Im Schatten der Mitternachtssonne
sie durch das dichte rote Kraushaar. Als er sie berührte, blickte er in ihre Augen und sah das einsetzende Erkennen, das Erstaunen und die Angst. Angst vor ihm? Er hatte nicht die Absicht, ihr weh zu tun, dennoch konnte er ihr die Angst nicht verdenken. Er lächelte sie an, und seine Finger fanden ihren Rhythmus. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen und Scham. Sie schnellte zur Seite, rollte sich seitlich ein, mit dem Rücken zu ihm, und ihre Schultern zuckten.
»Nein«, raunte er. »Vertrau mir, Zarabeth. Komm, laß dir zeigen, was Lust für eine Frau bedeutet.«
Sie rollte sich noch mehr zusammen, und der Anblick ihrer Hinterbacken und ihrer langen weißen Beine verursachten ihm Schmerzen. Er nahm ihren Arm und drehte sie wieder auf den Rücken. »Du tust, was ich dir sage. Du wirst dich mir nicht widersetzen.«
»Du behauptest, du willst mir Vergnügen bereiten, dabei willst du nur den Herren über deine Sklavin spielen. Das gefällt dir. Du willst herrschen, Magnus, du willst andere unterwerfen.«
Er achtete nicht auf die Bitterkeit ihrer Worte, achtete nicht darauf, daß sie die Wahrheit sprach und schüttelte den Kopf. »Halt still. Ich sage es nicht noch einmal.« Er legte seine Hand flach auf ihren Bauch. Seine andere Hand tastete durch ihr Kraushaar und fand sie, und wieder tauchten seine Finger in sie ein und begannen ihren Tanz, langsam, dann schneller, ganz zart, dann wieder tief und fordernd. Sie schloß sie Augen, um ihm ihre Demütigung nicht zu zeigen. Er berührte sie und sah ihr dabei ins Gesicht, forschte nach ihren Regungen und wußte, daß sie ihn dafür haßte.
Dann plötzlich reagierte ihr Körper, und sie erstarrte. Der Rhythmus seiner spielenden Finger beschleunigte sich. »Ja, es gefällt dir«, sagte er, als sei er stolz auf sie, wie auf ein gelehriges Hündchen. Ohne Vorwarnung stieg ihre Erregung, züngelte wie Flammen unter einem Blasebalg hoch, steigerte sich in ein Lustgefühl, so heftig, so allumfassend, daß sie aufstöhnte und sich deshalb zu Tode schämte. Es war mehr als Erniedrigung, sein Zuschauen, sein Abschätzen. Sie hörte ihre eigenen Schreie, gequält und zerrissen. Die Lust baute sich in ihr auf. Sie wußte, da war noch mehr als diese Flutwelle, die einen Damm zu durchbrechen drohte, und sie wußte auch, daß sie allein sein würde, wenn der Damm brach. Er beherrschte sie, er teilte die Lust nicht mit ihr. Er war völlig getrennt von ihr.
Magnus beugte sich über sie, sein warmer Atem an ihrer Wange gab ihr Mut, sie hob ihre Hüften, bewegte sich seinen Fingern entgegen. Sie erwiderte seinen Kuß, und ihre Zunge berührte seine. Und er beobachtete sie, registrierte jede ihrer Regungen und wußte, wann sie sich nicht länger kontrollieren konnte, loslassen mußte. Als der Höhepunkt ihrer Lust kam, küßte er sie tief und nahm ihren Schrei in seinem Mund, in seiner Seele auf.
»Das hast du gut gemacht«, sagte er, nachdem ihr Atem ruhiger geworden war. »Wenn eine Frau vor Lust schreit, ist der Mann stolz auf sich.«
Sie war verzweifelt. Sie sah ihn an, stumm; und sah, wie Groll sich in seinen Augen zusammenbraute.
»Du hattest keine Chance. Du hast dich dagegen gewehrt, Zarabeth, aber du hattest keine Chance. Gib zu, daß es dir Spaß gemacht hat.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist einfach passiert, mehr nicht.«
Sein Mund war eine schmale Linie. »Es wird immer passieren, wenn ich möchte, daß du diese Gefühle hast. Du wirst dich mir nie widersetzen, Zarabeth.«
»Was wirst du tun?« fragte sie teilnahmslos.
»Ich weiß nicht«, sagte er, selbst überrascht von seiner Aufrichtigkeit.
Sie sah ihn lange an. Schließlich flüsterte sie: »Was willst du von mir, Magnus?«
Das Sklavenband glänzte im Schein der Mittsommernacht. Er holte tief Luft. »Stell mir keine Fragen, Frau. Du bist ungehorsam und anmaßend. Reize mich nicht, Zarabeth.«
»Was willst du von mir?« wiederholte sie.
»Komm«, sagte er und stand unvermutet auf. »Ich will dich in meinem Bett haben.«
Sie erhob sich zögernd. Ihr Körper war wund, und ihre Knie schlotterten. Und immer noch war ein sanftes Pochen in ihr, eine Mahnung daran, was er ihr angetan hatte, welche Gefühle er in ihr ausgelöst hatte. Ja, sie spürte eine Weichheit und Wärme, sie konnte es nicht leugnen, doch gleichzeitig wünschte sie, sie hätte neben ihm gelegen und nichts unter seiner Berührung gespürt, nichts außer ihrem Haß. Sie fühlte sich entblößt und hilflos. Willenlos glättete sie ihr Gewand,
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