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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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nur weit genug aufkriegen, dass er an ein, zwei Happen herankommt.
    Weiter vorn hustet jemand.
    Tina steht halb im Schatten an der Einmündung einer Gasse: Minirock, mit Nieten und Fransen verzierte Jeansjacke, weiße Stöckelschuhe mit Absätzen in Schichtoptik, keine Strumpfhose. Sie trägt eine überdimensionale schwarze Handtasche von der Art, die man eigentlich bei einer Mutter erwartet. Er kann sich nicht vorstellen, dass man in einer Tasche wie dieser etwas anderes verstauen könnte als Babywindeln und angebissenen Zwieback. Hier jedoch hängt sie über der Schulter einer trunksüchtigen Oma, die auf ein Geschäft aus ist.
    » Hallo, mein Lieber«, sagt sie. » Hab dich hier oben schon ’ne ganze Weile nicht gesehen.«
    Martin ist verärgert über die Vertraulichkeit. Es spielt keine Rolle, dass er gezwungen gewesen ist, ihre Dienste schon einmal in Anspruch zu nehmen; er ist beleidigt, dass sie ihn wie einen Stammfreier behandelt. Er versteckt seinen Pommespikser jedoch wieder in der Handfläche und geht auf sie zu.
    » Ah«, meint sie. » Du hast mir Pommes mitgebracht.«
    Er gibt keine Antwort, drückt sein Essenspaket nur fester an die Brust.
    » Bist also auf ein bisschen Spaß aus, heut Abend?«, fragt sie.
    Martin sieht sie an. Schütter werdendes Haar, zu einem hoch sitzenden Pferdeschwanz zusammengezurrt, hervorquellende Augen, die auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen, und Falten auf der Stirn so tief wie Gräben. Selbst aus eineinhalb Meter Entfernung kann er den Gin in ihrem Atem riechen. Und trotzdem. Das beharrliche, wütende Pulsieren in seinem Schritt ist immer noch da, und er befürchtet, dass er keine Ruhe findet, bevor es vorbei ist.
    Sie macht einen Schritt auf ihn zu, streckt eine Hand aus und legt sie auf die Wölbung. » Ooh«, sagt sie. » Sieht ganz danach aus. Reich mal ’n paar Pommes rüber. Köstlich.«
    » Hab sie noch nicht aufgemacht«, erwidert er.
    » Egal. Also, was soll das nun werden, Mart?«
    Woher kennt die meinen Namen? Ich hab ihn ihr nie gesagt. Ganz bestimmt nicht. Erneut spürt er aus der Tiefe quälenden Zorn aufsteigen. Ein Hexennetzwerk. Die wissen einfach scheißalles.
    Er schüttelt den Kopf und will weitergehen. Doch sie verstärkt den Griff auf seinen Schritt und drückt auf eine Art zu, die ihn zugleich wütend macht und ihn weiter anschwellen lässt. » Komm schon, Süßer. Das willst du doch nicht vergeuden. Ich sorg dafür, dass es dir besser geht, und zwar in Nullkommanichts.«
    O Gott. Diese Finger mit den abgeblätterten scharlachroten Nägeln, drei Zentimeter lang und kampfgeschärft, sind furchterregend, aber der Gedanke daran, wie sie seinen Schwanz pumpend auf und ab fahren, an das Ziehen und Drücken und die professionellen Griffe einer fremden Hand ist mehr, als er ertragen kann. » Ich hab aber nicht viel Geld«, sagt er.
    Der Griff lockert sich. Sie tritt zurück.
    » Wie viel?«
    » Dreizehn Pfund.«
    » Dreizehn Pfund?«
    Er nickt hektisch. Selbst für jemand so Abgetakeltes wie sie sind dreizehn Pfund natürlich ein erbärmliches Angebot.
    » Vergiss es«, sagt er und geht weiter, obwohl sein Schwanz inzwischen eine Art Eigenleben zu führen scheint. Am Kriegerdenkmal wird niemand sein. Wenn es unbedingt sein muss, kann er sich dort schnell selbst Erleichterung verschaffen und die Servietten zum Säubern benutzen.
    Er hat fünf Schritte auf dem Gehweg zurückgelegt, als er ihr » He!« hört. Bleibt stehen und dreht sich um und sieht, dass sie die Hand in die Hüfte gestemmt und sich die Tasche weiter auf die Schulter hochgezogen hat wie jemand, der es ernst meint. » Dreizehn Pfund und ein paar Fritten«, erklärt sie. » Aber Französisch gibt’s dafür nicht.«
    Martin folgt ihr in die Gasse.
    Sie führt ihn tief in die Dunkelheit– weiter, als er es für nötig hält, um sie vor zufälligen Blicken zu verbergen– und tritt hinter einen Müllcontainer. Lächelnd stellt er die Pommes auf dem Deckel ab, tritt draufgängerisch einen Schritt vor und lehnt sich mit der Hand, in der er noch immer den Pommespikser hält, hinter ihrer Schulter gegen die Wand.
    » Jetzt mach schon«, sagt sie und zerrt an seinen Knöpfen.
    Martin will sie nicht ansehen, will dieses verlebte Gesicht nicht sehen, diesen dunklen Haaransatz, der sich ihm entgegenneigt. Er schaut auf, starrt in das Fleckchen grauen Nachthimmels zwischen den Giebeln und spürt, wie sie ihre Hand in seine Hose gräbt, den Griff von Fleisch auf empfindlicher Haut. Ja, denkt er,

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