.

KAPITEL 15
    Er ist außer sich vor Wut, weißglühender Zorn droht seinen Kopf bersten zu lassen, und er ist unsicher auf den Beinen. In seinem Hirn brodelt es, während er sich mit schnellen Schritten von der Wordsworth über die London Road ins Stadtzentrum bewegt, sein Sehvermögen ist durch den Tunneleffekt des Adrenalins so beeinträchtigt, dass er auf dem Gehweg zweimal ins Taumeln gerät und merkt, wie sein Nylonärmel an den Schaufenstern geschlossener Läden entlangschrammt. Amber Gordon. Diese Scheißschlampe Amber Gordon. Wofür hält die sich eigentlich? Und hat auch noch so getan, als würde sie mich nicht kennen.
    Jetzt ist ihm alles klar, sonnenklar. Amber Gordon ist der Grund, warum Jackie jeden Kontakt zu ihm vermeidet. Sie

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