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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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erklären, was du in der Marsch gehört oder gesehen zu haben glaubst. Verlier kein Wort über den Unfall. Gerate nicht in die Defensive. Weißt du noch, was du früher immer gesagt hast? ›Du mußt grinsen und durch den Pulverdampf schreiten. Das macht sie wahnsinnig.‹«
    »Gemacht, Boots.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Versprochen.«
    Sie faltete ihre Arme über meiner Brust und legte ihr Kinn oben auf meinen Kopf. Dann sagte sie: »Was ist das für ein Mensch, der versucht, uns so was anzutun, Dave?«
    »Jemand, der einen schweren Fehler begangen hat«, sagte ich.
    Aber das war großspurig dahingesagt. Die Wahrheit war, ich hatte achtlos den Drink auf der Party angenommen und mich damit zum Darsteller eines Drehbuchs gemacht, das ein anderer für mich geschrieben hatte.
    Später in derselben Nacht, im Bett, starrte ich an die Decke und versuchte mir die Szene unter den Eichen am Spanish Lake noch mal ins Gedächtnis zu rufen. Ich hätte gerne geglaubt, daß ich tief in mein Unterbewußtsein hineinfassen konnte und dort eine Fotoplatte zum Vorschein brächte, auf die mein Auge ein Bild eingebrannt hatte, wo jemand seine Hand über dem Glas mit Dr. Pepper, schwarzen Kirschen, Orangenscheiben und kleingestoßenen Minzblättern hatte, das mir daraufhin von einem Kellner gebracht werden würde.
    Aber die einzigen Bilder in meinem Kopf zeigten einen Damm, der in graues Wasser hinausragte, und eine unter Strom stehende Nebelbank, die aus den Zypressen schwappte.
    Bootsie drehte sich auf die Seite und legte ihren Arm auf meine Brust. Dann bewegte sie ihre Hand an meinem Bauch hinunter und berührte mich.
    Ich starrte hoch in die Dunkelheit. Die Bäume draußen vor dem Fenster bewegten sich nicht. Ich hörte einen Alligator in den Sumpf platschen.
    Dann nahm sie ihre Hand wieder weg, und ich fühlte, wie sich ihr Gewicht auf der Matratze zur Wand hin verlagerte.
    Eine Stunde später zog ich mich im dunklen Wohnzimmer an, schaltete den Pickup in den Leerlauf und ließ ihn lautlos auf der unbefestigten Straße hinunter zum Pier rollen, wo ich Boot und Anhänger hinten festmachte.
    Ich ließ das Boot an derselben Stelle ins Wasser, wo ich mit dem Wagen vom Damm abgekommen war. Mit dem Paddel stieß ich es hinaus in tieferes Wasser, vorbei an den Rohrkolben und Seerosen, die entlang des Ufers wucherten, dann ließ ich den Motor ins Wasser und zog am Starterseil, bis er mit einem Ruck ansprang.
    Das Kielwasser hinter dem Heck sah wie ein langer V-förmiger Graben aus, in dem gelber Schlamm brodelte und Baumreste auf und ab schwappten. Dann brach der Mond durch die Wolken und überzog das Moos in den Zypressen mit einem silbernen Licht, und ich konnte Wassermokassinschlangen sehen, die zusammengerollt auf den unteren Ästen von Weiden lagen, den knorrigen braungrünen Schädel eines Alligators inmitten einer treibenden Insel von Blättern und Ästen, den starren, angefressenen Kadaver eines Waschbären auf einer Sandbank und ein halbes Dutzend Waldenten, die vor der Anhöhe und der Baumgruppe, wo ich den General getroffen hatte, übers Wasser flatterten.
    Ich nahm die Hand vom Gas und ließ das Boot auf der eigenen Bugwelle weitertreiben, bis der Bug auf Sand lief. Dort machte ich fest und ging mit einer großen Taschenlampe und einem Army-Mehrzweckspaten in die Bäume.
    Der Boden war weich, tranig-feucht, mit einer dichten Schicht toter Blätter und sonstigem Abfall, der zurückgeblieben war, als der Wasserstand wieder sank. In den Baumstämmen war ein Wirrwarr aufgegebener Angelhalteleinen; Chloroxflaschen, die Fischnetze markierten, lagen halb begraben im Sand.
    In der Mitte der Lichtung fand ich die Überreste eines Lagerfeuers.
    Ein Dutzend geschwärzter Bierdosen lag unter dem verkohlten Holz. Ein gebrauchtes Kondom war am äußeren Rand des Feuers ins Gras gedrückt.
    Mit dem Fuß trat ich das Holz, die Asche und die Büchsen etwas beiseite, stellte die Taschenlampe im Unkraut auf, verwandelte den Spaten mit ein paar Griffen in eine Hacke, fixierte das Werkzeug in dieser Position und begann auf die Erde einzuhacken.
    Gute fünfzig Zentimeter tiefer stieß ich auf das, was Archäologen eine »Feuerlinie« nennen, ein Sediment purer schwarzer Holzkohleablagerungen von einem sehr alten Feuer. Ich untersuchte sorgfältig alles, was ich mit der Hacke zutage förderte. Ich fand einen verkohlten Messingknopf und den Boden einer mundgeblasenen Flasche. In dem dicken grünen Glas waren winzige Luftbläschen.
    Aber was bewies

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