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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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das Bild eines Präsidenten auf einem Dollarschein, nicht das Bild von Julie Balboni.«
    »Jetzt spucken Sie’s schon aus, ja?«
    »Ein paar der Leute hier haben beim Sheriff vorgesprochen, daß Sie auf unbestimmte Zeit vom Dienst freigestellt werden sollen. Zumindest habe ich das gehört.«
    »Er ist kein professioneller Cop, aber ein anständiger Mann. Er wird sich nicht nach denen richten.«
    »Er ist ein gewählter Amtsträger. Er ist Präsident des Lions Club. Einmal in der Woche ißt er mit den Leuten von der Handelskammer zu Mittag.«
    »Er weiß, daß ich nichts getrunken habe. Und die Leute in meiner AA-Gruppe wissen es auch. Ebenso das Krankenhauspersonal. Dr. Landry meint, jemand hätte mir eine Dosis LSD untergejubelt. Was soll ich sonst noch sagen?«
    Ihr Gesicht bekam einen melancholischen Ausdruck, und sie blickte in die Sonnenstrahlen auf dem Feld, die Augen in weite Ferne und auf nichts Bestimmtes gerichtet.
    »Wo ist das Problem?« fragte ich.
    »Sie scheinen nicht zu wissen, wie Sie sich anhören. Ihr Ruf, vielleicht Ihr Job, hängen momentan an einem seidenen Faden, und Sie halten es für angebracht, lauthals zu verkünden, daß Ihnen jemand eine Dosis LSD verpaßt hat.«
    »Ich hab eh nie behauptet, daß es mit meinem Geisteszustand sehr weit her wäre.«
    Ich versuchte zu lächeln, als ich das sagte. Aber die Haut um meinen Mund fühlte sich steif und unförmig an.
    »Das ist nicht lustig«, sagte sie. Sie stand auf, um zu gehen, und der Boden ihrer Handtasche, wo die .357er Magnum lag, schlug an ihre Hüfte. »Ich werde nicht zulassen, daß die Ihnen das antun, Dave.«
    »Einen Moment mal, Rosie. Ich lasse nicht zu, daß andere für mich in die Bresche springen.«
    Sie ging seitlich am Haus vorbei zu ihrem Auto, der Rücken so gerade und eckig wie eine kleine Tür.
    »Rosie, haben Sie mich verstanden?« sagte ich. »Rosie? Kommen Sie wieder her! Lassen Sie uns noch mal drüber reden. Ich weiß zu schätzen, was Sie da –«
    Sie stieg in ihren Wagen, gab mir ein Daumenhoch-Zeichen über dem Lenkrad und rollte rückwärts auf die unbefestigte Straße am Bayou. Dann schaltete sie in den ersten Gang und brauste in den langen Tunnel von Eichen, ohne noch einmal zurückzublicken.
    Unabhängig davon, was Rosie in meiner Sache unternehmen wollte, konnte ich immer noch die Möglichkeit nicht ausschließen, daß der Mord von Weißen an einem Schwarzen, dessen Zeuge ich 1957 geworden war, der Haufen Haut und blankpolierte Knochen, den Elrod Sykes im Atchafalaya-Becken entdeckt hatte, nicht irgendwie doch mit der Sache zu tun hatten.
    Aber wie beginnt man Nachforschungen in einem fünfunddreißig Jahre alten Mordfall, der nie als solcher gemeldet worden war?
    Obwohl der Süden von Louisiana, der vorwiegend französisch-katholisch ist, eine lange und deprimierende Geschichte rassistisch motivierter Vorurteile und Ungerechtigkeiten hat, gab es doch nicht annähernd diese Menge von Gewalttaten gegenüber Schwarzen, wie sie im nördlichen Teil des Staates oder in Mississippi auftraten, wo sogar der Mord an einem Kind – Emmett Till –, den zwei Mitglieder des Ku-Klux-Klans 1955 verübten, nicht nur unbestraft blieb, sondern auch noch im nachhinein von der Stadt, in der er sich ereignete, allgemein gutgeheißen wurde. Ohne Zweifel waren die finanzielle Ausbeutung von Schwarzen im allgemeinen und die sexuelle Ausbeutung schwarzer Frauen im besonderen historisch gesehen in unserer Gegend alltäglich, aber Lynchmorde waren selten, und weder ich noch irgendein anderer, mit dem ich sprach, erinnerte sich an einen gewalttätigen Zwischenfall – abgesehen von dem, dessen Zeuge ich geworden war – oder eine extreme, durch Rassenprobleme entstandene Konfliktsituation aus dem Sommer 1957.
    Die größten Zeitungen in Louisiana sind der Morning Advocate aus Baton Rouge und die Times-Picayune aus New Orleans. Ihre Archive haben auch den größten Bestand an alten Zeitungen und nach Stichworten geordneten Presseausschnitten. Ich jedoch begann meine seltsame Odyssee in die Vergangenheit mit den Mikrofilmen im Archiv des Daily Iberian.
    Tatsächlich hatte ich wenig Hoffnung, auf irgendeine Information zu stoßen, die mir nützen würde. In jener Zeit wurden kaum Nachrichten in den Zeitungen von Louisiana publiziert, die Farbige betrafen. Die seltenen Ausnahmen fanden sich im Polizeibericht und vielleicht manchmal auf einer Extraseite, die für Meldungen schwarzer Hochzeiten vorbehalten war.
    Aber vor meinem geistigen

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