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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Kenntnis erhalten, dass viele Personen von Rang und Namen einer Regentschaft äußerst positiv gegenüber stehen würden.«
    »Was habe ich damit zu tun?«, flüsterte Foster heiser, zugleich erwartungsvoll. Er begann zu verstehen, was Maureen ihm sagen wollte. Sie forderte ihn, vielleicht sogar im Namen des Prinzen, auf, sich an einer Verschwörung gegen König George zu beteiligen. Er wusste, Maureen hatte mit ihren Ausführungen Recht. Verschiedene Gruppen in England würden lieber den Prinzen auf dem Thron sehen, als weiter seinen immer seniler werdenden Vater. Würde der Prinz aber wirklich so weit gehen, seinen eigenen Vater zu stürzen? Nun, schlussendlich war das eine Entscheidung des Parlaments. Wenn sich allerdings genügend einflussreiche Personen der Meinung des Prinzen anschlossen, würde der Wechsel auf dem Thron nicht mehr als eine Formsache sein. Foster hegte für den lebenslustigen, arroganten Prinzen keine großen Sympathien. Obwohl Willard Foster in seiner Jugend selbst kein Kostverächter gewesen war, konnte er das ausschweifende Leben des Prinzen nicht tolerieren, zumal sich dieser oft mit Damen, die sich weit unter seinem Stand bewegten, einließ. Es stand ihm aber nicht an, Prinz George zu kritisieren. Er war aber der zukünftige König von England, es handelte sich nur um eine Frage der Zeit.
    »Was genau erwartet der Prinz von mir?«, fragte er direkt.
    Maureen nickte anerkennend. »Ihr verfügt über einen scharfen Verstand. Das hatte ich nicht anders erwartet. Ihr sollt nur die Augen und Ohren offen halten. Natürlich könnt Ihr selbst nicht in Kontakt mit dem Prinzen treten, das würde zu viele Risiken für beide Seiten bergen. Ihr werdet wissen, wann die Zeit reif ist, um dann auf der richtigen Seite zu stehen.«
    Fosters Gesicht verdüsterte sich, buschig schoben sich seine Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen.
    »Mit meinem ganzen Denken und Handeln stehe ich hinter dem König. Ihm habe ich Treue und Loyalität geschworen, wenngleich ich seine Ansichten nicht immer teile. Trotzdem liegt es mir fern, irgendetwas zu tun oder zu sagen, was sich gegen den König wenden könnte.«
    »Gleichzeitig unterstützt Ihr aber auch Clinton und teilt seine Meinung, dass dieser unselige Krieg so schnell wie möglich zu beenden ist. Auch auf Kosten Englands.«
    »Sich die Meinung anderer Leute anzuhören, ist nicht gleichbedeutend mit Verrat am König«, gab Foster schärfer als beabsichtigt zurück. »In erster Linie möchte ich meinem Land und den Menschen dienen. Deswegen bin ich Politiker geworden.«
    »Eure Einstellung ehrt Euch, Sir Foster«, antwortete Maureen. »Manchmal ist es aber notwendig, schnelle Entscheidungen zu treffen, die für das Land richtig sind. Und für Euch selbst.« Sie erhob sich.
    »Ihr geht?«
    »Ja. Ich bitte Euch nur um Vorsicht, was die Angelegenheit betrifft.« Maureen machte einen Schritt zur Tür. Plötzlich taumelte sie. Mit zwei Schritten war Foster bei ihr und nahm stützend ihren Arm. »Mir ist plötzlich so schwindlig«, hauchte Maureen. Tatsächlich hatten ihre Wangen eine unnatürliche Blässe angenommen. »Die Sache belastet mich sehr. Vielleicht könnte ich ein Glas Wasser haben?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Foster und rief laut nach seinem Diener, erinnerte er sich dann aber daran, diesen in die Stallungen geschickt zu haben. »Ich bin sofort zurück.«
    Foster lief die Treppe hinunter, durchquerte die Halle und die Küche, griff nach einem Becher und trat in den Innenhof, wo er aus dem Brunnen frisches Wasser schöpfte. Dann beeilte er sich in sein Arbeitszimmer zurückzukehren. Zu seinem Erstaunen fand er es verlassen vor. Offensichtlich hatte Lady Sybil sich von ihrem Schwächeanfall erholt und beeilt, das Haus zu verlassen, wofür er Verständnis hatte. Was für eine starke und faszinierende Frau!
    Foster setze sich wieder an den Schreibtisch und nahm nachdenklich die Unterlagen in die Hand, es fiel ihm aber schwer, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Irgendetwas war an Lady Sybil, das ihn an jemanden erinnerte. Der Blick ihrer Augen, die Art, wie sie selbstsicher das Kinn nach vorne streckte und die Schultern straffte. Obwohl Foster sich sicher war, Lady Sybil noch nie zuvor begegnet zu sein, wurden durch sie in seinem Gedächtnis Erinnerungen wach, die so lange zurücklagen, dass nur Bruchstücke vor seinem geistigen Auge aufblitzten. Manchmal dachte er, er könne ein solches Stück fassen und es in Worte kleiden, im nächsten

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