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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Ein Wagen vom Gefängnis brachte Murphy Doucet zum Gericht, zusammengekettet mit sieben anderen Häftlingen. Sein Kopf war unbedeckt, und in der Mitte seines Mundes steckte eine Zigarette. Der Regen ließ ihn die Augen zusammenkneifen, klatschte ihm das graue Haar flach an den Kopf, und er beschwerte sich lautstark über das Metall, das ihm ins Handgelenk schnitt.
    Ein Schwarzer war der nächste an der Kette. Er war Epileptiker und geistig zurückgeblieben und kam alle drei oder vier Wochen vor Gericht, weil er in der Öffentlichkeit getrunken oder irgendwo die Ruhe gestört hatte. In der Eingangshalle, als der Gerichtsdiener die Männer an der Kette eben in den Gerichtssaal führen wollte, erstarrte der Schwarze auf einmal und riß an der Kette. Gurgelnde Laute drangen aus seinem Mund, und Speichel troff ihm von der Unterlippe.
    »Hey, was ist los mit dir?« fragte der Gerichtsdiener.
    »Will ans Ende der Kette. Will nach hinten«, sagte der Schwarze.
    »Er sagt, er ist es nicht gewöhnt, im Bus vorn zu sitzen«, sagte Doucet.
    »Hat dir dieser Mann was getan, Ciro?« fragte der Gerichtsdiener.
    »Nein, Sir. Ich will nur nach hinten ans Ende der Kette. Mir hat kein Weißer nix getan. Alle sind gut zu mir gewesen.«
    »Legt mal ’nen Zahn zu, damit wir diese Scheiße hier endlich hinter uns bringen«, sagte Doucet und wischte sich mit dem Ärmel die Augen.
    »Bitte, der Kunde ist König«, sagte der Gerichtsdiener, schloß die Handfesseln des Schwarzen auf, ging mit ihm zum Ende der Kette und legte ihm dort die letzten Handschellen, die noch frei waren, ums Handgelenk.
    Ein junger Fotograf vom Daily Iberian hob seine Kamera und richtete das Objektiv auf Doucet.
    »Liegt dir was an deiner Kamera, Junge? ... Das hab ich mir gedacht. Dann solltest du sie lieber woanders hinstecken«, sagte Doucet.
    Das Ganze dauerte fünfzehn Minuten. Der Staatsanwalt, ein nervöser, spindeldürrer Mann, brachte jedes nur denkbare Argument vor, um die Kaution für Doucet möglichst hoch anzusetzen. Durch die fortwährenden Unterbrechungen und Einspruchsrufe von Doucets Anwalt hindurch nannte er ihn einen Pädophilen, einen Psychopathen, eine Bedrohung für die Allgemeinheit und ein Monster.
    Der Richter hatte silberfarbenes Haar und ein Profil wie ein römischer Soldat. Im Zweiten Weltkrieg hatte er den Ehrenorden des Kongresses erhalten, und es hatte eine Zeit gegeben, wo er für die Demokraten bei der Gouverneurswahl kandidiert hatte. Er hörte geduldig zu, die Hände übereinandergelegt, der Blick neutral, den Kopf schräg nach vorne geneigt wie ein Priester, der ungeteilte Aufmerksamkeit heuchelt, wenn es darum geht, dem Geschwafel eines besessenen Sünders zu lauschen.
    Schließlich zeigte der Ankläger mit zitterndem Finger auf Doucet und sagte: »Euer Ehren, wenn Sie diesen Mann auf freien Fuß setzen und er noch jemanden tötet, gottverdammt, dann klebt dieses Blut an unseren Händen.«
    »Würden die Vertreter beider Parteien bitte zu mir vortreten? Sie auch, Detective Robicheaux«, sagte der Richter. Als das geschehen war, sagte er: »Können die Gentlemen mir vielleicht erklären, was zum Teufel hier vor sich geht?«
    »Die Untersuchung läuft noch, Euer Ehren. Wir brauchen mehr Zeit«, sagte ich.
    »Darauf wollte ich nicht hinaus«, sagte der Richter.
    »Ich verwahre mich aufs schärfste dagegen, wie mein Klient hier behandelt wird, Euer Ehren. Diese beiden Männer hier haben ihn zum Freiwild erklärt, ihn schikaniert und seinen Namen vor aller Öffentlichkeit in den Schmutz gezogen. Er –« sagte Doucets Anwalt.
    »Von Ihnen hab ich für heute genug gehört, Sir. Sie schweigen jetzt«, sagte der Richter. »Ist das Büro der Staatsanwaltschaft so weit, neue, zusätzliche Anklagepunkte gegen den Beschuldigten vorzubringen?«
    »Euer Ehren, wir halten es für möglich, daß dieser Mann seit mehr als drei Jahrzehnten Morde und Vergewaltigungen begangen hat. Vielleicht hat er auch einen Polizisten in Lafayette getötet. Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen«, sagte der Ankläger.
    »Sie meinen es ehrlich, Sir, soviel ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich haben Sie sich nicht unter Kontrolle«, sagte der Richter. »Und keins von beiden bietet eine Lösung für unser Problem, Wir haben uns damit zu befassen, welche Anklagepunkte hier vorgebracht werden sollen, und das wissen sowohl Sie als auch Detective Robicheaux. Verzeihen Sie meine Ungeduld, aber ich werde es nicht zulassen, daß Sie uns hier in den Bereich des

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