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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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Türen sich öffnen, dringt der Geruch von feuchtem Haar und Persil heraus.
    Sie spürt eine Hand auf ihrem Arm. » Ich habe nicht–«, sagt Jade. » Ich… Hier, schau.«
    Sie drückt Amber etwas in die Hand. Amber sieht darauf hinunter. Es ist eine leere Zigarettenschachtel, auf die mit schwarzem Kuli eine Telefonnummer gekritzelt ist.
    » Ich wollte nur…«, sagt Jade und sieht ihr in die Augen.
    Amber schüttelt die Hand ab und steigt in den Bus.

KAPITEL 14
    Geschäftig, emsig, auf Trab. So hat sie es immer gehalten, wenn sie dem Denken aus dem Weg gehen wollte: Sie sucht sich etwas, das sie stattdessen tut. Deshalb sticht das Haus aus den Nachbarhäusern heraus, ist eine kleine Oase der Gepflegtheit und Sauberkeit in einer Umgebung, in der ausrangierte Waschmaschinen als Gartendeko genügen. Geputzte Fenster, strahlend weiße Tüllvorhänge, Fensterbänke und Holzteile frisch gestrichen, zudem bunte Blumenampeln vom Frühjahr bis in den Winter. Vic behauptet, es falle auf, und das sei an einem Ort wie diesem gar nicht gut, aber sie findet es schwer, es zu lassen. An Tagen, an denen sie nicht einschlafen kann, geht sie hinaus und tut dort genau das Gleiche wie bei der Arbeit: bearbeitet den Weg und die Vordertreppe mit der Scheuerbürste, rückt Möbel von den Wänden, um dahinter zu saugen, und geht mit Gummihandschuhen und Müllsack die Vorderseite des Hauses ab, um Verpackungen von Greggs Sausage Rolls einzusammeln.
    Auch jetzt flattern ein paar auf dem Gehweg vor dem Tor herum. Amber steht im Regen und kämpft gegen den Drang, sie wegzuräumen. Am Ende gibt sie sich geschlagen, zieht aus ihrer Handtasche die Plastiktüte, die sie gewohnheitsmäßig dabei hat, und macht sich daran, sie aufzuheben. Der Regen prasselt ihr auf den Rücken, Haare kleben im Gesicht.
    Die Tür des Nachbarhauses öffnet sich, und Shaunagh Betts tritt heraus, die kleine Tiffany ist in ihrem Kinderwagen festgeschnallt. » Oh«, sagt Shaunagh, » Amber beschämt uns alle mal wieder.«
    Amber richtet sich auf und zwingt sich zu einem Lächeln. » Na ja«, erwidert sie, » irgendwer muss es ja machen.«
    Sie merkt, dass Shaunagh beleidigt ist, weil sie ihre Bemerkung für Kritik hält und nicht für eine Geste der Bescheidenheit.
    » Tut mir ja leid, dass wir nicht alle so viel Zeit haben«, meint Shaunagh verschnupft.
    » Nein, nein…«, setzt Amber an, doch Mutter und Kind sind bereits auf dem Weg die Straße hoch. Amber seufzt und flüchtet ins sichere Haus.
    Die Hintertür steht offen, und Jackie steht mit hochgezogenen Schultern im Garten. Beim Anblick ihrer Silhouette befällt Amber törichterweise Panik. Einen Moment lang hat sie vergessen, dass sie einen Gast haben. Mary-Kate und Ashley sind nach drinnen gekommen und liegen zusammengerollt auf dem Wohnzimmersofa. Bei ihrem Eintreten schauen sie schuldbewusst auf. Gott sei Dank bin ich vor Vic daheim, denkt sie und scheucht sie in ihr Körbchen zurück. Er findet es schon schlimm genug, einen Eindringling im Haus zu haben, auch ohne mitzukriegen, dass die Hunde hier herumlungern.
    Zum Glück ist Jackie nicht von der aufmerksamen Sorte. Sie registriert Ambers Angespanntheit nicht und hebt nur grüßend die Hand. » Du bist klitschnass«, sagt sie.
    » Du auch«, erwidert Amber. » Komm doch um Himmels willen rein in die Küche.«
    » Nein, lass nur«, meint Jackie. » Ich rauch die erst noch zu Ende.«
    » Geht schon in Ordnung«, sagt Amber. » Vic ist noch Stunden weg.«
    » Ja?« Sie wirkt dankbar. » Gut.«
    Sie kommt herein und steht mit der Zigarette in der Hand tropfend auf der Fußmatte. Über einem der Stühle hängt ein feuchtes Handtuch. Offenbar ist sie den ganzen Morgen rein und wieder raus. Amber reicht es ihr. Lustlos rubbelt sie sich die Haare. Die Küche beschlägt, es riecht nach Tabak und ungewaschenem Stoff.
    » Wie war dein Vormittag?«, fragt Amber.
    Jackie zuckt die Achseln. » Ganz okay. Bisschen langweilig. Ich hab mir Trisha angekuckt und Jeremy Kyle.«
    » Da hättest du genauso gut einfach am Fenster stehen und den Strom sparen können.«
    Jackie lacht. » Heute Nacht wird also wieder gearbeitet?«
    Amber nickt.
    » Gott sei Dank«, meint Jackie. » Ist schon schlimm genug, nicht nach Hause zu können, ohne noch dazu auch noch pleitezugehen.«
    » Kann ich mir vorstellen«, sagt Amber, die jede von Jackies Mahlzeiten bezahlt hat, seit sie gestern hier ankam, abgesehen von der Tüte Chips, die sie gestern gekauft und offen und halb leer auf dem

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