Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
schaffen. Sie haben ihm einen halben Zahn im Zahnfleisch rausgeschlagen.«
»War ein übler Morgen. Die Dinge sind mir aus der Hand gelaufen. Kommt nicht wieder vor.«
Er gab keine Antwort. Ich konnte hören, wie er durch die Nase atmete.
»Wollen Sie ’nen Kaffee?« sagte ich.
»Nein.«
Ich stand auf und füllte meine Tasse aus der Kaffeemaschine in der Ecke nach.
»Was Ihren Abstecher nach New Orleans gestern abend angeht, ich hatte bereits zwei Telefonanrufe deswegen«, sagte er.
»Was soll da gewesen sein?«
Er holte einen aufgeschlagenen Notizblock aus der Hemdtasche und blickte auf die oberste Seite.
»Haben Sie schon mal von einem Schwarzen namens Robert Brown gehört?« fragte er.
»Ja, das ist Downtown Bobby Brown.«
»Er will Anzeige gegen Sie erstatten. Er sagt, Sie haben sein Gesicht gegen die Tür der Herrentoilette im Busbahnhof geknallt.«
»Ach ja.«
»Was zum Teufel führen Sie im Schilde, Dave?«
»Er ist ein Zuhälter und vorbestrafter Kinderschänder. Als ich ihn getroffen habe, hat er sich gerade an zwei Mädchen gemacht, die grad mal sechzehn waren, wenn’s hochkommt. Ich frag mich, ob er das auch angeführt hat, als er sich beschwert hat.«
»Was dieser Kerl getan hat, interessiert mich einen feuchten Kehricht. Mir bereitet Kopfschmerzen, daß ein Mitglied meines Departments sich fälschlicherweise für Wyatt Earp hält.«
»Mit der Anklage wird der Kerl kein Glück haben, das wissen Sie.«
»Ich wünschte, ich hätte Ihr Selbstvertrauen. Wie’s aussieht, haben Sie auch noch gewisse Leute drüben im Jefferson Parish auf sich aufmerksam gemacht.«
»Das versteh ich nicht.«
»Das Jefferson Parish Sheriff’s Department scheint der Meinung zu sein, uns seien ein bißchen die Pferde durchgegangen. Ein bestimmtes Pferd.«
»Was haben die für ein Problem?«
»Sie haben sich nicht bei denen gemeldet, Sie haben sich mit niemandem abgesprochen, Sie haben einfach auf eigene Faust den Airline Highway abgeklappert und dort Nutten und Barkeeper nach einem namenlosen Zuhälter befragt.«
»Ja und?«
Er rieb sich das Grübchen in seinem runden Kinn und ließ dann die Hand flach auf den Oberschenkel fallen.
»Die behaupten, Sie seien einer Überwachung in die Quere gekommen, hätten eine Undercoveraktion kaputtgemacht«, sagte er.
»Wie das?«
»Das weiß ich nicht.«
»In meinen Ohren klingt das nach völliger Scheiße, Sheriff. Das klingt nach korrupten Cops, die es nicht mögen, wenn Leute von außen sich in ihrem Gebiet breitmachen.«
»Das mag ja so sein, Dave, aber Sie sind es, wegen dem ich mir hier Sorgen mache. Ich finde, Sie übernehmen sich da ein wenig, und wenn ich Sie drauf hinweise, hören Sie mir nicht zu.«
»Hat Twinky Lemoyne angerufen?«
»Nein. Warum hätte er das tun sollen?«
»Gestern nachmittag bin ich nach Lafayette und habe ihn noch einmal befragt.«
Er nahm seine randlose Brille ab, putzte sie mit einem Kleenex und setzte sie wieder auf. Er sah mir wieder in die Augen.
»Das war nach dem kleinen Gespräch, das Sie und ich hatten, als es darum ging, ob man unbedingt Leute in eine Ermittlung hineinziehen muß, die damit nur indirekt zu tun haben?« fragte er.
»Ich bin davon überzeugt, daß irgendeine Verbindung zwischen Baby Feet und Cherry LeBlanc besteht, Sheriff. Twinky Lemoyne hat geschäftlich Kontakt mit Feet. Nach meiner Sicht der Dinge ist er damit zum Abschuß freigegeben.«
»Es schmerzt mich wirklich, das hören zu müssen, Dave.«
»Eine Untersuchung belastet ja nicht nur Leute, sie befreit sie auch vom Verdacht. Seine schwarzen Angestellten scheinen eine hohe Meinung von ihm zu haben. Und er ist auch nicht sofort angerannt gekommen und hat sich drüber beschwert, daß ich mit ihm geredet hab. Vielleicht ist er ja in Ordnung.«
»Sie haben meine Instruktionen mißachtet, Dave.«
»Ich habe die Leichen dieser beiden Mädchen gesehen, Sheriff.«
»Und?«
»Offen gestanden ist es mir ziemlich egal, wem ich auf die Füße trete.«
Er erhob sich von seinem Stuhl und stopfte mit dem Daumen das Hemd straff in den Pistolengurt, während seine Augen einen unausgesprochenen Gedanken in der Luft zu mustern schienen.
»Ich schätze, jetzt muß ich Ihnen mal was Persönliches sagen«, sagte er. »Ihr Ton paßt mir nicht, mein Herr. Er paßt mir überhaupt nicht.«
Ich hob meine Kaffeetasse und nippte daran und blickte ins Nichts, als er den Raum verließ.
Rosie Gomez verbrachte fast den ganzen Tag unten im Vermilion Parish. Als sie am
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