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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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bohrt. Am nächsten Morgen, wenn der Angler die Halteleine abnimmt, hängen sie dann immer noch dran.«
    Ich saß auf einer Ecke ihres Schreibtischs, hob den Klarsichtbeutel hoch und betrachtete das Messer. Es war von der Sorte, wie sie in Pakistan oder Taiwan hergestellt werden und für zwei Dollar in nahezu jedem Kramladen erstanden werden können.
    »Wenn das unser Mann gewesen ist, was meinen Sie, ist da passiert?« sagte ich.
    »Vielleicht hat er sie dort mit dem Isolierband gefesselt. Er hat das Messer dazu verwendet, das Klebeband abzuschneiden, und es dann fallen gelassen. Er hat entweder am selben Abend noch danach gesucht oder kam später wieder, als er bemerkt hat, daß es nicht mehr da ist.«
    »Ich will Ihnen ja nicht den Tag verderben, Rosie, aber unser Mann scheint keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Zumindest waren in den beiden Mordfällen, die wir ihm zuschreiben, keine auf dem Isolierband. Warum sollte ihn der Verlust des Messers beunruhigen?«
    »Er hat den Drang, alles bis ins kleinste Teil zu arrangieren, alles unter Kontrolle zu haben. Unvorhergesehene Zwischenfälle sind ihm zuwider.«
    »Er hat den Eispickel in Cherry LeBlanc zurückgelassen.«
    »Weil er das so wollte. Er hat uns die Mordwaffe überlassen; so wird sie nie bei ihm gefunden werden. Aber daß wir sein Taschenmesser kriegen, das hat er nicht geplant. Das macht ihm zu schaffen.«
    »Keine schlechte Theorie. Schließlich dreht sich bei unserem Mann alles um Macht, oder?«
    Sie stellte die Handtasche auf und wollte sie verschließen. Als sie die Tasche bewegte, schlug etwas schwer gegen den Tisch. Sie faßte hinein und hob ihren Revolver heraus, einen .357er Magnum, der in ihrer kleinen Hand riesig wirkte. Sie legte ihn wieder säuberlich auf die Brieftasche. Dann ließ sie die Tasche zuschnappen.
    »Ich sagte gerade, er ist besessen von dem Verlangen nach Macht, oder?«
    »Immer, immer, immer«, sagte sie.
    Die Konzentration schien aus ihren Augen zu verschwinden, als ob die Anstrengungen des Tages sie soeben eingeholt hätten.
    »Rosie?«
    »Was ist?«
    »Sind Sie okay?«
    »Mir fehlt wahrscheinlich ein bißchen Flüssigkeit nach der Hitze da draußen.«
    »Geben Sie das Messer bei unserem Fingerabdruckspezialisten ab, dann lade ich Sie zu einem Dr. Pepper ein.«
    »Ein anderes Mal. Ich will erst sehen, was auf dem Messer ist.«
    »Um diese Zeit hat unser Mann im Labor für gewöhnlich alle Hände voll zu tun. Vor morgen kommt der wahrscheinlich gar nicht dazu.«
    »Dann stehen ihm ein paar Überstunden bevor.«
    Sie straffte die Schultern, schwang die Handtasche über die Schulter und trat durch die Tür auf den Korridor. Ein Deputy mit einem gewaltigen Faßbauch nickte ihr ehrerbietig zu und trat zur Seite, um sie vorbeizulassen.
    Als ich abends Batist dabei half, den Laden sauberzumachen, fiel mir wieder ein, daß ich Elrod Sykes nicht zurückgerufen hatte, um ihm wegen der Einladung zu dem Angelausflug auf dem Meer Bescheid zu geben. Vielleicht hatte ich es auch absichtlich verdrängt. Ich wußte, daß Bootsie wahrscheinlich recht hatte, was Elrod anging. Er war eine der verwundeten Seelen unserer Gesellschaft, einer dieser Menschen, mit denen man immer Mitgefühl hatte, wo man sich aber sicher sein konnte, daß sie einem irgendwann einmal ein Kehrblech voller Glasscherben in den Kopf schütten würden.
    Ich rief vorne im Haus an und ließ mir die Nummer geben, die er Bootsie hinterlassen hatte. Während es bei Elrod klingelte, ließ ich meinen Blick durch das Fliegenfenster nach draußen schweifen, wo Alafair und ein kleines schwarzes Mädchen am Rand eines kleinen Maisfelds an der Straße mit Tripod spielten. Tripod lag auf dem Rücken, rollte sich auf der staubtrocken gebackenen Erde und grub seine Klauen in einen schlaffen Football. Obwohl in den Wurzeln noch etwas Feuchtigkeit war, wirkte der Mais in der Abendsonne ausgelaugt und rot, und als eine leichte Brise durch den Staub wehte, raschelten die Blätter trocken gegen die Vogelscheuche, die schräg über den Köpfen der Kinder stand.
    Kelly Drummond nahm ab und holte dann Elrod an den Apparat.
    »Sie können nicht?« sagte er.
    »Nein, ich fürchte nicht.«
    »Morgen ist Samstag, Warum nehmen Sie sich denn nicht mal frei?«
    »Samstag ist für uns am Pier ein wichtiger Tag.«
    »Mr. Robicheaux ... Dave ... gibt es da noch einen anderen Grund? Ich schätze, ich war ziemlich zu, als ich bei Ihnen draußen war.«
    »Wir haben uns über Ihren Besuch gefreut. Wie

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