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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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da auf einmal eine Stille, die fast lauter ist als ihre Kanonen. Bitte erschrecken Sie nicht über die Härte meines Vergleichs. Gute Nacht, Lieutenant.«
    »Gute Nacht, General.«
    Ich watete los, erst ins flache, dann ins tiefere Wasser, zurück zum Deich. Der Nebel klebte in Fetzen auf dem Wasser, die so kompakt wie dickleibige Schlangen waren. Ich sah einen Kugelblitz, der durch die unter Wasser stehenden Bäume rollte und an einer Bauminsel auseinanderbrach; er war so grell und gelb wie geschmolzenes Metall, das aus der Esse eines Schmiedes floß. Dann taumelte Regen vom Himmel, glänzend wie Glaswolle, und das Licht des Feuers hinter mir verschwamm zu einem roten Fleck in einer Nebelbank, die aus der Marsch schwappte, übers Wasser glitt und sich noch einmal um meinen Wagen schloß.
    Die Luft war so ozonhaltig, daß ich es fast auf der Zunge schmecken konnte; ich hörte eine herabgestürzte Stromleitung, die in einer Pfütze Funken schlug und zischte. In der Luft lag ein verbrannter, elektrischer Geruch, so metallisch und angekokelt wie der der Straßenbahn auf der St. Charles Street im Regen. Ich hörte den Schrei eines Sumpfbibers auf der Suche nach seinem Weibchen, ein hohes, stranguliertes Kreischen wie von einer hysterischen Frau. An all diese Dinge erinnere ich mich. An den Schlamm in meinen Schuhen, an die Schlingpflanzen, die sich um meine Knie verfangen hatten, den graugrünen Algenfilm, der wie Spinnweben an meinen Khakihosen klebte.
    Als ein Deputy und zwei Sanitäter mich am Morgen aus der Fahrerkabine des Pickups bargen, schien die Sonne so weiß wie die Flamme eines Schweißbrenners. Der Morgen war genauso schwül und gewöhnlich wie der der vorherigen Tage, und meine Kleidung war so trocken, als hätte ich sie gerade aus dem Schrank genommen. Das einzige, was dem Sanitäter, der mich untersuchte, an meinem Körper auffiel, war eine aufgeschürfte Beule von der Größe einer Stopfkugel über meinem rechten Auge. Dazu machte er noch eine vorsichtige, fast humorvolle Bemerkung.
    »Dave, Sie sind mir doch nicht gestern abend vom Pfad der Tugend abgekommen und auf den Kopf gefallen, oder?« fragte er. Dann schnell hinterher: »Sorry. War nur ’n Scherz. Vergessen Sie, was ich gesagt habe.«
    Unser Hausarzt, Dr. Landry, saß auf der Kante meines Bettes im Iberia General Hospital und leuchtete mit einer kleinen Stablampe in meine Augenwinkel. Es war jetzt spät am Nachmittag, Bootsie und Alafair waren heimgegangen, und draußen vor dem Fenster regnete es in die Bäume.
    »Tut Ihnen das Licht in den Augen weh?« fragte er.
    »Ein bißchen. Warum?«
    »Weil Ihre Pupillen unnatürlich vergrößert sind. Erzählen Sie mir doch noch mal, was Sie in dem Augenblick gefühlt haben, bevor Sie von der Straße abgekommen sind.«
    »Ich schmeckte auf einmal Kirschen und Minzblätter und Orangen. Dann war es, als hätte ich mit den Zähnen in ein Stromkabel gebissen.«
    Er steckte die kleine Lampe in die Brusttasche seines Hemdes, rückte seine Brille zurecht und betrachtete nachdenklich mein Gesicht. Er war ein übergewichtiger, tief gebräunter Golfer, der zunehmend kahl wurde, mit Ringen blonden Haars auf den Unterarmen.
    »Wie fühlen Sie sich jetzt?« sagte er.
    »Als ob in meinem Kopf etwas gerissen ist. So wie nasse Pappe, die man mit den Händen durchreißt.«
    »Haben Sie irgendwas gegessen?«
    »Das kam wieder hoch.«
    »Soll ich Ihnen die gute Neuigkeit sagen? Die Tests ergaben keine Spur von Sprit in Ihrem Blutkreislauf.«
    »Wie könnte das auch sein? Ich habe keinen Alkohol getrunken.«
    »Die Menschen denken manchmal in eine bestimmte Richtung, ob das jetzt berechtigt ist oder nicht.«
    »Dagegen kann ich nichts ausrichten.«
    »Die schlechte Nachricht ist, daß ich nicht weiß, was Ihnen da so mitgespielt hat. Aber den Sanitätern zufolge haben Sie mächtig seltsames Zeug geredet, Dave.«
    Ich nahm meinen Blick von seinem Gesicht.
    »Sie haben gesagt, da draußen in der Marsch seien Soldaten. Sie behaupteten hartnäckig, daß sie verletzt wären.«
    Eine starke Windbö kam auf, und Regentropfen und grüne Blätter klatschten gegen das Fenster.
    »Die Sanitäter haben angenommen, daß vielleicht noch jemand bei Ihnen gewesen ist. Sie haben den ganzen Damm abgesucht«, sagte er. »Sie haben sogar ein Boot raus zu diesen Bauminseln geschickt.«
    »Tut mir leid, daß ich denen soviel Ärger gemacht habe.«
    »Dave, die sagen, Sie hätten über Südstaatensoldaten geredet.«
    »Das war keine gewöhnliche

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